Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0195

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Claudius’ Leben und Person. Münzen.

181

M. Anrelius Claudius, wahrscheinlich aus Illyrien gebürtig, hatte
sich durch sein eigenes Verdienst emporgeschwungen und war seit
Decius von allen Kaisern mit den wichtigsten militärischen Auf-
gaben betraut worden. Der Tod des Gallien 268 brachte ihn, einen
der Mitverschworenen, auf den Kaiserthron. Claudius hat als Kaiser
begonnen, was Aurelian vollendet. Wenn er dem gesunkenen Reich
noch nicht völlig aufhalf, so lag es nur an der Kürze seiner Re-
gierung, welche fast ganz durch den Gotenkrieg in der Donauhalb-
insel ausgefüllt wurde. Er starb zu Sirmium in Pannonien an der
Pest, 56 Jahre alt, und nahm den Ruhm eines tapfern, milden und
gerechten Herrschers ins Grab. Trebellius Pollio 1 giebt ihm einen
hohen Wuchs, blitzende Augen und ein breites, volles Gesicht. In
seinen Fingern habe er eine solche Kraft besessen, dass er Pferden
und Mauleseln öfters mit seiner Faust die Zähne ausschlug. Das
breite Gesicht wird von Malalas bestätigt2, nach welchem er ferner
schlichtes, blondes Haar, eine stumpfe Käse und einen verzogenen
Mund hatte, dazu einen vorstehenden Bauch.

Ueber die dem Verstorbenen dekretierten Ehrendenkmäler sagt
Trebellius Pollio3: Hach dem einstimmigen Beschluss des Senats
wurde ihm ein goldener Clypeus in der Curie aufgestellt, der noch
jetzt zu sehen ist, und sein Brustbild zeigt. Das römische Volk
errichtete ihm, was bisher keinem Kaiser zu Teil geworden, auf
eigene Kosten auf dem Capitol vor dem Tempel des höchsten Jupiter
eine 10 Fuss hohe Statue aus Gold. Im Kamen des ganzen Reiches
wurde ihm auf der Rednerbühne eine Säule errichtet mit einer Statue
im Triumphalgewande (statucc pcdmata), aus Silber, 1500 Pfund schwer.

Sein Bildnis auf den Münzen (Münztaf. VI. 4. 5) zeigt einen
charaktervollen Kopf, in dem Festigkeit des Willens mit edler Ge-
sinnung gepaart erscheint. Die Züge ältlich (durchfurchte Stirn,
Hahnentritt, Vortreten des Halsknorpels), doch nicht mehr, als es
seinem Leben entspricht. Die Stirn bald steil, bald mehr zurück-
liegend, an der Hasenwurzel scharf unterschnitten. Hase und Kinn
spitz, die Kinnbacken eckig, das Haar dicht, aber ziemlich kurz, der
Bart an der Oberlippe kräftig, an Wangen und Kinn grade nur
die Haut bedeckend. Im Einzelnen vielfache Differenzen* doch sollte
es nicht unmöglich sein, Büsten danach zu bestimmen, wenn deren
überhaupt noch vorhanden. In den von mir durchsuchten Museen
habe ich keine getroffen. Ob vielleicht in Athen solche zu finden?

1 Treb. Claud. 13.

2 Mal. XII. p. 298. 18.

3 Treb. Claud. Cap. 3.
 
Annotationen