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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0255

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Leben und, Person des Julianus.

241

Julianus II. Apostata.

(361 — 363.)

Flavins Claudius Julianus, ein Brudersohn Constantins des
Grossen, geh. 331. war von Constantius II. (356) zum Cäsar der
gallischen Provinzen ernannt worden und erwarb sich als solcher
nicht gewöhnlichen Kriegsruhm gegen Alamannen und Franken.
Als ihm der eifersüchtige Kaiser in Folge davon einen Teil seiner
Truppen wieder entziehen wollte, nahm er, von den Soldaten ge-
drängt, den Purpur und rückte gegen Constantinopel (361). Zu
einem Bürgerkriege kam es nicht, da Constantius gleich darauf
starb. Julians ziemlich kurze Regierung ist bezeichnet nach innen
durch den vergeblichen Versuch, das vordiocletianische Römer- und
Heidentum wieder herzustellen, nach aussen durch den glücklich
begonnenen, aber jäh durch seinen Tod unterbrochenen Feldzug
gegen die Perser. Er hatte, vom Tod des Constantius an gerechnet,
20 Monate die Augustuswürde bekleidet und starb im 32. Jahre
seines Lebens. Seine Gemahlin Helena, eine Tochter Constantins
des Grossen, mit der er seit 355 verheiratet, war schon 360 ge-
storben.

Julian war ein Mann von Geist und Phantasie und von grosser
philosophischer Bildung, dabei willenskräftig und ein sittlich flecken-
loser Charakter. Aber zum wahrhaft grossen Regenten fehlte ihm
der Blick für die realen Verhältnisse und Bedürfnisse seiner Zeit.
Sein ganzes Streben beruht viel weniger auf innerer Ueberzeugung
als ai\f dem hartnäckigen, fanatischen Festhalten des einmal einge-
nommenen Parteistandpunktes b

Von seinem Aeussern giebt uns Ammianus Marcellinus, der
ihn noch aus eigener Anschauung kannte, folgende eingehende
Schilderung: ‘1 2 „Er war von mässiger Grösse, hatte wohlgekämmtes,
weiches Haar und einen struppigen, spitz zulaufenden Bart, schön
aufleuchtende Augen, welche den Scharfsinn und die Feinheit
(argutias) seines Geistes verrieten, anmutige Brauen, eine vollkommen
gerade Nase. Der Mund war etwas gross, die Unterlippe ein wenig
hängend; der Nacken fett und leicht gekrümmt, die Schultern breit.

1 Vgl. Schiller Gesch. «1. röm. Kais. II. p. 321 ff.

2 Ammian. XXV. 4. 22.

Bernoulli, Ikonographie. II. 3 IC
 
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