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Magnentius und Decentius.
Stirn und Nacken in einer regelmässigen Linie. Der Ausdruck ist
stupid, die Arbeit leblos. Aus dem fast colossalen Massstab (min-
destens doppelt lebensgross) scheint man auf einen Kaiser, aus dem
Stil mit Recht auf nachconstantinische Zeit, aus dem Mangel eines
Kopfschmucks auf den Cäsar Decentius geschlossen zu haben; auf
den Augustus Magnentius, für den die Schmucklosigkeit im Grunde
noch bezeichnender, wahrscheinlich nur deswegen nicht, weil Yon
ihm berichtet wird, dass er bei seinem Tode bOjährig war, während
wir es hier etwa mit einem Dreissiger zu thun haben. Aber wer
sagt uns, dass Decentius viel jünger als sein Bruder war? Und
darf man aus der blossen Abwesenheit des Diadems — denn für
die Gesichtszüge haben die Münzen hier keine Stimme — auf eine
so unbedeutende Persönlichkeit raten? Der Hauptgrund indes,
warum weder yon Magnentius noch yon Decentius die Rede sein
kann, besteht darin, dass der Kopf seiner toten, byzantinischen
Arbeit wegen tiefer hinab, in die Zeit des eigentlichen Kunstyerfalls
gesetzt werden muss. Auch Malens (Beschr. d. St. Rom III. 1.
p. 204. 76) und Valentinian I. (Helbig Führer durch die Sammll.
Roms I. p. 360), die übrigens auf den Münzen fast immer bediademt
und nie schmucklos erscheinen (einmal mit Helm und einmal mit
Lorbeerkranz), wären hiefür nicht spät genug h
Ebenfalls Alters halber mit Magnentius nicht verträglich die
nach ihm genannte jugendliche Büste im Mus. Torlonia Kr. 528
(abg. Monum. Tori. Taf. 161. Kr. 617).
Ein sicherer (?) Magnentius (Büste oder Kopf) soll sich nach
Helbig in römischem Privatbesitz befinden, worüber mir nichts
Näheres bekannt. 1
1 Der capitolinische Kopf wird in der Nuova descrizione del Museo p. 217,
wie schon von Plattner in der Beschr. Borns a. a. 0., als Geschenk der Marchese
Pietro Lucatelli bezeichnet. Aber es scheint dies auf einer Verwechslung Platt-
ners zu beruhen. Denn während er von einem unbärtigen Haupte, also doch
wohl von dem jetzt an dieser Stelle stehenden Kopfe spricht, verweist er auf
Bottari II. 83, wo vielmehr eine bärtige, mit dem indischen Bacchus verwandte
Büste abgebildet ist, und diese ist das Geschenk von Lucatelli (vgl. Bottari II.
p. 70). Sie befindet sich jetzt, wenn ich nicht irre, im Taubenzimmer.
Magnentius und Decentius.
Stirn und Nacken in einer regelmässigen Linie. Der Ausdruck ist
stupid, die Arbeit leblos. Aus dem fast colossalen Massstab (min-
destens doppelt lebensgross) scheint man auf einen Kaiser, aus dem
Stil mit Recht auf nachconstantinische Zeit, aus dem Mangel eines
Kopfschmucks auf den Cäsar Decentius geschlossen zu haben; auf
den Augustus Magnentius, für den die Schmucklosigkeit im Grunde
noch bezeichnender, wahrscheinlich nur deswegen nicht, weil Yon
ihm berichtet wird, dass er bei seinem Tode bOjährig war, während
wir es hier etwa mit einem Dreissiger zu thun haben. Aber wer
sagt uns, dass Decentius viel jünger als sein Bruder war? Und
darf man aus der blossen Abwesenheit des Diadems — denn für
die Gesichtszüge haben die Münzen hier keine Stimme — auf eine
so unbedeutende Persönlichkeit raten? Der Hauptgrund indes,
warum weder yon Magnentius noch yon Decentius die Rede sein
kann, besteht darin, dass der Kopf seiner toten, byzantinischen
Arbeit wegen tiefer hinab, in die Zeit des eigentlichen Kunstyerfalls
gesetzt werden muss. Auch Malens (Beschr. d. St. Rom III. 1.
p. 204. 76) und Valentinian I. (Helbig Führer durch die Sammll.
Roms I. p. 360), die übrigens auf den Münzen fast immer bediademt
und nie schmucklos erscheinen (einmal mit Helm und einmal mit
Lorbeerkranz), wären hiefür nicht spät genug h
Ebenfalls Alters halber mit Magnentius nicht verträglich die
nach ihm genannte jugendliche Büste im Mus. Torlonia Kr. 528
(abg. Monum. Tori. Taf. 161. Kr. 617).
Ein sicherer (?) Magnentius (Büste oder Kopf) soll sich nach
Helbig in römischem Privatbesitz befinden, worüber mir nichts
Näheres bekannt. 1
1 Der capitolinische Kopf wird in der Nuova descrizione del Museo p. 217,
wie schon von Plattner in der Beschr. Borns a. a. 0., als Geschenk der Marchese
Pietro Lucatelli bezeichnet. Aber es scheint dies auf einer Verwechslung Platt-
ners zu beruhen. Denn während er von einem unbärtigen Haupte, also doch
wohl von dem jetzt an dieser Stelle stehenden Kopfe spricht, verweist er auf
Bottari II. 83, wo vielmehr eine bärtige, mit dem indischen Bacchus verwandte
Büste abgebildet ist, und diese ist das Geschenk von Lucatelli (vgl. Bottari II.
p. 70). Sie befindet sich jetzt, wenn ich nicht irre, im Taubenzimmer.