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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0020

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Pertinax.

Unterschiede zur Seite gehen, Avie die Kahlheit und das Zurück -
weichen der Stirn und die yortretende Wölbung des Hinterkopfs,
Unterschiede, die schliesslich doch über das Mass des noch mit den
Münzen zu Vereinigenden hinausgehen.

Ferner verdient vielleicht auch die ihrem Kopftypus nach mit
dieser Büste verwandte Pariser Statue des sogenannten Pupien (abg.
Taf. XXXVII), einmal auf ihre Hiehergehörigkeit besprochen zu
werden. An der Pupienbedeutung hatte schon Visconti zeitweise
Anstoss genommen 1, und sie lässt sich in der That nicht aufrecht
erhalten, während eine ganze Peihe von Momenten gerade für Per-
tinax sprechen. Im Gegensatz zum Mongez’schen Typus (Taf. I)
haben wir hier gelocktes Haar wie auf den Münzen, ein in den
Formen derbes Profil mit niedriger Stumpfnase, vorquellender Unter-
stirn und buschigen Brauen, eine energische Physiognomie von ehr-
würdiger Bildung (senex venerabilis). Abweichend von den Münzen
ist hauptsächlich nur das auch hier über der Stirn gelichtete Haar
und der für Pertinax etwas kurze, compacte Bart. Man könnte nun
sagen, die Stempelschneider hätten auf beginnende Kahlheit nicht
immer Bücksicht genommen, und die Länge des Bartes sei etwas
Zufälliges und Wechselndes. Indes Beides sind doch nicht zu leug-
nende Schwierigkeiten und ich glaube, die Gesichtszüge müssten
zwingender auf Pertinax weisen, als es der Fall ist, um uns zu
veranlassen, so leicht über jene hinwegzugehen. Wir würden nur
eine falsche Deutung an die Stelle einer anderen setzen.

Daneben befindet sich im Louvre noch ein anderes Bildnis
mit pertinaxartigen Zügen, dieses auch wieder seinen Kamen füh-
rend, nämlich die Büste in der Salle de Mecene Kr. 2215, bei welcher
der jetzige Katalog die Sammlung Borghese als früheren Auf-
bewahrungsort nennt. Es ist aber ohne Zweifel die bei d’Escamps
pl. 102 abgebildete, also aus der Sammlung Campana stammende
Büste. Typus: Breite Schädelform, kurzes, nur an den Enden sich
krümmendes Haar, wulstig gegen die Hasenwurzel herabgezogene
Brauen, deren Linie sich in den Stirnfalten und in der Haargrenze
darüber wiederholt, stumpfe Käse, unwirscher, fast tyrannischer Aus-
druck. Kur der zwar lange, aber eine einzige runde Masse bil-
dende Bart würde wieder weniger entsprechen. — Der Kopf kommt,
wenn ich nicht irre, noch zweimal in Blundeil Hall (Michaelis
Anc. Marbl. p. 365 Kr. 140. 141; abg. Engrav. 77. 1. 3) vor. Ich
gestehe indes, weder zu dem Altertum des Pariser Kopfes, trotzdem
er auf eine ostensibel moderne Büste gesetzt ist, noch zu dem der beiden

1 Visconti Pio Clem. III. p. 25 f.; vg’l. indes VI. p. 227. Anm.
 
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