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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0190

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176

Postumus.

P ostumus.

(258—267.)

Von den in Rom nicht anerkannten Usurpatoren, den von Tre-
bellius Pollio sogenannten 30 Tyrannen, kommen eigentlich nur die
gallischen ihrer Münzen wegen ikonographisch einigermassen in Be-
tracht und auch von diesen nur etwa Postumus, Yictorinus und
Tetricus.

M. Cassianus Latinius Postumus gründete während der Regie-
rung des Gallienus im Westen ein unabhängiges Reich, welches Gal-
lien, Britannien und einen grossen Teil von Spanien umfasste (258).
Seine faktische Alleinherrschaft beginnt 259 nach der Ermordung
des jüngeren Valerian in Köln. Er waltete 9 Jahre lang mit Kraft
und Weisheit und stellte Ruhe und Sicherheit wieder her. 267 oder
Anfang 268 fiel er in einem Soldatenaufstand, angeblich weil er
den Truppen die Plünderung von Mainz verweigert hatte. An seine
Stelle trat der Anführer der Meuterer, Laelianus, den schon nach
ganz kurzer Zeit ein ähnliches Schicksal traf. Postumus war älter
als Gallienus, mit dessen Erziehung ihn Valerian sen. betraut hatte,
und da Gallienus im Jahre 268 angeblich als Fünfziger starb, so
werden wir uns den Postumus bei seinem Tode als ziemlich betagt
zu denken haben.

Dies bestätigen die Münzen, von denen es noch sehr viele
und fein gearbeitete giebt, alle in Gallien geprägt, und den Reichs-
münzen an Schönheit fast durchweg überlegen. Postumus ist darauf
in den verschiedensten Weisen dargestellt: nackt, bekränzt oder mit
der Strahlenkrone, aber auch behelmt (als Mars?) wie Gallienus, und
nicht nur im Profil, sondern, was auf römischen Münzen neu, auch
in Vorderansicht (Münztaf. V. 20. 21). Auf dem Revers häufig
Darstellungen oder Attribute des Hercules, mit dem er sich gerne
verglich; bisweilen werden sogar Beider Köpfe nebeneinander gesetzt
(Medaillon von Gotha. Münztaf. V. 22).

Die Hauptmerkmale seines Bildnisses sind volles, halblanges
Haar, das bei Vorderansicht in wirren Locken ins Gesicht fällt,
und ein starker, ebenfalls wieder längerer Bart; dabei ein unschönes.
 
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