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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0107

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Julia Soaemias.

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(abg. Monum. Tori. Taf. 149. Nr. 577 u. 578) sind ganz willkür-
lich benannt.

Julia Soaemias.

Julia Soaemias, die Mutter des Elagabal, war die Tochter der
Julia Maesa, die ältere Schwester der Mamaea. Wenn die Geburt ihres
Sohnes, wie wahrscheinlich, ins Jahr 205 fällt, so wird man ihr für
diesen Zeitpunkt jedenfalls nicht weniger als 13 Jahre geben dürfen,
und falls ihre jüngere Schwester ebendamals schon den Alexander
Severus gebar, nicht weniger als 14. Sie lebte dann bis 222, wo sie
ermordet wurde, was für ihr Lebensalter ein Minimum von circa
30 Jahren ergiebt. Das Wahrscheinliche ist, dass sie beträchtlich
älter war, sonst hätte sie während der Regierung ihres Sohnes kaum
die Holle spielen können, die ihr von den Geschichtschreibern zu-
geteilt wird. Ihre Schönheit war berühmt, ihr Charakter nicht
ohne Züge des Mutes und der Kühnheit, ihr Lebenswandel aber das
Gegenbild von dem ihrer züchtigen Schwester.

Auf den Münzen trägt sie die Haare gewöhnlich schlicht,
seltener wellig gescheitelt, hinten unmittelbar über dem Hals in eine
Scheibe geordnet. Die Ohren sind bisweilen frei, meist aber von den
Haaren bedeckt wie bei Plautilla. Vereinzelt kommt sogar die Haar-
tracht der J. Domna mit dem den Hinterkopf abrundenden Nest bei
ihr vor h Sie scheint eine etwas gebogene Nase und gleichmässig
vortretende (nicht abgestufte) Lippen gehabt zu haben, welch letzterer
Zug dann bei ihrem Sohne wiederkehrt (Miinztaf. II. 18. 19).

Bei der wechselnden und doch nie bloss für sie allein charakte-
ristischen Haartracht, welche Soaemias auf den Münzen zeigt, ist
es ungemein schwer, ihr Bildnis aus den erhaltenen Büsten heraus-
zusuchen. Indes scheint Visconti eine Benennung getroffen zu haben,
die der Wahrheit so nahe kommt, resp. so viel Wahrscheinlichkeit
hat, als es unter diesen Umständen überhaupt möglich ist.

Eine Soaemias nämlich glaubt er zu erkennen in der als
Anadyomene dargestellten Porträtstatue des Mus. Chiaramonti
Nr. 639 (abg. Taf. XXVII) 1 2, welche in den Ruinen des Forums von
Palestrina gefunden wurde. Sie hat ein Gewand um den Unter-
körper geschlagen und vor der Scham geknotet. Die Arme sind

1 Ygl. Revue numismat. 1861. pl. 4. 12.

2 Pio Clem. II. 51; Clarac pl. 607; Müller-Wieseler Denkm. d. a. Kunst
 
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