Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0143

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bronzebüste in der vaticanischen Bibliothek.

129

Iconogr. rom. III. p. 217) dieselbe fette Constitution wie auf den
Münzen, dasselbe schlichte kurzgeschnittene Haar und ähnliche
Proportionen der Gesichtsteile zeigt. Doch ist die Stirn niedriger
und weicht, wie das Kinn, etwas mehr zurück. Auch der glatt
rasierte Bart dürfte in dieser Zeit wenig Analogieen haben. Denn
der etwa vorkommende Mangel desselben auf den Münzen scheint
meist nur auf Verschlitfenheit zu beruhen 1. Immerhin bleibt eine
nicht zu leugnende Wahrscheinlichkeit für Baibin übrig, voraus-
gesetzt, dass die Vortrefflichkeit der Arbeit sich mit dieser späten
Zeit verträgt. Indessen geben der Pupienskopf des Braccio nuovo
und der ebenda befindliche des Philippus sen. (Taf. XXXVI u. XL)
Zeugnis, dass auch damals noch die Porträtkunst gar nicht zu ver-
achtende Arbeiten hervorbrachte 2.

Genaue Bepliken giebt es meines Wissens keine. Doch könnte
vielleicht eine kleine Florentiner Büste in den Uffizien, Saal der
Scuola Fiamminga e Tedesca (Dütschke III. 541), dort Vitellius ge-
nannt, oder ein noch kleineres Biistchen mit Stoppelbart in Castle
Howard (bei Michaelis nicht verzeichnet) die gleiche Person darstellen.
— Auch eine geringe Büste des Mus. Torlonia, Kaiserzimmer Nr. 500
(abg. Monum. Tori. 152. 587), hat Aelinlichkeit mit den Münzen.

Der sogenannte Balbinus in Petersburg Nr. 239 ist mir nur
aus der Beschreibung des Catalogs (barbu et ä cheveux ras) bekannt.

Von geschnittenen Steinen endlich wird nicht ganz ohne
Grund auf Balbinus bezogen:

Ein schöner Sardonyx in Berlin (Tölken Verz. V. 2. Nr. 208),
aus der Stosch’schen Sammlung, nach Tölken „von den seltenen
Bildnissen dieses Kaisers wohl das schönste“. Die Trefflichkeit der
Arbeit rühmt auch Wieseler (Arch. Ztg. 1867. p. 114). Das Haar
ist fast kraus und tritt in Winkeln über den Schläfen zurück. Die
Nase gerade mit starkem Einschnitt über der Wurzel.

Gewiss mit Unrecht Balbinus genannt:

Die überlebensgrosse capitolinische Büste, Kaiserzimmer Kr. 67, unter
Melchiorri ins Capitol gekommen, mit kurz geschorenem Haar und Bart, ersteres
spitz in die Stirn tretend und in zwei ebenso spitzen Winkeln links und rechts
zurückweichend, die Stirn in Falten gezogen, das Gesicht voll, aber ohne auf-
fallende Fettigkeit und für den Kaiser Baibin ohne Zweifel zu jung.

1 Nach Herodian, welcher bei der Schilderung der Ermordung der beiden
Kaiser (VIII. 8) berichtet, die Soldaten hätten ihnen den Bart und die
Augenlider ausgerissen, könnte man sogar schliessen, er habe wie Pupien einen
längeren Bart getragen. Allein in diesem Punkte verdient denn doch das
Zeugnis der Münzen grösseres Zutrauen.

2 Vgl. Visconti Pio Clem. VI. p. 227 unten.

Bernoulli, Ikonographie. II. 3.

9
 
Annotationen