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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0189

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Angebliche Saloninusbildnisse. . 175

besonders brauchbaren Silber- und Bronzemedaillons (ein bronzenes
Münztaf. Y. 18)1 zeigen ihn als 7—10jährigen Knaben mit Stumpf-
nase und ausladendem Hinterkopf, von ziemlich vollen Formen.

Diese Medaillons sind es, welche der Benennung einer kleinen
Florentiner Büste Kr. 217 (Dütschke III. 229) zu Grunde liegen,
die einen etwa 7jährigen Knaben mit einem Epheukranz ums Haupt
und einer Nebris um die Schultern darstellt. Da die Züge aber
nur teilweise ähnlich, die Nase z. B. weder stumpf noch eingebogen,
und da der bacchische Charakter nicht auf Saloninus und überhaupt
nicht auf einen kaiserlichen Prinzen deutet2, so kann der Namen-
gebung keinerlei Gewicht beigelegt werden.

Für Bildnisse des Saloninus im Jünglings- oder jugendlichen
Mannes-Alter, von denen sich, wenn er wirklich so lange lebte, am
ehesten eines erhalten haben könnte, sind die Medaillons als Krite-
rium natürlich nicht mehr zu gebrauchen. Aus den andern Münzen
aber lässt sich kein feststehender Typus entnehmen.

Herkömmlicher Weise gilt für Saloninus:

Ein Kopf des Capitol, Kaiserzimmer Nr. 78 (Bottari II. 81),
auf nackter antiker Büste, die wohl zugehörig: Ein Jüngling mit
kurz geschnittenem Haar und wenig vorstehender, fast platt ge-
drückter Nase. Schon aus letzterem Grunde nicht wohl der frühere
Knabe mit dem aufgestülpten Stumpfnäschen (Münztaf. V. 18). Die
specielle Büstenform mit dem scheibenartigen Fuss weist eher auf
ein Privatbildnis.

Worauf sich die angebliche somiglianza a Salonino bei den Jünglings-
köpfen im Museo Chiaramonti Nr. 277 und im Büstenzimmer des
Yatican Nr. 367 gründet, ist mir nicht ersichtlich. Beide, der zweite überlebens-
gross, sind mit dem sog. Philippus jun. des Capitols (oben p. 147. Nr. 1) ver-
wandt. — Auch eine andre chiaramontische Büste Nr. 440, con le fatezze di
Salonino, diese wieder bekränzt, lässt sich meines Erachtens nicht identificieren.

1 Cohen V2 p. 521 und 527.

2 Denn die Onyxbüste des sog. Annius Verus im Cabinet des medailles
zu Paris (Röm. Ikonogr. II, 2. p. 199) wird man nicht als Beweis für letzteres
anführen dürfen.
 
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