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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0199

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Ihre Persönlichkeit. Münzen und Bildnisse.

185

aber begnadigt und soll ihr Leben in hohem Alter auf einem Land-
sitz bei Tibur beschlossen haben.

Zenobia tritt neben Mamaea ohne Vergleich am bedeutendsten
aus der Reihe der späteren Kaiserfrauen hervor h Sie ist auch die
einzige, über deren äussere Erscheinung etwas berichtet wird, ob-
gleich leider mehr nur malerische Züge, ihre dunkle Gesichtsfarbe,
das Blitzen ihrer schwarzen Augen, der Perlenglanz ihrer Zähne
hervorgehoben werden1 2. Allein so viel geht aus Allem hervor,
dass ihre Schönheit ebenso ausgezeichnet gewesen sein muss wie
ihr aufs Hohe gerichteter Geist und ihr heldenmütiger Charakter.
Ihre Kleidung, wie das ganze Hofceremoniell, war persisch. Sie
trug Diadem und Purpurmantel und kleidete sich als Dido3. In
den öffentlichen Versammlungen und beim Heere erschien sie mit
Panzer und Helm. — Bei ihrer Gefangennehmung stand sie noch
im besten Lebensalter; denn 6 Jahre vorher, beim Tode des Odaenath
waren ihre Söhne noch unmündig.

Die seltenen M ii n z e n mit dem Bildnis der Zenobia sind mit
Ausnahme einer verschollenen römischen in Alexandria geschlagen;
daher von äusserst geringem Gepräge und zur Identificierung von
Büsten unzureichend. Sie zeigen sie in römischem Costüm und
zwar merkwürdiger Weise mit der Haartracht der Mamaea, nicht
mit der der zeitgenössischen Kaiserinnen (Münztaf. VI. 11).

Ob freilich mit besseren Münzen für die Denkmälerkunde der
Zenobia viel geholfen wäre, ist sehr die Frage. Jedenfalls müssten
es palmyrenische Münzen sein. Denn öffentliche Bildnisse von ihr
wurden ohne Zweifel nur im Bereich ihrer Herrschaft aufgestellt,
und diese aller Wahrscheinlichkeit nach in dem von ihr beliebten
persischen Costüm. Der über Kleinasien zurückliegende Osten hat
uns aber bis jetzt nicht viele ikonographische Denkmäler geliefert.
Zwei männliche Kalksteinköpfe von Palmyra aus der Sammlung
Jakobsen in Kopenhagen sind bei Brunn-Arndt, Gi'iech. u. Röm.
Porträts Kr. 59 u. 60 publiciert. Weibliche kenne ich keine. Die
entthronte und nach Italien geführte Königin wird überhaupt nicht
mehr durch öffentliche Bildnisse geehrt worden sein.

Wie man bei dem seinen Formen nach nichts weniger als schönen Ma-
tronenkopf des Museo Chiaramonti Nr. 268 (jetzt public, bei Brunn-Arndt

1 Luc. Double (Les Cesars de Palmyre 1877) sucht mit Unrecht Zenobia
als unbedeutend hinzustellen. Vgl. Schiller in Burs. Jahresbericht VI. 1878.
p. 545.

2 Treb. Trig. Tyr. 30. 15.

3 Habitu Didonis ornata. Treb.
 
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