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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Berichte aus Deutschland
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BERICHTE AUS DEUTSCHLAND

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Steigerungsmöglichkeiten durch Wechsel im
Mauerverband, Einlagen von roten Ziegeln auf
Rollschichten, willkürliche Vermauerung ver-
schiedenfarbig getönter Steine u. a., Wirkungen,
die noch gesteigert werden durch die Patina der
Kupferdeckung, der Dachziegel, der Fenster- und
Türanordnungen in Blei und Metall, auch die
Alterspatina der weißen Steine, eine blaugraue
Verfärbelung wird diesen Farbenakkord nicht
stören, wie an älteren Bauten beobachtet wird.
Ob die Mauertechnik in ihrer künstlerischen
Wirkung noch gesteigert werden könnte durch
Formatänderung oder Einfärben der Grundmasse,
müßten weitere Versuche ergeben — wirtschaft-
lich dürften diese aber kaum sein — das übliche
Normalformat der Steine gleicht dem wirtschaft-
lich als bestgeeigneten, ausprobierten Reichs-
format, das seinerzeit als großer Fortschritt all-
seitig begrüßt wurde.
Die reinen Ersparnisse errechneten sich bei
zwei Kirchenbauten auf rund 10% der Rohbau-
kosten — die Ersparnisse berechnen sich aus dem
um etwa 20—25% billigeren Grundpreis gegen-
über den gewöhnlichen roten Backsteinen, aus
dem Wegfall des Innen- und Außenputzes, an
deren Stelle einfache Verfügung trat, aus dem
Wegfall besonderer Rüstungen für Verputzarbei-
ten, die Malereien konnten direkt auf Mauer-
grund aufgetragen werden, aus der raschen Bau-
zeit. Ganz besonders beachtlich ist die Einspa-
rung durch den Wegfall jeglicher Unterhaltungs-
und Restaurierungskosten des Mauerwerkes,
selbst Durchfeuchtungen im Mauerwerk trocknen
auf, ohne eine Verseuchung des Mauerwerkes zu
verursachen, wie solche bei den im Steinkohlen-
feuer gebrannten Backsteinen auftreten.
Die wirtschaftlichen und künstlerischen Vor-
teile des weißen Kalksandsteines sind gegeben,
der neuzeitlich eingestellte Kirchenbauer kann
an diesem neuen Baustoff, der bisher als Hinter-
mauerstein eine Aschenbrödelrolle spielte, nicht
verächtlich vorbeigehen, es muß Aufgabe des
Baukünstlers sein, auch mit diesem weißen Ma-
teriale gleich gute Baumassen zu entwickeln wie
mit dem roten Steine, es muß eben Pionierarbeit
geleistet werden, die dem fortschrittlich schaffen-
den Baukünstler gewiß sympathischer ist als der
ausgetretene Weg modischen Bauens in rotem
Klinker. Fritz Fuchsenberger
Benclite aus Deutschland
SAMMELBERICHT AUS MÜNCHEN
TAie religiöse Kunst hatte auch im Glaspa-
J-^last 1928, ähnlich wie im Vorjahr, genügend
Gelegenheit, sich zu entfalten. Auf der Glas-
palast-Linken, die sich heuer aus vielen Einzel-
gruppen mit einer „Super-Jury“ neu konstituierte,
waren sogar eigene Räume bereitgestellt worden,
deren architektonische Gestaltung Heinrich Bergt-
holdt übernommen hatte. Da es galt, die im Vor-
jahr angebahnte Darstellung der Freskenmalerei
auch heuer nicht zu vernachlässigen, hatte man
in den Räumen für große Wandflächen gesorgt,
zumal im größeren Saal, der um eine Mittelsäule
geordnet ist. Natürlich wollte weder hier noch
anderweitig ein wirklich sakraler Raum geschaf-
fen werden. Doch bildete für die zahlreichen pla-
stischen, kunstgewerblichen und malerischen Ar-
beiten jüngerer christlicher Kunst eine solche

