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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0096

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82

Diadumenian.

(Michaelis p. 651. 30; phot. abg. in den Notes and Remin. of Rossie
Pr.), oder die verdächtige im Mus. Torlonia Nr. 487 (abg. Mon.
Tori. 148. Nr. 574), die übrigens zunächst mehr aus einem äusseren
Grunde, nämlich wegen angeblichen Mitgefundenseins mit einem
falsch benannten Macrinus, auf Diadumenian bezogen wird (s. p. 80).
Auch die beiden Florentiner Büsten Nr. 191 (Dütschke III. 237)
und Nr. 183 (Dütschke III. 240) und die ehmals rondininiscke
bei Guattani (Monum. ant. 1788. Tav. 3), sowie die Statue des
Museo Chiaramonti Nr. 493 (zum ersten Mal abgebildet auf
unserer Taf. XXIV) scheinen schon reifere Knaben von 12 bis
15 Jahren darzustellen. Wollte aber Jemand mit Berufung auf
die Unsicherheit der Altersbestimmungen behaupten, die Zehnjährig-
keit sei bei ihnen nicht absolut ausgeschlossen, so müsste doch aus
formellen Gründen wenigstens dreien derselben die Berechtigung
des Namens abgesprochen werden. Trotz grosser Uebereinstimmung
in Schädelbau und Proportionen und einem nicht ganz zu leugnen-
den Mass von venustas 1 haben die Florentiner Büsten eine nach
oben allzu vortretende Stirn, Nr. 191 auch zu langes Haar, Nr. 183
ein zu hohes Kinn, um mit den Münzen identificiert werden zu
können. Dazu kommen starke Ergänzungen (bei Nr. 191 Hinter-
kopf und Hals, bei Nr. 183 die vorstehenden Teile des Profils),
so dass nicht einmal ein fester Boden für die Vergleichung vor-
handen ist. — Die ehmals rondininische ist gegenwärtig ver-
schollen, wenigstens hei Matz-Duhn, so viel ich sehe, nicht ver-
zeichnet, daher uncontrollierbar. Aber das länglichte gelockte Haar,
das ihr die Abbildung giebt, spricht wohl hinlänglich gegen die
Richtigkeit ihrer Benennung.

Es bliebe also die Statue des Museo Chiar am onti: Ein Knabe
in heroischem Costüm, mit Chlamvs über der linken Schulter und
Wehrgehenk um die Brust. Der Kopf ist zwar aufgesetzt und
durch ein zwischengefügtes Halsstück mit dem Rumpf verbunden,
so dass die Zusammengehörigkeit beider zweifelhaft ist und aus dem
Charakter des Torso kein Schluss auf den Charakter des Kopfes
gemacht werden darf. Allein an sich würde der Kopf die an einen
Diadumenian zu stellenden Bedingungen der Münzähnlichkeit und
der Formenschönheit in hohem Grade erfüllen, und könnte mit
seinem ausladenden Wirbel, dem schlichten, knapp anliegenden
Haar und dem edlen Profil, an welchem besonders die anmutige
Bildung des Kinns ("d omnem decorem mento composüo. Lampr.) auf-
fällt, gar wohl als ein Bildnis desselben angesehen werden. Immer-

1 Lampr. Diad. 3.
 
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