Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

DOI Artikel:
Haase, Leander: Kirchliche Textilkunst in Schweden: zur Ausstellung kirchlicher Textilien in Stockholm
DOI Heft:
Grundsätzliches
DOI Heft:
Berichte aus Deutschland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0346

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
312 RUNDSCHAU: GRUNDSÄTZLICHES — BERICHTE AUS DEUTSCHLAND
flammen bzw. Sterne in Goldstickerei, schwedische Inschriften, angefertigt 1923 für die
Domkirche in Lund. Das Antependium, Nr. 580, eine vorzügliche moderne Arbeit, ebenfalls
ausgeführt vom Atelier Licium nach Komposition von Oscar Brandtberg 1922, Grablegung
Christi in Gold, Silber und bunter Seidenstickerei auf schwarzem Leinen mit Bibelspruch
in schwedischer Sprache »Ich bin die Auferstehung und das Leben« usw. auf zwei vertikal
laufenden Bändern in Goldstickerei. Finten seitlich das Donatorswappen und Lilienornament.
Als charakteristisches Zeichen des erwachten Interesses für kirchliche Textilkunst in
Schweden soll endlich nicht unerwähnt bleiben die Vereinigung Pietas (gegr. 1908), die
sich zur Aufgabe gemacht hat, unter wissenschaftlicher Leitung alte Paramente vor dem
weiteren Verfall zu bewahren. Schon manches wertvolle Stück wurde so vor dem sicheren
Untergang gerettet. In einem eigenen Raum der Ausstellung sah man Damen an der
Arbeit. Photographien zeigten liturgische Gewänder vor und nach der Restaurierung.
Praktische Winke wurden gegeben, wie die Paramenten aufbewahrt werden sollen.
Zur Einführung in die Textilkunst überhaupt und zum Verständnis der kirchlichen
Textilien wurden von namhaften Fachleuten sechs Vorträge gehalten: 10. Januar Prof.
Andr. Lindblom: Seide und Samt im Florenz der Mediceer. 14. Januar Intendant Si-
gurd Wallin: Die Textilien bei Bestattungsfeierlichkeiten in der Glanzzeit Schwedens.
16. Januar Museumsdirektor Thor Kielland (Oslo) : Nordische Bildgewebe während
1000 Jahren. 19. Januar Prof. Andr. Lindblom: Byzanz und Skone. Ein Problem in der Ge-
schichte der Volkstextilkunst. 21. Januar Geheimrat Dr. Otto v. Falke (Berlin) : Der Kunst-
austausch zwischen Europa und Asien durch die Seidengewebe des Mittelalters. 24. Januar
Museumsinspektor Paul Norlund (Kopenhagen): Altnordische Tracht. Die Vorträge wur-
den durch Lichtbilder sehr wirkungsvoll gestaltet.
Das Interesse für die Ausstellung wuchs von Tag zu Tag. Vielen Besuchern war das
gewiß eine ganz neue Welt. Möge Statens Historiska Museum mit dieser seiner glanz-
vollen Leistung nicht nur altehrwürdige Schätze kirchlicher Textilien dem Auge vorge-
führt, sondern das Verständnis für kirchliche Textilkunst und für christliche Kunst über-
haupt vertieft und gefördert haben.

Rundschau

Grundsätzliches
EIN BEGRÜSSENSWERTER BISCHÖF-
LICHER ERLASS
TAas erzbischöfliche Ordinariat Bamberg bringt
■*—' im Amtsblatt vom 7. Mai 1929 folgenden Erlaß:
»Verschiedene Wahrnehmungen der letzten Zeit
müssen uns veranlassen, die Seelsorgevorstände
an die genaue Einhaltung der auf der Diözesan-
Synode über die Förderung der kirchlichen
Kunst gefaßten Beschlüsse nachdrucksamst hin-
zuweisen: Ohne ausdrückliche Genehmigung des
Kirchenvorstandes dürfen in der Kirche keinerlei
Gegenstände angebracht werden. Die Kirchen-
vorstände haben störende Bilder aller Art, unge-
eignete Votivtafeln, wertlos fabrikmäßig her-
gestellte Bildwerke und dgl. rücksichtslos
fernzuhalten; bereits vorhandene mit pastoreller
Klugheit allmählich zu entfernen. Das gilt beson-
ders von den Gipsstatuen (Herz-Jesu- und Herz-
Mariä-Bildnisse), Ölfarbendruckbildern (Kreuz-
weg) und sonstigen Massenartikeln, die von Ge-
schäften und Reisenden förmlich aufgedrängt und
von den Käufern der Kirche als Weihegabe über-
lassen werden. Für solche Machwerke ist im
Gotteshause kein Platz! Neuerdings werden auch
sog. Leuchtkruzifixe zum Kaufe angeboten; wir
weisen darauf hin, daß dergleichen Bilder als un-
würdige Darstellungen abzulehnen sind. Es gibt
genug christliche Maler und Bildhauer, die auf

Bestellungen warten und in förmlicher Not leben,
weil eben nur billige Fabrikwaren bevorzugt wer-
den. Es bedeutet darum gleichzeitig eine För-
derung der christlichen Kunst, und ein ed-
les Werk der Nächstenliebe, bei Neuanschaffungen
für Kirchen und Kapellen den Künstlern und dem
Kunsth and werk Bestell ungen zukommen zu lassen.«
Gerade im Monat Mai konnte man — gelegent-
lich einer Reise in verschiedenen Gegenden Deutsch-
lands — in den schönsten Kathedralen und alten
wertvollen Kirchen in einem Blütenmeer der er-
lesensten Frühlingsblumen die geschmacklosesten,
häßlichsten und oberflächlichsten Gipsfiguren
(Größe I—X) der Maienkönigin sehen. Spüren
die verantwortungsvollen Stellen nicht, wo es hier
fehlt — nicht nur am Geschmack, sondern in der
ehrfürchtigen Gesinnung und in einer wirklich
tiefer greifenden Seelsorge? G. L.
Berichte aus Deutschland
AUSSTELLUNGEN ANLÄSSLICH DER
NORDISCH-DEUTSCHEN WOCHE
IN KIEL
TAas Thaulow-Museum zu Kiel, das Landes-
museum der Provinz Schleswig-Holstein, be-
reitet eine Ausstellung nordischer Volkskunst
und eine Schau moderner nordischer Architek-
tur vor, die im Rahmen der Nordisch-Deutschen
 
Annotationen