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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Grimme, Gustav: Aachener Goldschmiedekunst: die gotische Periode, [2]
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Haase, Leander: Kirchliche Textilkunst in Schweden: zur Ausstellung kirchlicher Textilien in Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0336

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KIRCHLICHE TEXTILKUNST IN SCHWEDEN

gotischen Zeit«, I und II, München 1922. — E. Redslob, »Die Schatzkammer des Aachener Kaiser-
doms«, Zeitschrift »Rheinlande«, IX, September 1909. — E. Redslob, »Die Pluvialschließen im Dom-
schatz zu Aachen«, Aachener Kunstblätter IV—VI, Aachen 1911. — G. Grimme, »Geschichte der
Aachener Metallkunst«, Aachener Heimatgeschichte, Aachen 1924. — G. Grimme, »Die Schatzkammer
des Aachener Kaiserdoms«, Rheinischer Beobachter VII, 7/8, Berlin 1928.
KIRCHLICHE TEXTILKUNST IN SCHWEDEN
ZUR AUSSTELLUNG KIRCHLICHER TEXTILIEN IN STOCKHOLM
Von P. LEANDER HAASE O.S.B.
C tatens Historiska Museum in Stockholm veranstaltete zum erstenmal (5.—27. Januar 1929)
•D in der Liljewalch Kunsthalle eine Ausstellung kirchlicher Textilien Schwedens im
Rahmen von acht Jahrhunderten. Aus Kirchenschätzen und Museen wurde das Beste
zusammengetragen von dem, was aus der katholischen Zeit Schwedens übriggeblieben
ist und was spätere Jahrhunderte und die neueste Zeit in kirchlicher Textilkunst ge-
schaffen. Zum Verständnis des letzteren soll gesagt sein, daß in der schwedischen Staats-
kirche sich viel mehr von der einstigen katholischen Liturgie erhalten hat als in anderen
protestantischen Ländern, und daß seit einigen Jahren, mächtig gestützt und gefördert
durch Erzbischof Söderblom von Uppsala, eine Bewegung durch die staatskirchlichen
Reihen geht, durch Mehrgebrauch oder für die meisten Kirchen durch Wiedereinführung
liturgischer Gewänder usw. die leeren Kirchen wieder mit Gläubigen zu füllen und die
Gotteshäuser selbst durch kunstgerechten Schmuck wieder anziehend und heimisch zu
gestalten.
Viel Liebe und Kunstverständnis haben bei dieser Ausstellung zusammengearbeitet.
Ein Hauch edler Pietät, aufrichtiger Verehrung für liturgische Textilkunst, durchwehte
die Liljewalch Kunsthalle. Der Gesaniteindruck wirkte äußerst vornehm. Viel trug offen-
bar hierzu bei, daß die verschiedenen Stücke nicht magazinmäßig nach Spezies nebenein-
ander gereiht wurden, sondern in wohltuender Abwechslung, bald Kasein, bald Pluvialien,
bald Altarbekleidungen und zahlreiche kleinere Stücke. Sehr vorteilhaft wirkte die im-
provisierte Albe zu den einzelnen Kasein. Aus leicht zu entschuldigender Unkenntnis
wurden letztere als Gewandung für den einfachen Priester bezeichnet, die Pluvialien da-
gegen für die höchsten kirchlichen WTirdenträger, Bischof und Erzbischof. Es bleibt
unstreitig ein hohes Verdienst für das Historische Staatsmuseum in Stockholm, diese
Ausstellung arrangiert zu haben. Solch hervorragende mittelalterliche Textilien hatten
selbst Fachmänner in Schweden nicht vermutet. Uns Katholiken klingt wie aus den
alten Domen und Kirchen des Nordens, so auch aus diesen kostbaren Schätzen liturgi-
scher Gewandung, das hohe Lied von Liebe und Opfersinn, von denen Altschweden für
seine Kirche erfüllt war, wenngleich nicht wenige Prachtstücke der Ausstellung als
Kriegsbeute durch Gustav Adolf und Karl XII. nach Schweden gekommen sind.
Der Ausstellungskatalog enthält 645 Nummern. Eine reiche Auswahl von Antependien,
darunter zwei aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, mehrere mit figürlicher Weberei
und Stickerei aus dem 15. und 16. Jahrhundert, besonders gute Arbeiten aus dem Birgit-
tinnenkloster Vadstena. Nennenswert ist da noch eine Borte aus dem Historischen Museum
von einem Antependium Mitte des 15. Jahrhunderts, Höhe 17,5 cm, Länge 124 cm, über-
reich gestickt in Gold, Silber und mehrfarbiger Seide. Unter arkadenförmiger Bogen-
reihe hl. Apostel Petrus und Paulus, hl. Anna, Verkündigung, Geburt Christi, Jesus am
Ölberg, Kreuzszene (vermutlich Messe des hl. Gregorius), Christus zeigt sich nach der
Auferstehung seiner Mutter, Marias Krönung, Johannes der Täufer, hl. Birgitta, Apostel
Andreas und Matthäus. Längs der Ober- und Unterkante, charakteristisch für das Kloster
der Birgittinnen, eine lateinische Antiphon aus dem Offizium der hl. Katharina von Schwe-
den, Tochter der hl. Birgitta, erste Äbtissin von Vadstena. Die Antependien der nach-
reformatorischen Zeit weisen als Schmuck neben Gold- und Silberborten vielfach das Adels-
wappen mit dem Monogramm, gewöhnlich Doppelmonogramm, des fürstlichen Stifters
und seiner Gemahlin auf, beides in Hochrelief. Auf wenigen findet sich als einzig kirch-
liches Zeichen der Namenszug Christi JHS. Das Material ist im 17./18. Jahrhundert noch
sehr wertvoll.
 
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