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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0205

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Carinus und Numerianus.

191

physiognomisch einigermassen entsprechende: kahl, mit hoher Stirn,
vorspringenden Backenknochen und vorspringender Nase. Ich habe
den Kopf nicht gesehen und kann über seine Münzähnlichkeit nicht
urteilen. Aber dass die Zusammenstellung mit Kronos vorzugsweise
auf einen Kaiser deuten soll, scheint mir sehr problematisch.

Auch ein schöner Nicolo-Intaglio des Cabinet des medailles
zu Paris (Chab. Nr. 2106) wird ihm mit grosser Bestimmtheit zu-
geschrieben.

Der Jaspis-Intaglio dagegen bei Cades Bd. 41. Nr. 622 mit
dem vollhaarigen, starkbärtigen Kopf hat nichts mit Carus zu thun.

Carinus und Numerianus.

(283-285.)

Carus hatte bald nach seiner Erwählung seine beiden Söhne
Carinus und Numerianus zu Cäsaren gemacht.

Numerianus, der jüngere, der gewöhnlich vorangestellt wird,
weil er vor seinem Bruder starb, war eine mehr litterarisch als
militärisch veranlagte Natur, dem der Senat sogar eine Statue als
Bedner zuerkannte 1. Er war mit seinem Vater nach dem Osten
abgegangen, und wurde auf dem Rückweg von dem Gardepräfecten
Aper ermordet, 32 Jahre alt (284). Ueber sein Aeusseres sagt
Malalas2: Er war gross, mager, hatte ein langes, schmales Gesicht;
Nase, Augen und Bart waren von besonderer Schönheit, das Haar
schlicht.

Auf den Münzen erscheint er bald als bartloser, bald als
kurzbärtiger junger Mann mit gerader Nase, das Haar bogenförmig
um die Stirn verschnitten (Münztaf. VI. 19).

Dass ein statuarisches Bildnis auf ihn gedeutet worden wäre,
ist mir nicht bekannt.

Sein Bruder Carinus, der Avährend des Perserzugs im Westen
zurückgeblieben war, war nach Vopiscus ein wollüstiger, allen

1 Yop. Numer. Cap. 11.

2 Malalas XII. 303. 6.
 
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