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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0253

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Magnentius und Decentius.

239

Usurpators Magnentius, sowie seines Bruders Decentius gedacht
werden, weil von ihnen noch besonders viele Münzen und angeblich
oder vermeintlich sogar noch Büsten erhalten sind.

Flavius Magnus Magnentius war ein Germane oder Britte von
Geburt. Er hatte 350 den unbeliebten Beherrscher des Westens,
Constans, gestürzt und sich an dessen Stelle gesetzt. Seine Brüder
Decentius und Desiderius machte er zu Cäsaren. Eine Zeit lang
hoffte er, von Constantius II., dem letzten noch übrigen Sohn Con-
stantins des Grossen, als Mitregent anerkannt zu werden. Aber die
Hoffnung zerschlug sich. Es kam zum Kampfe, Magnentius wurde
in der mörderischen Schlacht bei Mursa in Slavonien geschlagen
(351), zog sich nach Oberitalien und Gallien zurück und gab sich
endlich in Lyon selber den Tod (353), 50 Jahre alt. Decentius,
der ihm hätte Hilfe bringen sollen, kam zu spät und folgte seinem
Beispiel.

Zosimus 1 schildert den Magnentius als einen Barbaren von
grosser Verstellungskunst, der unter einer scheinbar biederen Hülle
eine harte und boshafte Natur verbarg. Die Münzbildnisse
scheinen mehr die letztere anzudeuten als die zahme Aussenseite.
Sie geben ihm ein unedles, barbarisches Profil, eine stumpfe, meist
etwas eingedrückte Nase, ein markiertes, fettes Kinn, einen dicken
Hals. Die Haare begrenzen die Stirn in einer unregelmässigen
Linie oder sie bilden um dieselbe wie manchmal auch im Nacken
einen vorstehenden Wulst. Doch trifft man selten alle diese Züge
vereinigt (Münztaf. IX. 8)1 2. Im Gegensatz nicht nur zu den
Söhnen Constantins, sondern zu fast sämmtlichen nachconstantini-
schen Kaisern (Augusti) ist sein Kopf in der Regel schmucklos.
— Das Bildnis des Decentius ist von dem seines Bruders kaum
zu unterscheiden, natürlich ebenfalls schmucklos, was sich aber bei
ihm schon durch seine geringere Würde erklärt.

Den Abschluss der capitoliirischen Kaiserserie bildet ein
spätrömischer Statuenkopf Nr. 83, der seit E. Braun 3 gewöhnlich
für Magnus Decentius genommen wird. Ein verhältnismässig noch
junger Mann mit kugelförmigem Schädel, niedriger Stirn, flachen
Augen, hoch im Halbkreis gewölbten Brauen, gerader, unmittelbar
an die Stirn ansetzender Nase und hohem Untergesicht. Das Haar
ist einfach durch Striche angegeben und begrenzt mit seinen Spitzen

1 Zos. II. 54.

2 Sehr verschieden davon das Silbermedaillon bei Cohen VI1. pl. IX. 3.

3 Ruinen und Mus. Roms p. 162.
 
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