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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0200

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186

Zenobia. Tacitus und Florianus.

Grr. u. Röm. Portr. Nr. 177 u. 178) an Zenobia denken konnte, ist mir unbe-
greiflich. Stil und Haartracht (ein grosses schräg sitzendes Netz auf dem
Wirbel) \ nach Arndt auch die Büstenform, weisen etwa auf das 2. Jahrhundert.
Von der zweiten Hälfte des 3. kann unter keinen Umständen die ftede sein.

Auch bei dem jugendlichen Köpfchen mit gezackter Stirnkrone im
Museo Torlonia Nr. 520 (abg. Monum. Tori. Taf. 158. Nr. 609) ist man offen-
bar von ganz falschen Vorstellungen über die Zenobiarequisite ausgegangen,
als man dasselbe auf ihren Namen taufte.

Wahballath, der Sohn der Zenobia, wurde nach der Ermor-
dung des Odaenath 267 König von Palmyra, erhielt 270 von Aurelian
den Titel dux et imperator Komanorum, starb aber schon im folgen-
den Jahr 271, kurz nachdem er den Augustustitel angenommen.

Sein Kopf erscheint auf römischen und griechischen Münzen.
Eine alexandrinische ist abgebildet Münztafel YI. 12. Er trägt darauf
einen breiten Kopfschmuck (Kranz und Diadem?).

Tacitus und Florianus.

(275—276.)

M. Claudius Tacitus war schon ein 75jähriger Greis, als er
nach Aurelians Ermordung vom Senat zum Kaiser erwählt wurde.
Er hatte sein Leben in Keichtum und Ehren und, wie es scheint,
ohne grosse Beteiligung an den Feldzügen seiner Vorgänger zuge-
bracht. Als Kaiser glaubte er sich den Mühen des Krieges trotz
seinem hohen Alter nicht entziehen zu dürfen, starb aber nach kaum
halbjähriger Regierung zu Thyana in Cappadocien. Er war von
mildem Charakter, von reinen Sitten und von gebildetem Geist, wie
er sich denn gerne der Abkunft von dem Historiker Tacitus rühmte 1 2.
Von der Schilderung des Malalas 3: mager, etwas kahl und kurz
geschoren, mit kleiner Nase, kann man wie gewöhnlich absehen.

Den Münzen nach entsprach sein Antlitz diesem Charakter.
Der Ausdruck ist milde, das Profil hat edle Formen, eine, wie es

1 Vgl. die Sabina Rom. Ikonogr. II. 2. Taf. XL a.

2 Vop. Tac. 10.

3 Mal. XII. p. 301. 11.
 
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