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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0171

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Mögliche Bildnisse des Herennius und Hostilianus.

Der zweite Sohn. C. Valens Hostilianus, der unterdessen in
Ronr geblieben, wurde nach ihrem Tode von dem Nachfolger des
Decius, Trebonianus Gallus, zum Mitregenten erhoben (251), erlag
aber noch in demselben Jahre entweder der Pest oder der erwachen-
den Eifersucht des Gallus.

Auf den Münzen erscheinen sie als unbärtige Jünglinge mit
kurz geschnittenem Haar, in Kopfform und Profil ihrem Vater
wenig ähnlich, mit flachem Schädel und ausladendem Wirbel. Der
magere Herennius hat die gerade regelmässige Nase seiner Mutter
Etruscilla, Hostilianus gewöhnlich eine dickere, niedrigere, die mehr
aus dem Profil vorsteht. Doch machen ihre Münztypen nicht den
Eindruck grosser Zuverlässigkeit, und genügen daher auch kaum
zur Feststellung ihrer Bildnisse.

Herennius. — Warum das unterlehensgrosse Köpfchen im
Capitol, Kaiserzimmer Nr. 71 (abg. Bottari II. 73), ein besonderes
Recht auf Herennius haben sollte, ist schwer zu sehen. Die Kopf-
form und die Proportionen der Gesichtsteile sind ganz verschieden,
der Schädel viel grösser und runder, das Untergesicht kleiner. Dem
Massstab nach überhaupt wohl kein Kaiser oder Prinz.

Besser würde der fälschlich sogenannte Gordian III. ebenda
Nr. 68 (Bottari II. 70) stimmen, der auch durch seine Magerkeit
den Eindruck der Münzen wiedergiebt. Doch erscheint er für einen
Heerführer gegen die Goten ausserordentlich jung (17 — 20 Jahre).

Dasselbe gilt von einem keck und freundlich blickenden Kopf
der Sammlung Jakohsen in Kopenhagen (Photographie im Bes.
von Dr. Arndt).

Der sogenannte Herennius im Museo Cliiaramonti Nr. 699 ist eine
Replik des Pariser Gordian III. (s. p. 132. Nr. 4).

Hostilianus. —- Auch für Hostilianus liessen sich statt der
Büste der capitolinischen Kaisersammlung Nr. 72 (abg. Bottari
II. 74) \ welcher namentlich die für jenen charakteristische Ein-
ziehung des Nackens fehlt, leicht Bildnisse finden, welche ein
grösseres Recht auf den Namen hätten.

Freilich nicht der Kopf des Museo Cliiaramonti Nr. 141
mit dem krausen Wangenbart, che cla taluno si trova simile ad Osti-
liano; denn dieser stellt ungefähr einen Vierziger dar und gehört
dem 2. Jahrhundert an. Sondern etwa Büsten wie der sogenannte

1 Eine moderne Copie davon befindet sich unter dem Namen des Geta
im Pal. Colonna (Matz-Duhn Nr. 1886).
 
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