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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0224

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210

Licinius.

Die Münzen geben seinen Kopf im Profil und en face, zu-
weilen mit dem Helm bedeckt, immer bärtig, ohne dass aus ihnen
ein einheitliches Bild zu entnehmen wäre (Münztaf. VIII. 12. 13).

Ein schöner und wohlerhaltener Kopf der ehemaligen Samm-
lung Grimani in Venedig Er. 279 (Dütschke V. 343; abg. Zanetti
I. 41), der herkömmlicher Weise als Licinius sen. bezeichnet wird,
obgleich er schon alle möglichen Namen getragen, ist leider nicht
zu identifizieren. Denn wenn er auch, bei immerhin vollerem Kinn
und vorgewölbterer Unterstirn, eine gewisse Aehnlichkeit mit der
auf unserer Münztafel VIII. 12 abgebildeten Bronze zeigt, und sein
plebejischer Charakter mit der bäurischen Herkunft des Licinius in
vollem Einklang steht, so haben wir ja durchaus kein Hecht, grade
jene Münze als den normalen Typus zu betrachten, während andrer-
seits der plebejische Charakter bei den meisten illyrischen Kaisern
ganz ebenso vorausgesetzt werden muss. Die Arbeit scheint einer
früheren Zeit anzugehören.

Chabouillet hat einen 1851 für das Cab in et des medailles
erworbenen Sardonyx-Cameo (Cat. Nr. 255; abg. Bev. arch. IX.
pl. 206; vgl. p. 767 f.) mit Darstellung eines triumphierenden Impe-
rators auf Licinius bezogen, hauptsächlich weil auf der Standarte
der einen Victoria 2 Kaiserbildnisse erscheinen, wonach es sich, wie
er meint und wie man ja zugeben kann, um eine Doppelherrschaft
handle. Dass die des Constantin und Licinius (314—322) verstanden
sei, gehe aus der Uebereinstimmung der Münzbildnisse des Licinius
mit dem auf dem Carneo dargestellten Kaiser deutlich hervor h
Dies Letztere ist nicht viel mehr als eine Phrase. Denn welches
sind die „bekannten“ Züge des Licinius auf den Münzen? Und wie
lässt sich mit einer Darstellung von der Kleinheit des Kopfes auf
dem Cameo, der noch dazu in Vorderansicht gegeben ist, was meines
Wissens auf den Münzen ein einziges Mal vorkommt2, ikonographisch
argumentieren ?

Licinius hatte von seiner Gemahlin Constantia, der Schwester
Constantins d. Gr., ein Söhnchen Licinianus Licinius, dem schon
in der Wiege die Cäsarenwürde übertragen worden (317). Er lebte
ein paar Jahre am Hofe von Constantinopel, wurde aber schon ein

1 Les trciits de Licinius connus par les medailles ojfrent une veritable ana-
logie avec ceux du prince represente sur notre camee.

2 Cohen VI1. p. 53. 18.
 
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