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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0132

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118

Maximinus.

7. 8. Zwei dieselbe Person darstellende Campana’sche Büsten von weissein
Marmor befinden sich im Louvre, Salle des Saisons Nr. 2250 und 2251.
Der eine hat bloss einen kurzen Wangenbart vor den Ohren, der andre (abg'-
bei D’Escamps jal. 101 als Sextus Quintilius Maximus, weil angeblich zu Roma
vecchia gefunden, wo jener eine Villa hatte) hat einen zwar ebenfalls kurz
geschnittenen, aber rings umlaufenden Bart. Beide sind ohne Zweifel mit Rück-
sicht auf einander gearbeitet, die Unterstirn wieder von zwei verticalen, die
obere von zwei horizontalen Furchen durchzogen, ebenso je eine starke Furche
von den Nasenflügeln abwärts. Die Kcrpfe waren nie von den Büsten getrennt,
und letztere sind sich nahezu gleich (Panzer mit stramm nach links gezogenem
Paludamentum); an dem unbärtigen sind Nase, Lippen und Kinn neu. Ich
halte beide für moderne Fälschungen, den bärtigen allerdings für eine sehr
geschickte, denn er ist teilweise mit einem (künstlichen?) Tarter überzogen, der
auf langes Liegen in der Erde hindeuten soll.

Dass alle diese acht Köpfe oder Büsten Maximin darstellen,
und zwar so wie er auf den Münzen mit dem edleren, würdevolleren
Typus erscheint, geht aus dem Vergleich der betreffenden Denk-
mäler mit vollster Klarheit hervor. Die Aehnlichkeit von Kopf-
form und Profil ist schlagend; die Marmorköpfe sind wie nach den
Münzen gearbeitet oder umgekehrt.

Von zweifelhafter Identität, obwohl die wesentlichen Charakter-
züge auch hier zutreffen, ist:

9. die Florentiner Büste, Uffizien Kr. 201 (Dütschke III. 195).
Das Untergesicht ist zugespitzter, weniger fleischig, die Mundwinkel
nicht emporgezogen. Indes liesse sich der Kopf „mit den Münz-
typen von mehr jüdischem Charakter zur Not noch vereinigen.

Die Büste im Museo Torlonia Kr. 497 (abg. Monum.
Tori. Taf. 151. 584) dagegen scheint fälschlich Maximin genannt
zu sein.

Vollends willkürlich die Bezeichnung Maximin bei der heroi-
schen Neapler Statue, 1. Corr. rechts, Gerhard Kr. 136 (abg.
Clarac pl. 940 C) 1. Der Kopf ist aufgesetzt und wohl zu klein,
um zugehörig zu sein, für Maximin schon zu rundlich. Er hat
dünnes, die Stirn fast kahl lassendes Haar und einen trüben Blick,
dabei ist er bartlos. Schon Finati hat die herkömmliche Benennung
zurückgewiesen und die Statue auf Vespasian gedeutet, an den sie
allerdings erinnert. Aber es ist ein unbekanntes Porträt2.

Von geschnittenen Steinen dürfte der Kopf eines zwei-

1 Mus. borb. XIII. 50; Gargiulo u. Lenormant L’art antique. 2. Ser. IV.
Taf. 59, wo auch, das Profil.

2 Gerhard deutet auch einen bartlosen, kahlköpfigen Alten auf einem
römischen Grabrelief im Lateran Nr. 34 (abg. Mat. Bildw. 120. 2) auf Maxi-
min. Allein er scheint dabei eben die Neapler Statue als Richtschnur genom-
men zu haben.
 
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