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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0186

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172

Salonina.

wölbter Stirn, beide durch einen Einschnitt von einander getrennt;
die Scheitel gewellt, die Kackenhaare wie bei Cornelia Supera weit
nach vorn gelegt. Indes kommen vielfach auch unedlere oder total
davon abweichende Typen vor 1. Wie steht es mit diesen? Darf
man die grössere oder geringere Glaubwürdigkeit der Münzbildnisse
einfach nach der Qualität des Gepräges abschätzen? Ich glaube, wir
sind bis zu einem gewissen Grade darauf angewiesen. Wenn wir
es nicht thun, so bleibt uns nichts übrig, als auf jedes Kriterium
zu verzichten.

Zu den an jenen schöneren Münztypus anklingenden und zu-
gleich das mutmassliche Alter der Salonina repräsentierenden Büsten
dürften folgende gehören, von denen freilich keine ausdrücklich als
Kaiserin gekennzeichnet ist, und keine auch mit der anderen identisch:

Die sogenannte Salonina in Florenz, Uffizien Kr. 232 (Diitsclike
III. 224), mit gewölbter Stirn und gebogener (wohl richtig ergänzter)
Käse. Kicht vollkommen zutreffend die bloss bis zum Wirbel
emporgelegte Kackenflechte, die sonst eher der Otacilia zukommt.
Indes an diese ist aus physiognomischen Gründen hier nicht zu
denken. Die Arbeit gering.

Die, wenn ich nicht irre, auf Fausta bezogene Büste im
Taubenzimmer des Capitols, jetzt Kr. 15. Das Haar gewellt, die
Kackenliechte bis über die Mitte des Scheitels gelegt, Stirn und
Käse durch einen merklichen Einschnitt von einander getrennt. Die
gebogene Käse neu. Was vielleicht wieder nicht ganz stimmt ist
die in ihrem oberen Teil grad aufsteigende Stirn gegenüber der
zurückgewölbten der Salonina.

Die sogenannte Salonina im Louvre, S. des Saisons Kr. 2256,
aus Samml. Campana, eine Matrone mit gewelltem, hinter den Ohren
breit ausladendem Haar und weit nach vorn gelegter Kackenliechte,
von nicht grade schönem, aber charaktervollem, echt römischen
Profil mit vorquellender Unterstirn und kräftiger höckeriger Käse.
Hätte sie nicht die Eigentümlichkeit, dass ihre Stirn im oberen Teil
wie eingedrückt erscheint, was den Münzen der Salonina wider-
spricht, so müsste sie hier in erste Linie gestellt werden. Denn
an physiognomischer Bedeutung ist sie den meisten anderen über-
legen. Wenn es aber eine Kaiserin, so kann nur Salonina oder
Cornelia Supera gemeint sein, und Salonina hat natürlich sehr viel
grössere Wahrscheinlichkeit. — Es ist anscheinend dieselbe Person

1 Vgl. das Bronzemedaillon des brit. Museums auf unserer Münztaf. V.
13, oder Billonmünzen wie die bei Imhoof Portr. auf röm. Münzen Taf. III. 88,
wo nicht nur das Profil sondern auch die Haartracht verschieden.
 
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