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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Grimme, Gustav: Aachener Goldschmiedekunst: die gotische Periode, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0323

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SIMEONSRELTQUIAR, 2. HÄLFTE DES 14. JAHRHUNDERTS. MÜNSTERSCHATZ AACHEN

AACHENER GOLDSCHMIEDEKUNST
Von GUSTAV GRIMME
II. Die gotische Periode1)
Die Abbildungen nach Aufnahmen von Phot. Gerhard Mertens, Aachen
Ä Ä Tenn auch die großen Aachener und die übrigen der Aachener Schule zuzuweisenden
* * Prachtschreine in ihrer ganzen Formgebung eine Art Übergangsstil der Goldschmiede
darstellen, so sind sie doch in ihrem Gesamtcharakter noch romanisch. In der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts aber tritt mit dem Eindringen der Gotik eine völlige Um-
gestaltung der künstlerischen Form ein. Geist, Formensprache und Ornamente des neuen
Stils bemächtigen sich nun auch der Goldschmiedekunst, und die neue Zeit läßt in Aachen
wieder eine Fülle glanzvoller Schöpfungen der Edelschmiede entstehen. Immer größer
wird das technische Geschick der heimischen Meister; wie weiches Wachs formen sie das
edle Metall; stärkeres Leben und größere Natürlichkeit flößen sie den getriebenen Sta-
tuetten ein; den ganzen Formenschatz der Steinarchitektur greifen sie auf und bilden
ihn bis ins feinste nach; statt des opaken Kupferemails verwenden sie nun das trans-
luzide Email auf Silbergrund und verzichten auf die Verwendung des Filigrans. Und
dennoch, was Eigenart und berückende Wirkung anbetrifft, müssen die Arbeiten der
gotischen Periode hinter denen der romanischen zurückstehen. Die Produktion zwar wird
stärker. Bei dem großen Umfang der noch vorhandenen Erzeugnisse müssen wir uns auf
die Behandlung der bedeutenderen Stücke beschränken, soweit sie in der Schatzkammer
des Liebfrauenmünsters und den anderen Kirchen Aachens, sowie an einzelnen weiter-
gelegenen Orten noch aufbewahrt werden und mit guter Begründung als Werke der
heimischen Kunst anzusprechen sind. Trotz so vieler ausgezeichneter, uns erhaltener
Stücke aus dem 14. und 15. Jahrhundert können wir doch keines mit Sicherheit einem
dem Namen nach bekannten Meister zuschreiben; wohl können wir aus stilistischen Grün-
') Vgl. den I. Teil in Heft 4, S. 97—109.

Die christliche Kunst. XXV. Juli. 10

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