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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Neue Kunstwerke
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NEUE KUNSTWERKE

und silbern gemustertem Glas mit Silberfassung
von Armand Ri vir. Von dem bekannten Holz-
plastiker Paul Croix-Marie stammte ein gut ge-
formtes und sorgfältig durchgearbeitetes Meß-
buchpult; auch die Arbeiten seiner Schüler sind
durchweg gefällig, aber etwas uniform im Orna-
ment und der stets gleichbleibenden hellgelben
Holztönung. Unter den ausgestellten Paramen-
ten waren einige einfache Kasein von guter Wir-
kung, kraftvolle Albenspitzen und Oriflammen
von durchaus origineller farbiger Flächenteilung.
Die Idee dieser Tagungen für religiöse Kunst
ist wirklich großzügig, ihre Verwirklichung war
in den wesentlichen Punkten durchaus entspre-
chend. Die kirchlichen Behörden bekundeten
ihr sympathisches Interesse durch offizielle Be-
teiligung: Der Erzbischof von Paris, Kardinal
Dubois hatte, wie früher schon, den Vorsitz
übernommen, mehrere andere Bischöfe präsidier-
ten bei verschiedenen Veranstaltungen. Eine Reihe
von hervorragenden Schriftstellern war als Red-
ner eingeschrieben. Die Resonanz im Publikum
dagegen — das konnte ich mehrfach feststellen
—• war nicht so, wie sie diese hochherzigen An-
strengungen mit Recht erwarten durften. Zu-
nächst hätte die Ausstellung etwas reicher be-
schickt werden können, besonders wenn man die
einzigartige Zentralisierung der Kunst und der
Künstler in Paris in Betracht zieht. Aber es gibt
in Paris so viele Ausstellungsmöglichkeiten. Und
dann ist der Pariser Künstler, wie man mir sagte,
ein Eigenbrötler. Das zeigt sich schon in der gro-
ßen und immer noch wachsenden Zahl katholischer
Künstlergruppen und -grüppchen, die z. T. in
der Societe de Saint-Jean allzu lose zusammen-
gefaßt sind. Niemals ist mir die ungeheure Be-
deutung einer großen einheitlichen Organisation
lebhafter zum Bewußtsein gekommen, einer Or-
ganisation, wie die Deutsche Gesellschaft für
christliche Kunst, die nicht nur die Künstler,
sondern auch die Freunde der Kunst erfaßt. Die
Kämpfe und Leiden der katholischen Kirche in
Frankreich mögen manches erklären und ent-
schuldigen; aber Kanonikus Henri Debout, der
unentwegte Organisator der Tagung, beklagte
mit Recht, daß man die große Bedeutung der
künstlerischen Form für die Werbekraft des ka-
tholischen Gedankens nicht genügend zu schät-
zen scheine. Vielleicht kommen die mutigen Pio-
niere katholischer Kunst, die man zu ihrer präch-
tigen Leistung aufrichtig beglückwünschen darf,
eines Tages auf den Gedanken, abwechselnd auch
in den großen Städten der Provinz diese Tagun-
gen stattfinden zu lassen. Es wäre gewiß gute
Sämannsarbeit.
Paris, im Januar 1929 Richard Maria Stand
AUSSTELLUNG VON BUCH-
EINBÄNDEN DER PARISER
NATIONALBIBLIOTHEK
Ceit einigen Jahren veranstaltet die Pariser Na-
tionalbibliothek regelmäßig zu Beginn des
Jahres eine Sonderschau ihrer unermeßlichen
Schätze. Die Ausstellung dieses Jahres (Januar bis
März 1929) ist dem Bucheinband gewidmet und
bringt die schönsten und bezeichnendsten Buch-
einbände vom neunten bis zum Beginn des neun-
zehnten Jahrhunderts. In der wundervollen Reihe
von Einbänden der Goldschmiedekunst ist Metz
reich vertreten; zwei Bände dieser Gruppe sind

