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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Matthey, Werner von: Neue sakrale Bildwerke Hildegard Domizlaffs
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0255

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HILDEGARD DOMIZLAFF-KÖLN: ANTEPENDIUM IN GETRIEBENEM MESSING. WEILER BEI KÖLN


NEUE SAKRALE BILDWERKE HILDEGARD DOMIZLAFFS
Von WERNER VON MATTHEY
TAen Lesern dieser Zeitschrift ist Hildegard Domizlaff keine Fremde mehr, da ihr
Schaffen bereits gleichen Ortes vor einigen Jahren eingehend gewürdigt wurde (Prof.
Dr. Wackernagel, Jahrg. XXIII [1926/27], S. 269!!.). Wir weisen deshalb ausdrücklich
auf jenen Aufsatz hin, dessen Kenntnisnahme für einen Gesamtüberblick über das Werk
der Künstlerin unerläßlich erscheint. Unsere Aufgabe aber ist es, die neuesten Arbeiten
der Bildhauerin zu publizieren, Schöpfungen, die einen weiteren Schritt darstellen zur
vollen Reife des Könnens und persönlichen Festigung des Stiles.
Die Formensprache dieser Werke lautet streng und herbe, ruft zur Besinnung auf und
geht aufs Letzte, Unbedingte, ohne Zugeständnisse, meidend alle leichten Gefälligkeiten.
Darum erweist sie sich auch nicht für jeden ohne weiteres zugänglich, und doch greift
ihre Wirkung als sakrale Kunst über den Einzelnen hinaus, und ist entschieden so imstande,
einen neuen Weg zu zeigen diesem, seiner Aufgabenstellung nach wichtigsten Zweige
bildnerischen Schaffens. Als ganze Kunst fordert sie ganze Hingabe, darin liegt ihre
Stärke, und wird zu vielfach reicher Spende dem, der aufgeschlossen ist für ursprünglich
unverbildetes Menschentum, durchströmt von religiöser Innigkeit, gefaßt und ausgeprägt
in steter fester Form. Hier rühren wir an das im Künstlerischen Ausschlaggebende, denn
ihre Formung, fern allem Willkürlichen und Zufälligen, sucht nur das Wesensnotwendige.
In einer heutzutage auf dem Gebiete kirchlicher Kunst ungewöhnlichen Prägnanz der
Gestaltung wird sie sehr zwingend dem Betrachtenden zum Gesetz eigenen Erlebens.
In die Welt romanischer Wucht und Größe fühlt man sich versetzt, wenn man in Weiler
(bei Köln) vor den H e rz-J e s u - Altar tritt (Kunstdrucktafel). Feierlich ernst und ruhig
schaut die lebensgroße Christusgestalt (Lindenholz polychrom getönt) auf einen herab,
sitzend, die Rechte segnend erhoben, in der Linken haltend das goldene Herz. In wenigen
groß angelegten schweren Faltenzügen, darunter, plastisch stark betont, das Körperliche sich
entgegenwölbt und hervortritt, fließt das Gewand in tiefer roter Färbung. Dunkel liegen
Haar und Bart um das Gesicht, die Augen glühen weit und majestätisch. Das ist der erste
und bleibende Eindruck: die Heilandsgestalt majestätisch erfaßt, Pantokrator, Herr der
Welten. Wohl bringt er sich selber den Menschen dar, und hält sein Herz ihnen hin, für sie

Die christliche Kunst. XXV. Mai/Juni. 8/9

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