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NEUE KUNSTWERKE
die Orgelanlagen der St. Georgskirche in Gelsen-
kirchen und der St. Bonifatiuskirche in Köln-
Nippes.
Kunstmaler Josef Wahl in Düsseldorf voll-
endete im Jahre 1928 seine großen Wandgemälde
in der St. Petruskirche in Düsseldorf, die Apo-
stelfiguren darstellen.
Kunstmaler Josef von Heeker n ist beauftragt,
für zwei Essener Kirchen je einen Kreuzweg
zu malen, von dem wir die XIII. Station im Bilde
nebenan zeigen.
WETTBEWERB FÜR EINE KIRCHE
T>ie »Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
e. V.« schreibt soeben einen Wettbewerb für
einen Kirchenneubau »St. Mariä Empfängnis« in
Mainz aus. Es handelt sich um eine dankens-
werte Aufgabe, da ein städtebaulich gut verwert-
barer Bauplatz zur Verfügung steht. Bedingungen:
Verlangt werden Entwürfe für Kirche, Pfarr- und
Gemeindehaus. Höhe der Preise: M. 11000.—, da-
zu eventuell Ankäufe. Einlieferung der Entwürfe:
17. Juni 1929. Teilnahmeberechtigt sind die katho-
lischen Architekten Westdeutschlands. Im
Preisgericht befinden sich u. a. als Architekten:
Reg.-Baurat Georg W. Buchner, München, Prof.
Michael Kurz, Augsburg, Prof. Adolf Muesmann,
Technische Hochschule Dresden, Prof. Arthur
Wienkoop, Landesbauschule Dresden, Karl Mau-
rer, techn. Beigeordneter der Stadt Mainz. Das
ausführliche Ausschreiben wird kostenlos zuge-
sandt. Unterlagen (Pläne) zu M. 4.— sind von der
Geschäftsstelle der »Deutschen Gesellschaft
für christliche Kunst e. V.«, München,
Wittelsbacherplatz Nr. 2, zu beziehen.
ZUR NEUEN
RELIGIÖSEN BAUKUNST1)
Tm Gegensatz zu Darwins Theorie der Auslese
im Kampf des einen gegen das andere, bei Über-
windung des Schwächeren durch das Stärkere,
die von Nietzsche bestimmend auf die Menschheits-
entwicklung übertragen wurde, erkannte Goethes
klarer Tiefblick das unablässig im Einzelnen selbst
sich vollziehende »Stirb und Werde« als Grund-
bedingung wahren Aufstiegs und aller Höherent-
wicklung, des Einzelnen wie bei der Volksgesamt-
heit. Und mündet damit — als Kernpunkt alles
Religiösen — in die Opferidee, die mit dem
Symbol des Kreuzes im Mittelpunkt auch des
Christentums steht. Vergehen muß das Samen-
korn, in geheimnisvoller Opferung, die kein Zer-
fall, sondern vielmehr Enthüllung, Aufsprießen,
und Entfaltung ungeahnter innerer Möglich-
keiten, verborgener Herrlichkeiten auf erschwunge-
ner höherer Ebene ist. Wenn man inmitten der
Stahlkirche des genialen Otto Bartning auf
der Kölner Pressa seinen Blick auf die ergreifende
schwarze Silhouette des großen Kruzifixus über
dem Altar richtete, hinter dessen Sterben, beim
mystischen Rauschen der Seraphsflügel, in den
strahlenden Glaswänden glutvoll und ekstatisch
alle Himmel aufbrechen, so erkennen wir in dieser
«) Bei der Bedeutung, die Otto Bartnings Stahlkirche in der
heutigen Kirchenbauentwicklung hat, bringen wir einen größe-
ren Aufsatz über diesen protestantischen Kirchenbau, auch
wenn eine katholische Kirche in manchem andere Anforde-
rungen stellt. Wir verweisen dabei auf das reichhaltige Heft:
Die Stahlkirche in »Stahl überall«, Heft I. Düsseldorf-Stahlhof.
