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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Denkmalpflege
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286

BÜCHERSCHAU

lichkeit, zu guten Lösungen zu kommen, sei ver-
trauensvolle Zusammenarbeit der kirch-
lichen und staatlichen Behörden. Als
ein Symbol einer solchen verständnisvollen Zu-
sammenarbeit muteten auch die beiden einander
ergänzenden Vorträge des Staats- und Provin-
zialkonservators an. Dieses fand seinen Ausdruck
namentlich von Seiten der Geistlichkeit durch den
stürmischen Beifall, den die sympathischen und
von tiefem Verständnis für die Belange der
kirchlichen Kunst und die Forderungen der
Kirche getragenen Ausführungen Dr. Hieckes
auslösten. In der Diskussion war besonders wert-
voll die Anregung von Landrat Dr. Klausa-
Leobschütz, doch in eigenen populär gehaltenen
Vorträgen für Gemeindevorsteher und kirchliche
Körperschaften auch auf dem Lande Aufklärung
über die Denkmalpflege und kirchliche Kunst zu
geben.
Am Nachmittag begaben sich die Kursusteil-
nehmer in die Ausstellung der Ostdeutschen
Werkstätten, wo Prof. Dr. Weißen-
hofer in feiner psychologischer Einfühlung und
Auswertung des hier künstlerisch Gebotenen die
Zuhörer in das Wesen der modernen Kunst ein-
führte. Nicht alles würde den Beifall aller finden,
aber doch sei sehr vieles technisch und künstle-
risch als gute Leistungen auf dem Gebiete der
christlichen Kunst zu bezeichnen. Ein eben
vollendeter, lebensgroßer Kruzifixus von gewal-
tigem Eindruck und künstlerischer Meisterschaft,
als jüngstes Werk von Professor Zutt, gab dem
Vortragenden nochmals Gelegenheit zu feinsin-
nigen und tiefgründigen Ausführungen über
Kreuzesdarstellungen, von den ersten christlichen
Zeiten an bis hinauf zu dem vor uns stehenden,
tief ergreifenden Heilandsbild.
Im Anschluß an einen sehr instruktiven und
durch Lichtbilder erläuterten Abendvortrag des
Gartenbaudirektors Erbe-Breslau über das
Thema „D er Friedhof, eine bedeut-
same Angelegenheit für Kirche und
Gemeinde unter Berücksichtigung
neuzeitlicherGesichtspunkte“ konnte
Pfarrer H a d e 11 in seinen Schlußworten gerade
dieses für Oberschlesien so wichtige Gebiet dem
neu gegründeten Oberschlesischen Bund für
Heimatschutz als Feld einer segensreichen Tätig-
keit für Stadt und Land zuweisen. Aber eine
stärkere Heranziehung und Pflege der altchrist-
lichen Symbole würde der Grabmalplastik und
der Ausgestaltung der katholischen Friedhöfe
und damit der Hebung des altchristlichen Ge-
meinschaftsgedankens und des religiösen Sinnes
in Stadt und Land nur zugute kommen. Der
Kursus, der es sich zur Aufgabe gesetzt hatte,
eine „vertiefte Kenntnis der modernen Probleme,
wie sie sich aus der ganzen veränderten Zeitlage
ergeben, und ohne weit reichende praktische Er-
fahrungen nur schwer zu lösen sind“ zu vermit-
teln, sollte nur ein Auftakt sein und wird in wei-
teren gerade für unseren Osten so wichtigen der-
artigen Veranstaltungen seine systematische
Fortsetzung finden. Dr. J. S.
BucL erschau
Detcr Behrens. Sein Werk von 1909 bis zur
-*• Gegenwart. Zusammengestellt und geschrie-
ben von Paul Josef Cremers. G. D. Baedeker-
Verlag, Essen. 50 Mk.

