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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0023

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Die capit. Büste nicht Julianus.

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treffen mit einzelnen Typen derselben sehr nahe zusammen. Doch
hat er ein regelmässigeres (fast klassisches) Profil, einen jugend-
licheren, sanfteren Ausdruck und einen schlankeren Hals. Der Bart
ist geschlossener und spitzer und mehr vom Hals abstehend (Münz-
taf. I. 4). — Malalas weiss ausserdem von ihm, dass er ein kleines
oder schmales Gesicht gehabt (X e 7t t o y apä.y.tyjpoc), ferner zusammen-
laufende Brauen, und dass er schielte \

Die kurze, unbedeutende und wenig ehrenvolle Rolle, welche
Didius Julianus in der Geschichte gespielt hat, lässt voraussetzen,
dass Bildnisse von ihm nur in sehr beschränkter Zahl aufgestellt
wurden. Wenn deren noch vorhanden, muss schon ein guter Zufall
gewaltet haben. Gleichwohl glaubte Visconti mit ziemlicher Sicher-
heit zAvei Denkmäler, eine Büste und eine Togastatue, resp. den
einer Togastatue aufgesetzten Kopf, ihm zuschreiben zu dürfen.

Die Büste, gleich dem sogenannten Pesc. Niger (oben p. 3. Nr. 3)
im Garten der Mendicanti zu Rom gefunden, stand anfangs im Vatican,
wurde aber 1816 zur Vervollständigung der capitolinischen Kaiser-
reihe in diese Sammlung, Kaiserzimmer Nr. 46 versetzt (abg. Taf. IV)1 2.
Sie stellt einen Mann dar von noch kräftigem Alter, mit glatter Stirn
und ohne Schläfenrunzeln, der Nasenrücken gerade, die Augen von
buschigen Brauen überschattet, Haar und Bart etwas gelockt, doch
nicht kraus, und in ziemlich roher Manier bloss mit dem Bohrer
bearbeitet. Aehnlichkeit mit den Münzen ist nur im allgemeinsten
Sinne vorhanden, charakteristische Uebereinstimmung eigentlich nir-
gends (namentlich höhere Proportionen von Stirn und Nase), und da
das Alter nur etwa das eines Vierzigjährigen, so wird man die Be-
ziehung auf ihn abweisen müssen. —- Dieses Resultat wird natürlich
nicht geändert, selbst wenn es wahr wäre, dass sich neuerdings
noch ein zweites Exemplar des Bildnisses gefunden in einem Kopf
des Conservatorenpalastes (Octogon Nr. 39). Denn einmal fällt
hier die Münzvergleichung noch weniger zu Gunsten des Julianus
aus, und dann ist auch dieser Kopf für einen Sechziger zu jugend-
lich. Uebrigens geht aus den mir vorliegenden Profilphotographieen
mit Sicherheit hervor, dass man mit Unrecht die gleiche Person in
ihnen zu erkennen glaubt. — Verwandt mit der erstgenannten Büste
der Hochreliefkopf des sogenannten Pertinax in einem Clypeus der
Villa Albani Nr. 90 (ahg. Cavaceppi Racc. II. 55).

Die von Visconti in Paris gesehene, bis in die neueste Zeit

1 Malal. XII. p. 290. 12.

2 Pio Clem. VII. 21; Montagnani Mirabili II Mus. Cap. IV. 2. tav.
L. A.; Righetti Camp. I. 181.
 
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