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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0110

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96

Julia Maesa.

tracht bezeichnet eine Art Uebergang von der ihrer Schwester Julia
Domna zu der ihrer Töchter und Enkelinnen. Sie deckt noch voll-
ständig die Ohren und schliesst hinten in eine Art Nest ab. Das
letztere ist aber bedeutend kleiner als bei Julia Domna und nähert
sich, obwohl immer noch etwas ausladend, dem flachen Abschluss
bei Soaemias und bei den folgenden Kaiserinnen. Die Haare selber
sind schlicht oder nur wenig gewellt (Münztaf. II. 20. 21).

Ein sicheres Bildnis ist ausserhalb des Münzgebiets bis jetzt
nicht nachgewiesen worden, und diejenigen Denkmäler, die ihren
Kamen tragen, sind meist ziemlich willkürlich benannt. Es muss
doch mindestens eine gewisse Keife des Alters und eine ungefähr
den Münzen entsprechende Haartracht Zusammentreffen, wenn der
Gedanke an sie eine leidliche Basis haben soll. Ich kenne aber
keine Büsten, wo beide Faktoren in deutlicher Weise zur Erschei-
nung kämen*, und die herkömmlichen Benennungen stützen sich fast
alle nur entweder auf das Eine oder auf das Andere. Dass etwa
gar noch ein weiteres Moment, die vorauszusetzende Aehnlichkeit
der Maesa mit ihrer Schwester in Betracht gezogen wäre, davon
ist nirgends die Kede. Aber allerdings ist dies auch kein notwen-
diges Requisit und keines, mit dem sich leicht argumentieren lässt,
-weil der Julia Domna-Typus selber nicht ganz sicher.

Die capitolinische sogenannte Maesa (Kaiserzimmer Kr. 59)
hat mit dem Münz typus nichts gemein als etwa den Matronen-
Charakter, und scheint ihrer Haartracht nach eher der Zeit der
älteren Faustina anzugehören 1. Vielleicht dieselbe Person wie der
einer Hygieia aufgesetzte Kopf im Salone Kr. 6 (abg. Clarac pl. 555).

Ein schlecht ergänzter Florentiner Kopf mit dem Kamen
Julia Maesa, Uffizien Kr. 199 (Dütschke III. Kr. 234) gehört zwar
seiner Frisur nach an den Anfang des 3. Jahrh. und zeigt ebenfalls
ein nicht mehr ganz jugendliches Gesicht. Aber die Anordnung der
Haare, wenn ihre Ergänzung anders richtig, ist nicht speciell die der
Maesa, sondern vielmehr die der jüngeren Kaiserinnen ihres Hauses,
auf welche sie wieder Alters halber nicht bezogen werden kann.

Ein Wiener Kopf Kr. 95 (Cat. von Sack. u. Kenn.) mit langen,
die Ohren bedeckenden Scheiteln und um den Hinterkopf geordneten
Flechten ist seiner Haartracht nach eher bei Scantilla oder Didia
Clara unterzubringen (oben p. 13), ausserdem für Maesa zu jugendlich.

Die Form des Kestes der Maesa findet sich zutreffend bei einem

1 Vgl. die dieser zugeschriebene Büste in der oberen Gallerie ebenda
Nr. 64 (Röm. Ikonogr. II. 2. p. 160 oben).
 
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