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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0221

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Maxentius. Einstige Standbilder.

207

Maxentius.

(306—312.)

Beim Rücktritt des Diocletian und des Maximinian im Jahr
305 war Severus zum Cäsar des Westens bestimmt worden, mit
der Anwartschaft auf Pannonien, Italien und Afrika. Der bei dieser
Wahl übergangene Sohn des Maximian, Maxentius, benützte die
Unzufriedenheit der Senatoren und Prätorianer, um sich in Rom
zum Gegenkaiser aufzuwerfen, und rief, als er von Severus bedroht
wurde, den alten Maximian zur Hilfe herbei. Nach dem Tode des
Severus (307) und des Maximian (310) brach der Krieg zwischen
Constantin und Maxentius aus. Der Letztere wurde an der milvi-
schen Brücke besiegt und ertrank in der Tiber 312. — Seinem
Aeussern nach soll er von kleiner Statur, breit, kraus, stumpfnasig
und etwas schielend gewesen sein und einen schönen Bart getragen
haben b

Maxentius war ein feiger, dem Sinnengenuss ergebener Mensch,
der unbedeutendste unter den damaligen Kaisern, mehr nur durch
die Verhältnisse emporgehoben, ohne irgend ein persönliches Ver-
dienst. Indes die grössere oder geringere Zahl von Bildnisstatuen
hieng nicht in erster Linie von dem Verdienst des Kaisers ab.
Maxentius selbst hatte damaliger Sitte gemäss unmittelbar näch
seiner Erhebung sein Bild nach Afrika geschickt und dort herum-
tragen lassen, um den Beginn seiner Herrschaft anzuzeigen 1 2, ein
Akt, an den sich ohne Zweifel die Errichtung weiterer Denkmäler
knüpfte. Dass es Dkm in Rom an Standbildern nicht fehlte, ist
selbstverständlich. Eines derselben wurde später mit andern Kaiser-
statuen nach Byzanz herüber geholt, um als Schmuck der neuge-
gründeten Hauptstadt zu dienen. Aber Constantin liess dasselbe
wieder entfernen, weil es den Heiden Anlass zu antichristlichen
Demonstrationen gab3. Auch sonst werden die späteren Kaiser
nicht viel Rücksicht genommen haben auf die Bildnisse eines osten-
sibel heidnischen Tyrannen, dessen wüste politische Wirtschaft die
traurigsten Spuren in Italien hinterliess.

Mü nzen. — Dieser wenig günstigen Aussicht auf noch er-
haltene Denkmäler entspricht das prekäre Kriterium, mit dem ope-

1 Malalas XII. 312. 8.

2 Zosim II. 12.

3 De Spectaculis bei Banduri Imp. Orient. I. p. 92.
 
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