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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0136

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Die beiden ersten Gordiane.

wurde besiegt und getötet, worauf sieb der Vater mit einem Strick
das Leben nahm. Der Senat erhob sie unter die Götter.

Auch über ihr Aeusseres werden uns einige Notizen mitge-
teilt. Vom Vater heisst es bei Capitolinus1: „Er hatte die ge-
wöhnliche Grösse eines Römers, schönes, vom Alter gebleichtes Haar
und imponierende Züge. Seine Hautfarbe war mehr rot als weiss.
sein Gesicht ziemlich gross (bene lata), Augen, Mund und Stirn von
ehrwürdigem Ausdruck. Sein Körper neigte zur Fettigkeit.“ Dem
Sohne giebt derselbe Schriftsteller ebenfalls eine nicht gewöhnliche
Schönheit1 2 und einen wohlbeleibten Körper3, obgleich er wenig
Speise zu sich nahm4. Als Behauptung des Terentianus führt er
an (cap. 21), der ältere Gordian habe so sehr dem Augustus ge-
glichen, dass man selbst dessen Stimme, Manieren und Figur wieder
zu erkennen glaubte. Der Sohn dagegen sei dem Pompejus ähn-
lich gewesen, obgleich Pompejus nicht wohlbeleibt gewesen sein soll.

Münzen. — Wenn schon überhaupt die Münzen für die
späteren Kaiser, ein sehr unzureichendes ikonographisches Hilfsmittel
sind, so ist dies bei den Gordianen doppelt der Fall, weil Vater
und Sohn auf ihnen die gleiche Umschrift tragen und rein numis-
matisch gar nicht aus einander zu halten sind. Das einzige Unter-
scheidungsmittel ist das Alter der dargestellten Köpfe. Nun zeigen
allerdings die einen eine kahle Stirn, die andern eine solche mit noch
vollem Haar und man sollte meinen, dass damit Vater und Sohn
ziemlich deutlich gekennzeichnet seien. Dem ist aber keineswegs
so, weil mit der kahlen Stirn ein anscheinend jugendlicheres Alter,
mit dem vollen Haar ein vorgerückteres verbunden ist. Daher
werden im Gegenteil ganz allgemein die vollhaarigen Köpfe für den
Vater, die kahlköpfigen für den Sohn genommen. Wie dem aber
sein mag, auf ihre Bildnisähnlichkeit ist jedenfalls kein Verlass;
denn auch der ältere von Beiden stellt noch lange nicht einen
80jährigen Mann dar, wie es Gordian I. war. Wahrscheinlich lagen
den Stempelschneidern in Italien gar keine echten Bildnisse des
schon längere Zeit von Rom abwesenden Statthalters von Afrika
und seines Sohnes vor, und es mussten mehr oder weniger erfundene
an ihre Stelle gesetzt werden. Dabei kam es dann nicht mehr
gross darauf an, ob das Alter genau stimmte oder nicht. Falls den
beiden Münzbildnissen dennoch eine typische auch für die Büsten
massgebende Bedeutung zugeschrieben werden darf, so würden als

1 Capit. Gord. 6.

2 Oapit. a. a. 0. 18.

3 Erat corporis vasti. A. a. 0. 21.

4 A. a. 0. 19.
 
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