Umgebung trotz ihrer Attrappengeste, ihrer Vor-
läufigkeit etwas Gemäßeres als ein stereotyper
Ausstellungssaal. Schade, daß die Beleuchtung
etwas zu düster gehalten war. Von den Freskan-
ten versuchte sich Jos. P 1 e n k an dem an-
spruchsvollen Thema des letzten Kapitels Johan-
nis mit guter Einfühlung ins Frühchristliche,
etwas unpersönlich, mehr episch referierend im
Nebeneinander der Fläche. F. Baumhauers
Pieta, von reichlich großem Format, geht eben-
falls auf das Lineare und wirkt innerlich etwas
dünn. Eine Beweinung von Willi Schmid er-
freut in ihrer klaren stillen Ruhe durch edle ge-
formte Haltung und intensive Einzeldurcharbei-
tung. Mehr allgemein religiöser Natur Heid-
n e r s Offenbarung-Johannis-Fresko, gut gemalt,
aber nicht zwingend; an Stelle einer mystischen
Vision gibt Bruno Goldschmitt in seinen
Gesichten Johannis allzu reale, ja massive Phan-
tastik. An Glasgemälden ist eine Kreuzigung
von Baumhauer hervorzuheben, während K.
Knappe in seinem Franziskusfenster neueste
glasmalerische Experimente nicht gerade sehr
überzeugend wagte. Im ganzen wirkte die Ab-
teilung, noch mit allerlei kleineren, unter sich
disparaten kunstgewerblichen Arbeiten gefüllt,
nicht gerade sehr repräsentativ, noch weniger als
innerlich notwendig, sondern trotz aller Beflis-
senheit zufällig. Überhaupt gab es nirgendwo
Neues. Wichtig wieder Thalheimers Arbei-
ten, charakterisiert durch die gleiche malerische
Inbrunst und die Leuchtkraft seiner Farbe. In
der Plastik war diesmal ebenfalls kaum vom Ge-
wohnten Abweichendes. Valentin Kraus ragt
mit seiner soliden Handwerklichkeit hervor,
Theodor G e o r g i i mit der weichen Anmut sei-
ner runden Kompositionen, W a d e r e bringt eine
seiner feierlich schmückenden Grabfiguren. Lie-
benswürdiges Genre, aber etwas unpersönlich ge-
staltet, sah man von Karl May. Ruth Schau-
mann war mit einer Reihe kleinerer Arbeiten
der Zahl nach gut, der Aufstellung nach ungün-
stig vertreten. Doch konnte man mehr die frü-
here lyrische, naiv-sinnige, nicht die eigentlich
plastisch-formende Periode beobachten, in die sie
jetzt eingetreten ist.
Von den zahlreichen Ausstellungen der Ga-
lerie für christliche Kunst sei an erster
Stelle die der Entwürfe für die Krieger-Ge-
dächtniskirche der kath. kaufmän-
nischen Vereinigungen Deutschlands
in Leipzig - Könne witz genannt. In zwei
Riesensälen waren die 240 Entwürfe aufgestellt,
durch die das Preisgericht in harter Arbeit sich
hatte hindurchkämpfen müssen. Mit solch allge-
meinen großen Wettbewerben wird nicht immer
viel erreicht, weil relativ ein zu großer Prozent-
satz von Arbeiten mitunterläuft, die von vorn-
herein als unbrauchbar prädestiniert sind. Eine
positive Feststellung jedoch soll auch hier nicht
unterlassen werden: innerhalb unseres katholi-
schen Kirchenbaus haben sich nun allmählich
doch schon klar erkennbare Grundrichtungen an-
gebahnt. Die Gemeinsamkeit ihrer Gesinnung
leitet sich bei aller Wahrung der individuellen
künstlerischen Persönlichkeit nicht nur aus dem
Zweck, aus der Erkenntnis vom Wesen des Kir-
chenbaus als einer Zweckkunst, sondern ebenso-
sehr aus dem selbstverständlichen Sprechen in
der allgemeinen künstlerischen Zeitsprache her.
Preisträger aus ganz Deutschland befanden sich
unter den Konkurrierenden. Der Entwurf von

Die christliche Kunst. XXV. 7

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