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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0049

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BÜCHERSCHAU

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GERMAN BESTELMAYER-MÜNCHEN: PROT. KIRCHE IN PRIEN

jede M. 5.—, bisher erschienen 8 Lieferungen,
Georg D. W. Callwey, München). In gut gedruck-
ten Lichtdrucktafeln wird Siedlung, Kult und
Volksleben in all seinen typischen Formen gezeigt.
Von der Römerzeit an sieht man die Entwicklung
in Flur, Dorf, Stadt, Kirche, Paläste, Bürger-und
Bauernhaus, Friedhof, Trachten, Hausrat, Feste,
Justiz. Instruktive Einleitungen, kürzere Notizen
auf den Tafeln selbst geben die nötige Aufklärung.
Es ist ein ungemein fleißiges, mühsames Werk,
das aber wirklich einen Dauerwert besitzt. Es ge-
hört in jede bayerische Schule, aber auch in jedes
bayerische Haus, das sich die Ausgabe leisten kann,
weil diese Tafeln wirklich der erwachsenden
Jugend die Augen öffnen kann, wie schön, wie
schicksalsreich, wie wundervoll sozial gestuft die
Kultur seiner schönen Heimat in Bayern, Franken
und Schwaben ist. Das Werk wird aber auch über
Bayern hinaus für jeden Volkskundeforscher seinen
Wert behalten.
Aus der monographischen Literatur liegt ein
grundlegendes Werk über eines der bedeutendsten
Klöster Bayerns vor: Das Marienmünster zu
Ettal im Wandel der Jahrhunderte von
Richard Hoffmann (158 S. u. 58Tafeln, Benno
Filser, Augsburg 1927, brosch. M. 15.—, geb. M.
18.—). In eingehender historischer Forschung wird
die Entstehung, die frühere Gestalt und Ausstat-

tung des Benediktinermünsters festgestellt, dann
in einem umfassenderen Abschnitt der ganze jet-
zige Kirchenbau samt Ausstattung in seiner Bedeu-
tung gewürdigt. Besonders wertvoll ist die ein-
wandfreie Feststellung des frühgotischen Zentral-
baues mit einer ursprünglich hölzernen Mittelsäule,
die erst in der Spätgotik durch ein steinernes
Gewölbe auf einer Mittelsäule ersetzt wurde. Von
allzu romantischen Ausdeutungen des Münsters
als Nachbildung des Gralstempels wird mit Recht
abgerückt und dafür die Verwandtschaft mit ande-
ren süddeutschen gotischen Rundbauten heran-
gezogen (Prag, Garmisch, Hausbach). Ebenso
wertvoll sind die Untersuchungen über das ur-
sprüngliche Äußere, bei denen frühere Feststellun-
gen von Ministerialrat Karl Prandtl verwendet
wurden. Auch für die barocke Bauperiode werden
wertvolle neue Aufschlüsse geliefert, besonders in
der Zuteilung an Zuccalli und Schmutzer. Neben
diesen rein wissenschaftlichen Untersuchungen, für
die in erster Linie der Kunsthistoriker dankbar ist,
kommt aber auch der Kunstfreund bei diesem mit
Zeichnungen, Tafeln und Stichen ungewöhnlich
schön ausgestatteten Werke auf seine Kosten, in-
dem die ästhetische und pädagogische Ausdeu-
tung einer der schönsten und eigenartigsten Ro-
kokokirchen Süddeutschlands allen Ansprüchen
gerecht wird.
 
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