JOSEF VON HEEKERN-ESSEN: XIII. STATION AUS
EINEM KREUZWEGE FÜR DIE ST. HUBERTUS-
KIRCHE IN ESSEN
mit ihren Stahl- und Glaselementen ganz »aus
dem Feuer geborenen« Kirche (vgl. E. W. Balk
in Nr. 34 der »Werag« vom 19. 8. 28) eine groß-
artige baukünstlerische Verkörperung jenes öster-
lichen »Stirb und Werde«-Geheimnisses. Aus dem
im Tod zerfallenden dunklen Samenkorn des Ge-
kreuzigten blüht der Ostertriumph göttlichen
Sieges, strahlender Verklärung auf, der die gläu-
bige Gemeinde in opfernder Hingabe und Dar-
bringung ihrer selbst mystisch teilhaft wird. Keine
Steingewölbe, wie noch in den bisherigen Domen,
umgeben uns hier wie das Korn die mütterlich
bergende, hegende Erde, sondern in feurigen Zei-
chen und Symbolen, die das Licht aufleuchten
läßt, die vollzogene Verklärung gleichsam und die
offenbar gewordene, vom Himmel zur Erde sich
neigende Unendlichkeit selber. Von deren ent-
faltetem farbigem Leuchten der beglückte Blick
immer wieder auf den dunklen Kruzifixus als auf
ihre Bedingnis, ihren geheimen Mittel- und Sam-
melpunkt, bedeutungsvoll zurückgeführt wird.
Diesen triumphal-ekstatischen Charakter, der
Bartnings Stahlkirche kennzeichnet, kündet G. F.
Hartlaub 1919 schon als bestimmend für eine
neue religiöse Kunst der Zukunft an, in seiner
noch zu wenig gewürdigten gedankenreichen und
wegweisenden Einleitung zu dem bei Kurt Wolff
erschienenen Tafelwerk »Kunst und Religion«.
Aus österlicher Läuterung und Selbsterneuerung,
nach dem Karfreitag der jüngsten geschichtlichen
Vergangenheit, sieht er diese neue Kunst im
Zeichen des Auferstandenen, eines triumphie-
renden »Dionysoschristus« (wie ein an sich leicht
mißverständlicher Ausdruck von ihm lautet) er-
wachsen, während die christliche Kunst des Mittel-
alters, abgesehen von den hieratisch thronenden
Christusfiguren der Frühzeit, vorzüglich den lei-
NEUE KUNSTWERKE
die Orgelanlagen der St. Georgskirche in Gelsen-
kirchen und der St. Bonifatiuskirche in Köln-
Nippes.
Kunstmaler Josef Wahl in Düsseldorf voll-
endete im Jahre 1928 seine großen Wandgemälde
in der St. Petruskirche in Düsseldorf, die Apo-
stelfiguren darstellen.
Kunstmaler Josef von Heeker n ist beauftragt,
für zwei Essener Kirchen je einen Kreuzweg
zu malen, von dem wir die XIII. Station im Bilde
nebenan zeigen.
WETTBEWERB FÜR EINE KIRCHE
T>ie »Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
e. V.« schreibt soeben einen Wettbewerb für
einen Kirchenneubau »St. Mariä Empfängnis« in
Mainz aus. Es handelt sich um eine dankens-
werte Aufgabe, da ein städtebaulich gut verwert-
barer Bauplatz zur Verfügung steht. Bedingungen:
Verlangt werden Entwürfe für Kirche, Pfarr- und
Gemeindehaus. Höhe der Preise: M. 11000.—, da-
zu eventuell Ankäufe. Einlieferung der Entwürfe:
17. Juni 1929. Teilnahmeberechtigt sind die katho-
lischen Architekten Westdeutschlands. Im
Preisgericht befinden sich u. a. als Architekten:
Reg.-Baurat Georg W. Buchner, München, Prof.
Michael Kurz, Augsburg, Prof. Adolf Muesmann,
Technische Hochschule Dresden, Prof. Arthur
Wienkoop, Landesbauschule Dresden, Karl Mau-
rer, techn. Beigeordneter der Stadt Mainz. Das
ausführliche Ausschreiben wird kostenlos zuge-
sandt. Unterlagen (Pläne) zu M. 4.— sind von der
Geschäftsstelle der »Deutschen Gesellschaft
für christliche Kunst e. V.«, München,
Wittelsbacherplatz Nr. 2, zu beziehen.
