Statue des Sardanapallos.
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der Kopf wegen der Grösse der Statue nur in der Verkürzung er-
scheint, konnte man vielleicht darüber im Zweifel sein. Die vor-
liegende genaue Profilansicht lässt deutlich erkennen, dass nicht
bloss das kurz geschnittene Haar und die Länge des Kopfes, son-
dern auch die einzelnen Formen des Gesichts, namentlich Mund und
Kinn, in unvereinbarem Widerspruch mit dem Münzbild des Ela-
gabal stehen.
Zum Schluss mag noch erwähnt werden, dass Mongez in einer
besonderen Denkschrift versucht hat, den Bevrnis zu leisten, dass
in der bekannten Statue des Sardanapallos im Vatican, Saal der
Biga Kr. 608 (abg. Pio Clem. II. 41) Elagabal in seiner Eigen-
schaft als Sonnenpriester dargestellt sei1. Der Gedanke an eine
solche Deutung ist ja allerdings nahe genug gelegt durch das Zu-
sammentreffen des Kamens und des Charakters jenes assyrischen
Königs sowohl bei der vaticanischen Statue als bei unserem Kaiser;
denn auch Elagabal soll seiner Wollust und Weichlichkeit wegen
von den Körnern Sardanapal genannt worden sein2. Indes nun
auch zu behaupten, dass die Züge des Elagabal — Mongez meint
natürlich die des Pariser Kopfes (5) — deutlich im Gesicht der Statue
zu erkennen seien, heisst denn doch einer unbefangenen Betrachtung
allzu viel zugemutet, und beweist, wie wenig skrupulös der fran-
zösische Ikonograph zu Werke gieng, wo er sich auf eigene Fiisse
stellte. Schon Visconti hat die behauptete Aehnlichkeit ausdrück-
lich dementiert3 und darauf hingewiesen, dass der Typus der
Sardanapallosstatue kein individuell menschlicher ist, sondern durchaus
der göttliche des bärtigen Dionysos. Er hätte hinzufügen können,
dass auch die Gewandung eine idealgriechische, die mit dem Costüm
des syrischen Sonnenpriesters nichts gemein hat. Am allerwenigsten
durfte für diese Hypothese die Stelle des Herodian herbeigezogen
werden, wro er den priesterlich geschmückten Elagabal mit Bacchus
vergleicht. Denn einmal spricht Herodian ausdrücklich vom jugend-
lichen Bacchus, nicht vom bärtigen, und dann ist seine Vergleichung
ganz unwahr, vreil der jugendliche Bacchus „auf schönen Kunst-
werken“, das will doch sagen in Statuen (nicht auf Vasenbildern),
niemals in zierlicher Kleidung erschien. Wenn Elagabal wirklich
in Statuen als Sonnenpriester dargestellt wurde — ein gemaltes
Porträt in dieser Auffassung hatte er allerdings nach Kom voraus-
1 Mem. de l’Acad. des inscript. 1820. Ygl. Icono.gr. rom. III. p. 188.
2 Dio 79, 10. 13. 17.
3 Pio Clem. II. p. 269.
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der Kopf wegen der Grösse der Statue nur in der Verkürzung er-
scheint, konnte man vielleicht darüber im Zweifel sein. Die vor-
liegende genaue Profilansicht lässt deutlich erkennen, dass nicht
bloss das kurz geschnittene Haar und die Länge des Kopfes, son-
dern auch die einzelnen Formen des Gesichts, namentlich Mund und
Kinn, in unvereinbarem Widerspruch mit dem Münzbild des Ela-
gabal stehen.
Zum Schluss mag noch erwähnt werden, dass Mongez in einer
besonderen Denkschrift versucht hat, den Bevrnis zu leisten, dass
in der bekannten Statue des Sardanapallos im Vatican, Saal der
Biga Kr. 608 (abg. Pio Clem. II. 41) Elagabal in seiner Eigen-
schaft als Sonnenpriester dargestellt sei1. Der Gedanke an eine
solche Deutung ist ja allerdings nahe genug gelegt durch das Zu-
sammentreffen des Kamens und des Charakters jenes assyrischen
Königs sowohl bei der vaticanischen Statue als bei unserem Kaiser;
denn auch Elagabal soll seiner Wollust und Weichlichkeit wegen
von den Körnern Sardanapal genannt worden sein2. Indes nun
auch zu behaupten, dass die Züge des Elagabal — Mongez meint
natürlich die des Pariser Kopfes (5) — deutlich im Gesicht der Statue
zu erkennen seien, heisst denn doch einer unbefangenen Betrachtung
allzu viel zugemutet, und beweist, wie wenig skrupulös der fran-
zösische Ikonograph zu Werke gieng, wo er sich auf eigene Fiisse
stellte. Schon Visconti hat die behauptete Aehnlichkeit ausdrück-
lich dementiert3 und darauf hingewiesen, dass der Typus der
Sardanapallosstatue kein individuell menschlicher ist, sondern durchaus
der göttliche des bärtigen Dionysos. Er hätte hinzufügen können,
dass auch die Gewandung eine idealgriechische, die mit dem Costüm
des syrischen Sonnenpriesters nichts gemein hat. Am allerwenigsten
durfte für diese Hypothese die Stelle des Herodian herbeigezogen
werden, wro er den priesterlich geschmückten Elagabal mit Bacchus
vergleicht. Denn einmal spricht Herodian ausdrücklich vom jugend-
lichen Bacchus, nicht vom bärtigen, und dann ist seine Vergleichung
ganz unwahr, vreil der jugendliche Bacchus „auf schönen Kunst-
werken“, das will doch sagen in Statuen (nicht auf Vasenbildern),
niemals in zierlicher Kleidung erschien. Wenn Elagabal wirklich
in Statuen als Sonnenpriester dargestellt wurde — ein gemaltes
Porträt in dieser Auffassung hatte er allerdings nach Kom voraus-
1 Mem. de l’Acad. des inscript. 1820. Ygl. Icono.gr. rom. III. p. 188.
2 Dio 79, 10. 13. 17.
3 Pio Clem. II. p. 269.