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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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FORSCHUNGEN

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tenen pädagogischen Erfolge. Der Geist der klas-
sischen Antike: Einfachheit, Klarheit und Ver-
ständigkeit waren die Merkmale seines Schulbe-
triebes wie seines Stiles. Ob er als Professor der
griechischen Sprache seinen Schülern in bewegten
Jamben ein erhabenes Geschick erzählte, ob er
mit dem fein geschnittenen Ästhetenmund sein
bewundertes Französisch sprach, in der Kunstge-
schichte die Klarheit eines hellenischen Tempels
oder in der deutschen Literatur seinen geliebten
»Faust« pries, immer beherrschte das edle Maß
der Griechen sein Urteil. Jeder einseitige Fach-
kultus war den Anschauungen des feinen Huma-
nisten zuwider. Er warnte daher seine Abiturien-
ten regelmäßig: »Werde kein Fachsimpel, behalte
stets ein offenes Auge für das gesamte Geistes-
und Kulturleben!« 70 Jahre hat Pater Kuhn als
eine Leuchte an der Stiftsschule von Einsiedeln
gewirkt. Sein Leben bildete eine glänzendste
Apologie des humanistischen Gymnasiums. Wer
sein Schüler war und nicht ein Stück seiner edlen
Persönlichkeit und jugendlichen Schaffenskraft
mit sich hinausnahm, der hatte den besten Teil
seines Lehrers nicht verstanden. Wer ihn aber
verstanden, in dem wird der Gedanke an Pater
Albert Kuhn immerfort einen Strom jenes ge-
heimnisvollen idealen Lebens wecken, das man
Begeisterung und Spannkraft der Seele nennt.
So findet das Wort Goethes: »Was auf ewig in
die Kultur der Völker übergeht, das ist nur das
Leben und Beispiel der großen Persönlichkeiten«
bei P. Albert als Lehrer seine vollste Bestätigung.
Vereinigen wir dieses so reiche und so frucht-
bare Wirken zum Gesamtbilde und stellen wir in
seine Mitte den verehrten Benediktiner mit seinem
goldenen Wesen, seinem offenen nnd geraden Cha-
rakter, dem geistigen Feingehalt und der mit den
Verdiensten stets wachsenden Bescheidenheit, so
beflügeln Gefühle der Dankbarkeit die Seele, die
sich in den einen Wunsch verdichten: Gott sei
unserm lieben P. Albert ein überreicher Löhner,
et lux aeterna luceat ei! ffosef Heimgartner
Forschungen
NEUE KATAKOMBENFORSCHUNGEN
INJNEAPEL
Tn den Katakomben des hl. Januarius extra moe-
nia in Neapel, deren dreistöckige geräumige
Stollengänge in den Tuff des Hügelabhanges von
Capodimonte eingehauen sind, wurden unter der
Leitung der regionalen Denkmälerintendantur
Nachforschungen angestellt, die zu bemerkens-
werten Ergebnissen führten. Zahlreiche Loculi
und Bogengräber längs der Gänge und in den
Kammern (cubicula) weisen Reste uralter Male-
reien auf, in denen sich christliche Motive mit
heidnischen verknüpfen. So sieht man neben Lö-
wen und Flußpferden Darstellungen aus dem
Mythus von Amor und Psyche, eine geflügelte
Viktoria, Adam und Eva zur Seite des Baumes
der Erkenntnis u. a. m., die in Auffassung und
Wiedergabe direkt an die Wandmalereien von
Pompeji erinnern. Die Untersuchung der un-
mittelbar auf den Katakomben erbauten Kirche
S. Gennaro de’Poveri ergab, daß der seither
mannigfach umgestaltete Bau bei seiner Errich-
tung i. J. 873 durch die Benediktiner bereits drei
Schiffe aufwies, deren mittleres einer Basilika des
5. Jahrhunderts angehörte, von der sich Reste


erhalten haben. Am wertvollsten unter diesen ist
unstreitig ein Fresko der Frühzeit, das sich auf
einer Bogenwandung der Verbindungsmauer be-
findet. Es stellt Christus mit zwei Heiligen dar
und ist, wie sein glücklicher Entdecker, der Ar-
chäologe Gino Chierici, mit Recht hervorhebt,
als eines der äußerst seltenen Beispiele christlicher
Malerei im 5. Jahrhundert von größtem Interesse
für die christliche Kunstwissenschaft. Fritz Rose
RÖMISCHE AUSGRABUNGEN
Tn diesen Tagen kamen bei der Grundaushebung für
den Bau des Päpstlich-orientalischen Instituts
bei S. Maria Maggiore Bauteile zum Vorschein,
die der berühmten Basilika des Konsuls Junius
Bassus angehören. Die Basilika war im Jahre 1686
abgebrochen worden, nachdem schon seit dem
iz.Jahrhundert auf dem angrenzenden Gebiete eine
noch heute stehende größere Kirche St. Anton mit
einem Hospital errichtet worden war und die ver-
hältnismäßig kleine Basilika des Bassus für über-
flüssig erachtet wurde. Ein prächtig ausgestatteter
Bau war damit zugrunde gegangen, wie die Zeich-
nungen und Beschreibungen des 17. Jahrhunderts,
insbesondere eine Zeichnung des Ciampini in sei-
nen »Vetera monumenta« erkennen lassen. Der ur-
sprünglich als städtischer profaner Versammlungs-
saal am Anfang des 4. Jahrhunderts erbaute Ap-
sidenraum war am Ende des Jahrhunderts durch
Papst Simplicius zu einer Kirche des hl. Andreas
geweiht worden, nachdem er von einem der da-
mals in Rom mächtigen Goten namens Valila für
religiöse Zwecke freigegeben worden war.

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