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Burkhardt, Johannes [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0124

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Kreis Merseburg.

unter der Vierung’ sich befanden, konnten den Chronisten nicht irre leiten, denn
sie bestanden zu seiner Zeit sicher noch nicht, er muss also wohl die Original-
gräber noch gekannt haben. Selbst die Nischen aber haben wohl eine bestimmte ört-
liche Beziehung zu denselben, sofern die mittlere mit dem Namen des Erstver-
storbenen der drei bezeichnet ist, dessen Nachfolger zu seinen beiden Seiten
bestattet wurden. Eine handschriftliche Notiz Berbisdorffs bemerkt zu der
betr. Stelle der Bischofschronik a. v. ante altare sanctae crucis: „Dieses ist der
itzt sogen, kleine Altar, unter welchem neben den Stufen die drei Gräber noch
zu sehen sind,“ was die Beziehung bloss auf die Nischen auszuschliessen scheint.
Es hat viel für sich, Hunolds Grab vor „seinem“ Chor zu suchen. Dann ist auch
die östliche Vorlage vor dem Südkreuzflügel, welche die Communication mit der
Krypta deckte, sein Werk, und liess er bei Errichtung des Laurentiusthurms gleich
die massige um diesen sich legende Dachrinne für jene Halle vorsehen. Ist der
Unterbau der Bischofscapelle mit dem des gegenüberliegenden Flügels gleichzeitig,
was wenigstens nicht durch Gegenbeweise angefochten wird, dann ist der Zustand
von deren Westmauer vielleicht eine Illustration zu der „vastatio barbarorum.“
Es steht zu vermuthen, dass der Unterbau aller der älteren Theile, deren Mauer-
stärke — 1 — 1,02m — übereinstimmt, wie der der Vorhalle so auch derjenige der
Westthürme, der ersten Anlage angehört. Selbst den Pfeilern und Deckplatten
dieser Theile ist vielleicht ein höheres Alter zu vindicieren als das der Ueber-
gangsepoche. Unfraglich ist der Dom durch den Bau in letzterer gegen früher
erhöht, wohingegen die Höhe der Pfeiler noch ganz im Verhältniss zu den Maassen
des Grundrisses steht. Dieselbe entspricht im ganzen, von den oberen Kanten der
Deckplatten bis zum Niveau des Langhauses gerechnet, in den Hauptpartieen
(Vierung und Zwischenbau) der ganzen, in den Nebenpartieen (Eingang aus den
Seitenschiffen in die Kreuzflügel und Vorhalle) der halben Seite des Vierungs-
quadrats. Die einfachen Fussgesimse, deren Reste am Kreuzflügeleingang von der
s. Abseite her und im Zwischenbau erhalten sind, widersprechen einem höheren
Alter nicht, das dem in der Krypta durchgehends angewandten so ähnliche Kar-
niesprofil in Fig. 96 erst recht nicht, der Sims aus Platte, Plättchen und flacher
Hohlkehle, zwar im Uebergangsbau vielfach verwendet, findet sich doch auch in
den Kämpfersimsen der südlichen Nebenapsis. Bedenklich freilich sind die kahlen
Pfeilersockel in der Vorhalle — aber die der Kryptawandpfeiler sind ihnen doch
sehr ähnlich. Die Gesimse der Chorschranken verrathen mit ihren zum Theil
abgeschmiegten Plättchen unläugbar eine geschmeidigere Behandlungsweise als die
Deckplatten der Pfeiler, deren Motiv schon in Huysburg (letzte Decennien des
ll.Jahrh., vergl. Kugler Gesell, d. Arch. 11,385) und an den älteren Theilen der
Kirche in Hohenlohe, vergl. Fig. 61, vorkommt. Die Eckpfeiler der Kreuzvorlagen
stimmen im Material mit dem der Krypta überein. Sie fanden sich entsprechend
an dem abgebrochenen Dom zu Goslar (geweiht 1050, noch rein romanisch ver-
ändert und eingewölbt), welcher seinem Grundplan, ja fast auch den Maassen nach
als Bruder des unseren bezeichnet werden kann. (Vergl. Mithoff, Archiv für
Niedersachsens Kunstgeschichte, IIITaf. 2.)

Dass Bischof Werner nicht etwa den oder auch nur einen Zwischenbau
zwischen den Westthürmen errichtete, als er „turrim, quae est media, superaedi-
ficavit “ sondern einen Vierungsthurm anlegte —• oder auch nur überhöhte, —
 
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