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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0210

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196

Diocletianus.

als dass sie ganz aus der Luft gegriffen sein könnten. Das Diadem
statt des Lorbeerkranzes findet sich auf den Münzen noch nicht.
Dagegen ist Diocletian wie die Kaiser des 1. und 2. Jahrhunderts
bisweilen ohne Kopfschmuck dargestellt (vgl. die drei eben be-
sprochenen Medaillons), was im 3. Jahrhundert äusserst selten (Sa-
loninus, Tetricus) und später auch nur ganz ausnahmsweise, nament-
lich bei Magnentius, wieder vorkommt.

Von ehemaligen Statuen ist wenig bekannt. Eine später in
der Sophienkirche zu Constantinopel aufgestellte erwähnt der Ano-
nymus des Banduri p. 14.

Marmorbildnisse des Diocletian wären am ehesten mit Hilfe
eines bezeichnenden Fundorts auszumitteln, wenn sich z. B. seine
Kesidenz Kikomedia, oder die durch vielfache Bauten begünstigten
Städte Antiochia und Karthago, oder gar der Bezirk seiner colos-
salen Thermen in Rom als solche nachweisen liessen. Dagegen
wird sein Palast in Salona trotz aller Pracht nicht vorzugsweise mit
seinen eigenen Bildnissen ausgeschmückt gewesen sein. Indes es
fehlt uns für alle diese Orte an bezüglichen Eundstücken h Wir
bleiben auch hier auf Stil und Münzen angewiesen, und haben damit
bis heute absolut keine Resultate erzielt.

Der sogenannte Diocletian in der capitolinischen Sammlung
Kaiserzimmer Kr. 80, auf nicht zugehöriger Togabüste, der unter
diesem Kamen noch bei Jäger Weltgeschichte I. p. 518 figuriert,
kann weder dem Stil noch den Zügen nach auf ihn bezogen werden.
Er stammt aus der früheren Kaiserzeit 1 2. Wir haben ihn als mög-
licher Weise Trajanus pater darstellend, im 2. Teil des 2. Bandes
auf Taf. XXVIII abgebildet3.

Wie man sich das Bildnis des Diocletian seinem Stil nach zu
denken hat, mag etwa ein Kopf im Salone des capitolinischen
Museums (auf dem Karnies über dem pythischen Apollo) veran-
schaulichen. Doch ist es nur der Typus eines Römers der damaligen
Zeit, nicht einmal eines corpulenten und ganz ungewiss, ob der eines
Kaisers.

1 Nikomedia geriet schon bald nach seinem Tode stark in Verfall (Amm.
Marcell. XXII. 9).

2 „Eine trockene Arbeit aus dem 1. Jahrhundert.“ Helbig Die öffentl.
Sammll. in Rom I. p. 359. Aber ich sehe nicht, warum der Anfang des 2.
ausgeschlossen sein soll.

3 Da er früher im Vatican stand, so ist er ohne Zweifel identisch mit
dem in der Besclir. der Stadt Rom II. 2. p. 188 Nr. 50 aufgeführten, der zu
Roma veccliia gefunden.
 
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