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rheinischer Herkunft:Ein rheinischesSakramen-
tar des elften Jahrhunderts mit byzantinischem
Elfenbeinrelief des zwölften, sowie ein Kölner Epi-
stelbuch, ebenfalls aus dem elften Jahrhundert mit
Elfenbeintafel des zehnten undsechzehnPropheten-
medaillons. Unter den Ledereinbänden sind be-
merkenswert: ein Passauer Stundenbuch des drei-
zehnten Jahrhunderts in Rundformat, ferner ein
Straßburger Frühdruck der Briefe des hl. Hiero-
nymus mit der interessanten Inschrift: Per me
Johannem Richenbach capellanum in Gylingen
(Geislingen) illigatusest anno Domini 1469. Dieser
im Katalog der Ausstellung abgebildete Einband
ist der älteste gezeichnete und datierte, den wir
kennen. Hervorzuheben sind weiter ein in Nürn-
berg gedrucktes Missale romanum von 1483 in ge-
prägtem Schweinslederband, ein theologisches
Werk mit dem farbigem Wappen des Würzburger
Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1573 bis
1617), ein Lutherband, in Leipzig 1559 gedruckt
mit den Porträts Luthers und Melanchthons nach
Cranach. Für die Spätzeit sind die Bücherschätze
des berühmten französischen Bibliophilen Jean
Grolier und der französischen Könige besonders
reich vertreten und geben ein Bild der neueren
Buchbindekunst, wie man es in solcher Reich-
haltigkeit äußerst selten finden wird. — Die nächst-
jährige Ausstellung wird der Romantik gewidmet
sein. Rich. M. Stand
Neue Kunstwerke
Ctudienrat Julius Schneider, Lehrer für Gold-
schmiedekunst an der Städtischen Gewerbe-
schule zu München hat einen Tabernakelaltar,
der in der Kirche des Klosters zum »Guten Hir-
ten« in Trier im April aufgestellt worden ist,
vollendet. Die Entwürfe zu den 16 farbigen Emails
hat Otto Gr aß 1 in München gefertigt. Wir wer-
den auf das hervorragende Werk noch näher zu
sprechen kommen.
Für die St. Achazkirche in München-Mitter-
sendling wurde ein Missionskreuz gestiftet, das
Bildhauer Paul Scheuerle in München ausführte.
In Freiburg i. Br. wird eine neue St. Konrads-
kirche gebaut, die Architekt M e c k el in Freiburg
im neuzeitlichen Stil entworfen hat und in Eisen-
beton ausführt. Sie soll noch in diesem Jahre fer-
tig werden.
Architekt Bachmann in München hatte in der
Gewerbehalle zu München ein umfangreiches Mo-
dell für die Innenausstattung der St. Franziskus-
kirche in New-York ausgestellt. Stilistisch fügt
sich die Ausstattung der im Renaissancestil erbau-
ten Kirche an. An den bildhauerischen Entwürfen
waren auch Prof. Buscher, Prof. Val. Kraus,
P an ze r und K r oh e r, alle in München, beteiligt.
Die Frauenfriedenskirche in Frankfurt a. M.,
erbaut von Hans H er ko m me r-Stuttgart, wurde
am Sonntag, den 5. Mai 1929, unter großen Feier-
lichkeiten eingeweiht.
Das Mariannhiller Kloster mit Herz-Jesu-Kirche
und Piusseminar in W ü r z b u r g, erbaut von Pro-
fessor Albert Bosslet, wurde am 28. April 1929
feierlich eingeweiht.
Architekt Karl Colombo in Köln hat in letzter
Zeit verschiedene größere Arbeiten ausgeführt, so
wurde am 5. Dezember 1928 seine St. Barbarakirche
in K ö 1 n - Ossendorf eingeweiht und am 7. April
1929 fand die Grundsteinlegung der Dreifaltigkeits-
kirche in Köln-Poll statt. Im Januar fertigte er
 
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