Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0206

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
192

Carinus. Magma Urbica.

Lastern ergebener Mensch, der ähnlich wie Commodus die hohen
Staatsämter an die Genossen seiner Ausschweifungen verteilte, und
sich höchstens durch den Glanz der Cirkusspiele auszeichnete. Nach
der Erhebung des Diocletian eilte er nach Illyricum, fand aber bald
durch Mörderhand seinen Tod (285), 36 Jahre alt. — Malalas nennt
ihn im Gegensatz zu seinem Bruder klein, dick, von breitem Ge-
sicht, krausem Haar, aber schon halb kahl h Aus einer Stelle des
Suidas muss man schliessen, dass er auf das Lob seiner Schönheit
eifersüchtig war 1 2; ob mit Recht, wird nicht hinzugefügt.

Münze n. — Sein Bildnis ist in den Umrisslinien dem des
Probus ähnlich, aber in jugendlicher Verschönerung und mit vollerem
gerundeterem Kinn. Stirn und Nase bilden eine weniger gebrochene
Linie. Her Bart ist kraus oder lockig. AVas dabei individuell und
was conventioneil, ist schwer auseinander zu halten.

Eine schöne ungebrochene Büste im Capitol, Kaiserzimmer
Nr. 79 (abg. Bottari II. 32), trägt am Schildchen die Inschrift
MACARI, was auf M. Aurelius Carinus gedeutet wird. Hoch ist
die Inschrift wahrscheinlich modern (Helbig, Führer I. p. 359. 79).
Jedenfalls sind die Punkte zwischen den drei ersten Buchstaben
neu gemalt, und somit die Heutung vom epigraphischen Gesichts-
punkt hinfällig. Ausserdem stimmt weder das Bildnis mit den
Münzen, noch sein Stil mit der Zeit des Carinus. Her Kopf hat
eine eher hohe Form, krauslockiges Haar und einen jugendlichen,
wenig ins Gesicht tretenden Bart. Einzig das Alter würde ent-
sprechen. Auch hier wie bei dem Neapler sogenannten Probus
(oben p. 189) scheint ein Bildnis des 2. Jahrhunderts vorzuliegen.

Ein früher auf Carinus bezogener Kopf in Florenz, Uffizien Nr. 235,
jetzt verstellt (Dütschke III. 222), auf Büste von farbigem Marmor, ist bloss
seinen unteren Theilen nach alt und als Bildnis nicht zu bestimmen.

Magnia Urbica.

Magnia Urbica, die uns wieder nur aus den Münzen bekannt
ist, wird seit Eckhel gewöhnlich als Gemahlin des Carinus gefasst,
zu dem sie ihrer anscheinenden Jugend nach jedenfalls eher passt
als zu dem sechzigjährigen Carus. Eine andere Ansicht3, wonach

1 Mal. XII. 304. 8.

2 Suid. s. v. Kaptvoc.

3 Ygl. Lenormant Iconogr. des emp. p. 111.
 
Annotationen