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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0119

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Büste von Cherchell. Capitolinischer Sarkophag.

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berechtigt anerkennen, auch nicht die capitolinische Büste (1),
deren unschönes Profil und philiströser Ausdruck weder mit dem
Durchschnitt der Münzen noch mit den oben genannten wahrschein-
lichen Bildnissen stimmt. — Die im ersten Büstenzimmer des
Vatican (5), die übrigens nur zaghaft als Alexander gegeben
wird, muss sowohl des gelockten Haares wegen als aus Stilgründen
(Zeit der Antonine?) gestrichen werden. — Wenn gelocktes oder
krauses Haar bei ihm angenommen werden dürfte, so käme noch
vorher eine Panzerbüste von Cherchell in Algerien in Betracht
(Photogr. von Herrn Gauckler in Tunis), welche nicht bloss von
ungewöhnlicher Schönheit der Arbeit, sondern mit welcher zugleich
zwei Dedicationsinschriften an Alex. Severus und Orbiana aufge-
funden wurden h Indes scheint kein zwingender Grund vorzuliegen,
die Inschriften auf die Büste zu beziehen; und da das Bildnis, so
viel man aus der VOrderansicht entnehmen kann, nicht mit den
Münzen harmoniert, auch nur in dieser einzigen Büste vorkommt,
so wird man vielmehr an einen sonstigen jungen Römer jener Zeit
(dem Stil nach Anfang des 3. Jahrhunderts) denken müssen. —
Die Büste des Braccio nuovo (2) gehört, wie eine (auf dem Büsten-
fuss) ebenso bezeichnete der Villa Albani Nr. 1023, zu den
Wiederholungen eines Typus, der mit ungleich grösserer Wahr-
scheinlichkeit auf Gordian III. bezogen wird (s. d.).

Vollends willkürlich, wenigstens mit Rücksicht auf die männ-
liche Figur, war es, das liegende Paar auf dem grossen Sarkophag
des capitolinisehen Museums, Stanza dell’ Urna (Beschr. d.
St. Rom III. 1. p. 151; abg. Clarac pl. 762 A) 1 2, Alexander Se-
verus und Mamaea zu nennen. Schon Venuti und Winckelmann
haben richtig bemerkt, dass die männliche Figur für Alexander zu
alt, und dass man nicht Mutter und Sohn, sondern ein Ehepaar in
ihnen zu erblicken habe. Die Frisur der weiblichen Figur mit dem
in vierfacher Flechte emporgelegten Nackenhaar weist auf die Zeit
von Gordian III. abwärts (vgl. Salonina). Wenn der Name des
Alexander Severus trotzdem noch an dem Sarkophag haftet, so ist
es bloss der bequemeren Bezeichnung wegen.

Dass von einem in Senatskreisen so gefeierten Kaiser auch
Bildnisse auf Edelsteine geschnitten worden, braucht nicht aus-
drücklich gesagt zu werden. Eines der sichersten — das einzig

1 Gief. Mitteilung von Herrn Gauckler.

2 Robert Sarkophagreliefs II. Taf. 14, wo auch die früheren Abbildungen
sammt der Litteratur angegeben.
 
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