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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0208

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194

Diocletianus.

Carus und seines Sohnes Numerian von den Soldaten in Chalcedon
zum Kaiser ausgerufen (284). Anfangs hatte er noch mit Carinus,
dem älteren Bruder des Numerian, um die Herrschaft zu kämpfen.
Er besiegte ihn aber in Moesien 285, und nahm darauf den Maxi-
mianus als Reichsgehilfen (Mit-Augustus) an (286). Während
dieser nun im Westen beschäftigt war, kämpfte Diocletian in ver-
schiedenen Teilen Asiens und Afrikas. Da aber die Unruhen im
Reich und an den Grenzen nicht auf hörten, gesellte sich jeder von
ihnen 293 auf Diocletians Anordnung noch einen Cäsar bei, er
selbst den Galerius, Maximian den Constantius Chlorus, und es fand
eine systematische Vierteilung der Reichsarbeit statt. Auf diese
Weise konnte das verlorene Britannien wieder zurück erobert, das
aufständische Aegypten und die Perser besiegt werden, worauf die
Kaiser gemeinsam einen grossen Triumph in Rom hielten (302),
den letzten, den die Stadt im Altertum gesehen. Im Jahre 303
liess sich Diocletian durch Galerius zu einer Christenverfolgung ver-
leiten, gieng dann abermals nach Rom und feierte das 20jährige
Jubiläum seiner Regierung. Krank kehrte er nach seiner Residenz
Nikomedien zurück und legte im Jahre 305, angeblich gedrängt
von Galerius, den Purpur nieder, um den Rest seiner Tage in der
Stille seines Heimatlandes, in Salona, zu verleben. Er soll 68 Jahre
alt geworden sein, wovon noch fast 9 auf die Zeit nach seiner Ab-
dankung verfielen h

J. Malalas 1 2 schildert ihn als eine hohe, hagere Gestalt mit
grauem Haar und Bart, weisser Hautfarbe, blauen Augen und
starker Nase, von feinem Anstande, aber etwas geneigter Körper-
haltung, lauter Züge, welche ikonographisch von wenig Belang, von
um so geringerem, wenn man die Unzuverlässigkeit der Quelle mit
in Anschlag bringt. Von der durch Diocletian eingeführten oder
sanctionierten Kaisertracht ist der Kopfschmuck des orientalischen
Diadems hervorzuheben, obgleich einerseits schon Aurelian dasselbe
zeitweise getragen3, andererseits erst Constantin es zum ständigen
Abzeichen der kaiserlichen Würde erhoben haben soll 4. Der übrige
Kleiderpomp hat für uns keine Bedeutung.

Auf den Münzen tritt uns leider wie gewöhnlich ein schwanken-
des und vielfach durch conventionelle Züge getrübtes Bild entgegen,
diesmal nicht bloss schwankend in Beziehung auf die einzelnen
Formen, sondern namentlich auch in Beziehung auf den Grad der

1 Aur. Vict. Ep. 39. 7.

2 Mal. 12. p. 306.

3 Aur. Vict. Epit. 35. 5.

4 Id. 41. 14.
 
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