ZUR NEUEN
RELIGIÖSEN BAUKUNST1)
Tm Gegensatz zu Darwins Theorie der Auslese
im Kampf des einen gegen das andere, bei Über-
windung des Schwächeren durch das Stärkere,
die von Nietzsche bestimmend auf die Menschheits-
entwicklung übertragen wurde, erkannte Goethes
klarer Tiefblick das unablässig im Einzelnen selbst
sich vollziehende »Stirb und Werde« als Grund-
bedingung wahren Aufstiegs und aller Höherent-
wicklung, des Einzelnen wie bei der Volksgesamt-
heit. Und mündet damit — als Kernpunkt alles
Religiösen — in die Opferidee, die mit dem
Symbol des Kreuzes im Mittelpunkt auch des
Christentums steht. Vergehen muß das Samen-
korn, in geheimnisvoller Opferung, die kein Zer-
fall, sondern vielmehr Enthüllung, Aufsprießen,
und Entfaltung ungeahnter innerer Möglich-
keiten, verborgener Herrlichkeiten auf erschwunge-
ner höherer Ebene ist. Wenn man inmitten der
Stahlkirche des genialen Otto Bartning auf
der Kölner Pressa seinen Blick auf die ergreifende
schwarze Silhouette des großen Kruzifixus über
dem Altar richtete, hinter dessen Sterben, beim
mystischen Rauschen der Seraphsflügel, in den
strahlenden Glaswänden glutvoll und ekstatisch
alle Himmel aufbrechen, so erkennen wir in dieser
«) Bei der Bedeutung, die Otto Bartnings Stahlkirche in der
heutigen Kirchenbauentwicklung hat, bringen wir einen größe-
ren Aufsatz über diesen protestantischen Kirchenbau, auch
wenn eine katholische Kirche in manchem andere Anforde-
rungen stellt. Wir verweisen dabei auf das reichhaltige Heft:
Die Stahlkirche in »Stahl überall«, Heft I. Düsseldorf-Stahlhof.
JOSEF VON HEEKERN-ESSEN: XIII. STATION AUS
EINEM KREUZWEGE FÜR DIE ST. HUBERTUS-
KIRCHE IN ESSEN
mit ihren Stahl- und Glaselementen ganz »aus
dem Feuer geborenen« Kirche (vgl. E. W. Balk
in Nr. 34 der »Werag« vom 19. 8. 28) eine groß-
artige baukünstlerische Verkörperung jenes öster-
lichen »Stirb und Werde«-Geheimnisses. Aus dem
im Tod zerfallenden dunklen Samenkorn des Ge-
kreuzigten blüht der Ostertriumph göttlichen
Sieges, strahlender Verklärung auf, der die gläu-
bige Gemeinde in opfernder Hingabe und Dar-
bringung ihrer selbst mystisch teilhaft wird. Keine
Steingewölbe, wie noch in den bisherigen Domen,
umgeben uns hier wie das Korn die mütterlich
bergende, hegende Erde, sondern in feurigen Zei-
chen und Symbolen, die das Licht aufleuchten
läßt, die vollzogene Verklärung gleichsam und die
offenbar gewordene, vom Himmel zur Erde sich
neigende Unendlichkeit selber. Von deren ent-
faltetem farbigem Leuchten der beglückte Blick
immer wieder auf den dunklen Kruzifixus als auf
ihre Bedingnis, ihren geheimen Mittel- und Sam-
melpunkt, bedeutungsvoll zurückgeführt wird.
Diesen triumphal-ekstatischen Charakter, der
Bartnings Stahlkirche kennzeichnet, kündet G. F.
Hartlaub 1919 schon als bestimmend für eine
neue religiöse Kunst der Zukunft an, in seiner
noch zu wenig gewürdigten gedankenreichen und
wegweisenden Einleitung zu dem bei Kurt Wolff
erschienenen Tafelwerk »Kunst und Religion«.
Aus österlicher Läuterung und Selbsterneuerung,
nach dem Karfreitag der jüngsten geschichtlichen
Vergangenheit, sieht er diese neue Kunst im
Zeichen des Auferstandenen, eines triumphie-
renden »Dionysoschristus« (wie ein an sich leicht
mißverständlicher Ausdruck von ihm lautet) er-
wachsen, während die christliche Kunst des Mittel-
alters, abgesehen von den hieratisch thronenden
Christusfiguren der Frühzeit, vorzüglich den lei-