Wie kein anderer Führer der neuen Baubewe-
gung hat Peter Behrens die Entwicklung vor-
wärts getrieben. Zu seinem sechzigsten Geburts-
tag in diesem Jahr ist dieses vorbildlich ausge-
stattete Buch eine schöne Gabe. Ein Überblick
über sein neueres Schaffen wird jedem Kunst-
interessierten äußerst willkommen sein, zumal
man von Peter Behrens sehr wenig in den letzten
Jahren veröffentlicht sah. Fritz Höbers gründ-
liches Werk über diesen genialen Baumeister er-
schien 1913 und beleuchtete in gediegenster Form
seine Entwicklung vom Maler über den dekora-
tiven Künstler zum Baumeister. Als Architekt
ging Behrens vom Funktionellen der Bauglieder
aus, suchte dann mit letzter Konsequenz die for-
male Klarheit des Raumes zu begreifen und schuf
zuletzt aus großer Innerlichkeit mit völliger Sou-
veränität über die Mittel seine reifen Kunstwerke
aus großen Aufgaben des modernen Lebens her-
aus. Höher wies schon 1913 auf die starke Ver-
innerlichung hin, die wir in den neueren Werken
etwa in Höchst, Oberhausen, St. Peter in Salz-
burg, in seinen Kirchenprojekten und Meßge-
wändern in den letzten Jahren bedeutend gestei-
gert erlebten. Auf etwa 150 Tafeln finden wir
im Buche von Cremers, das, als zweiter Band zu
Höbers Werk gelten kann, diese neueren Arbei-
ten sehr gut wiedergegeben. Ältere Bauten wer-
den zum Vergleich nochmals herangezogen. Cre-
mers Bearbeitung sucht nicht die historisch
gründlichen Ziele Höbers. Es geht ihm um die
kunstphilosophische Eingliederung des Werkes
in die geistigen Strömungen der Gegenwart. Mit
temperamentvoller Hingabe an den großen Bau-
meister will er eine Einfühlung in seine künstle-
rischen Ziele vermitteln. Die Probleme der Form
und ihre geistige Grundlage ließen sich weiter
ausdeuten und tiefer fassen, als in diesem kurzen
Text möglich war. So wäre z. B. bei dem Kir-
chenprojekt St. Lambert für Essen-Rellinghausen
auf die vorbildliche Lösung einer Kirchenerwei-
terung, auf die bahnbrechende liturgische Seite
dieser Grundrißlösung, auf die eindeutige christo-
zentrische Achsenführung und ähnliche wichtige
Gesichtspunkte hinzuweisen. Unentbehrlich wird
dieses Werk über Peter Behrens allen architek-
tonisch interessierten Laien und Geistlichen, erst
recht den Fachleuten sein. A. Hoff
Friedrich Winkler, die flämische Buch-
malerei des 15. und 16. Jahrhunderts. Mit 91
Lichtdrucktafeln. Verlag von F. A. Seemann,
Leipzig.
Von den Brüdern Hubert und Jan van Eyck
bis zu Simon Bening, also durch die Blütezeit der
altniederländischen Buchmalerei geleitet uns der
Verfasser; durch einen bunten, unendlich reizvollen
Mikrokosmos. Welcher Freund alter Buchkunst
wäre nicht schon dem Zauber erlegen, den diese
köstlichen Bilderchroniken und Andachtsbücher
auszuüben vermögen! Buntes Blattrankcnwerk
mit goldenen Kugeln und Tupfen dazwischen,
oder zierlich verschlungenes Bandwerk umrahmt
Szenen aus der Hciligen-Legende oder Darstel-
lungen der Zeitgeschichte, in denen die flämische
Schmuckfreude ihren ganzen Reichtum ausbreitet.
Aber nicht nur für den unzünftigen Kunstfreund,
sondern auch für den Kunstforscher auf dem Ge-
biete der altniederländischen Tafelmalerei sind die
Miniaturen eine wichtige Fundgrube. Wenn auch
nur selten Miniaturen in der Art von Tafelbildern
geschaffen werden, wie etwa das Titelbild der
 
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