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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0106

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92

Die Frauen des Elagabalus.

gemeint ist. Davon trägt nur die erste mit der Hand unter dem
Gewände eine den Münzen ungefähr entsprechende Haartracht • die
beiden anderen haben den grossen geflochtenen Schopf der Julia
Domna. Doch ist es überflüssig, sie auf ihre Aehnlichkeit hin zu
prüfen, da die Büsten ohne Zweifel sammt und sonders modern. Die
ins Gewand geschlagene Hand von Nr. 235 sollte vielleicht auf den
früheren Stand der Aquilia als Vestalin deuten, obgleich es schwer
sein dürfte, diese Symbolik aus antiken Denkmälern zu begründen
und ein das Haupt bedeckender Schleier näher gelegen hätte. Bei
den echten Bildnissen werden dergleichen Anspielungen wahrschein-
lich ganz unterblieben sein.

Brunn glaubt, bei einer Römerin in München Nr. 204, die
das Haar von einem diademartigen Flechtenkranz umwunden hat,
Aehnlichkeit mit Aquilia Severa zu erkennen. Charakteristisch
die hohe Nase und der vorstehende Mund, Züge, von denen ich
nicht sehe, dass sie grade für Aquilia Severa sprechen. Indes
mag das Flechtendiadem auf eine höhere gesellschaftliche Stellung
weisen.

Im zweitletzten Jahr seiner Regierung (221) heiratete Elagabal
nach vorheriger Beseitigung des Bassus dessen Wittwe Annia
Faustina , eine Urenkelin des Marc Aurel, um auch sie sehr
bald wieder zu verstossen. Auf den äusserst seltenen Münzen
— von römischen zählt Cohen deren bloss vier auf — hat sie ein
kurzes, gebogenes Näschen, eine gewölbte Stirn und ein kleines,
spitzes Kinn. Ihre Haare sind schlicht, im Nacken wieder die
Form eines anschliessenden Helmes bildend, bei schöner Rundung
des Schädels (Münztaf. II. 17). Auf griechischen Münzen kommt
auch gewelltes Haar vor.

Die nach ihnen benannte Büste des capitolini sehen Kaiser -
zimmers Nr. 58 (abg. Bottari II. 64), von der, Avenn ich nicht irre,
eine Replik in Venedig (sogenannte Plautilla, Dütschke V. 106,
abg. Zanetti 1. 37), hat avoU ein zu classisches Profil und einen zu
langen Nasenrücken, um Annia Faustina darstellen zu können.

Die sogenannte Mamaea im Louvre (abg. Taf. XXXI), die
neuerdings auch Annia Faustina genannt wird, ist Aveder das eine
noch das andere, Avohl aber vielleicht Orbiana (s. unten p. 106).

Wir stellen die Möglichkeit, dass unter den vielen noch er-
haltenen Köpfen mit der damals üblichen Frisur noch Bildnisse
der Aquilia Severa und der Annia Faustina erhalten, keineswegs
in Abrede; als wahrscheinlich nachzuweisen vermögen wir keines.
Die auf sie bezogenen Büsten im Museo Torlonia Nr. 490 u. 491
 
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