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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Neue Kunstwerke
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0146

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124 PERSONALNACHRICHTEN — DENKMALPFLEGE

einem Entwürfe der Beuroner Kunstschule in
Maria-Laach gefertigt.
In den Sommern 1927 und 1928 hat Josef B e r g-
mann-München ein großes Monumentalfresko
„Das letzte Gericht“ in der protestantischen St. Jo-
hanniskirche in München-Haidhausen
vollendet. Es zeigt nach den Fresken in Olching
eine weitere Stärkung seiner künstlerischen Kraft.
In Esch bei Köln wurde am 21. November
in der alten romanischen Kirche ein Kriegerdenk-
mal von Hildegard D o m i z 1 a f f enthüllt. Es
stellt einenSarkophag mit einem totenKrieger dar.
Im berühmten Wallfahrtsorte Kevelaer
wurde Mitte November eine monumentale Schutz-
mantelmadonna zum Gedächtnis an die Kriegs-
opfer enthüllt. Der Entwurf stammt von den
Architekten Wahl und Rödel und dem Bild-
hauer H e n s 1 e r. Dargestellt ist auf einem Sok-
kel die in einem Dreieck aufgebaute Madonna,
unter deren Mantel die Kriegsopfer flüchten. G. L.
Personalnachrickten
Am 15. Dezember 1928 starb zu Würzburg im
Alter von 77 Jahren der Geheime Regierungs-
rat, Universitätsprofessor Dr. Theodor Henner,
der Dozent für mittelalterliche und bayerische
Geschichte. Durch seinen Kalender „Altfränkische
Bilder“, der im Jahre 1895 den Typ der kunsthisto-
rischen Kalender zum erstenmal festlegte, hat er
in 34 Jahrgängen außerordentlich viel in breiten
Kreisen für die rechte Würdigung und das innere
Verständnis kirchlicher Kunstwerke aller Zeiten
getan. G. L.
D enkmalpf lege
DIE WIEDERHERSTELLUNG UND
NEUAUSMALUNG IN PAFFRATH
A n der Grenze des rechtsrheinischen Köln
liegt, umrahmt von herrlichen Wäldern, aus-
gedehnten Wiesen und vielen Bächlein der zu
Bergisch Gladbach gehörende romantische Ort
Paffrath. Beim dortigen Kirchenerweiterungsbau
im Jahre 1907 hat man gut daran getan, das alte,
1150 erbaute Kirchlein (vorher stand dort noch
eine ältere Kirche aus der Karolingerzeit, von
der der heutige Turm noch vorhanden ist) mit
seiner heutzutage sehr seltenen Stilreinheit stehen
zu lassen; denn hier haben wir romanische Bau-
kunst in Reinkultur ohne auch nur irgend einen
Anklang an die Gotik. Eine sehr, sehr große
Seltenheit.
Im Laufe der Jahrhunderte waren an der
Kirche Veränderungen getroffen worden, die so
weit gingen, daß der eigentliche Charakter, das
ganze Wesen fast verloren gingen. Der fein-
sinnige Kunstkenner, Pfarrer Dr. W e i n a n d ,
verstand es für dieses Kleinod der Baukunst eine
größere Summe flüssig zu machen. Im Vorjahr
wurde zunächst die alte Klarheit des Raumes,
die Reinheit des Stiles wieder aus dem Bau
herausgeholt. Dann handelte es sich darum, den
rechten Meister für die Ausmalung zu finden.
Es war eine gesegnete Stunde, als man auf Anton
Wendling kam, einen unserer besten derzeiti-
gen Meister in dieser Beziehung. Er wohnte da-
mals, nachdem er die Akademie besucht, dann
bei Thorn Prikker in München gearbeitet hatte,

wieder als erdverbundener Mensch in seinem
einsamen Häuschen in Schaag, unweit der hol-
ländischen Grenze. Heute ist Professor Wendling
in fester Stellung in Aachen, die ihn aber glück-
licherweise nicht abhält, frei zu schaffen. Dieser
einfache Mensch mit seiner künstlerischen ur-
wüchsigen Kraft, seiner Farbenlebendigkeit und
kernigen Frische in der Auffassung hat jetzt in
Paffrath das Werk geschafft. Die Einheitlichkeit
des stimmungsvollen Raumes ist wieder ganz da.
Wahre Kunst ist einfach, verständlich. Und
die Kunst in einem Gotteshaus soll nie eine
eitle sein, sondern zur Belehrung, Erbauung und
Aufmunterung dienen. In Paffrath ist dies mit
den denkbar einfachsten Mitteln und gerade des-
wegen gelungen. Die gesamte Aufmerksamkeit
ist auf den Altar gelenkt. Alles andere Kunst-
werk ist nur gleichsam Nebenwerk und ordnet
sich unter. Der Unterbau des alten Altares ist
als einfach verfugter Steinaufbau gelassen wor-
den. Der Altar selbst ist in einer einzigartigen
Farbenskala wiederhergestellt. Dasselbe ist der
Fall bei den links und rechts am Rundbogen vor
dem Eintritt zum Altar befindlichen altenFiguren,
die Jahrhunderte hindurch grau in grau dastan-
den. Geradezu überragend ist die Wirkung eines
über dem Boden angebrachten alten Christus-
kreuzes in seiner Neupolychromierung. Das
Seitenschiff hat keinerlei Bemalung, nur einige
Farbflecke der verschiedensten Art an den
Kapitellen. Die Bemalung der Wände des Haupt-
schiffes ist auf figürlichen Schmuck abgestimmt.
In monumentalen Gestalten sind u. a. wahre
Prachtgestalten der Propheten Isaias, Daniel,
Jeremias und Ezechiel auf die denkbar einfachste
Weise wiedergegeben. Sieht man aber näher zu,
so merkt man, welche Intensivität und welch
reiches Kompositionstalent, namentlich in der
wuchtigen Formung und Haltung der Köpfe liegt.
Das gesamte Paffrather Werk Anton Wend-
lings, das hier nur ganz kurz angedeutet sein
soll, spricht mächtig und ergreifend zum Herzen.
Diesem Kircheninnengewand kommt eine weit
über das stille Gotteshaus im Tal hinausgehende
Bedeutung zu. Wenn nun noch später der
jetzige Plattenbelag durch massige rote Sand-
steinplatten ersetzt wird, dürfte die Vollendung
der überaus glücklichen Restaurierung dieses Kir-
chenkleinods gänzlich erreicht sein. F. Ballmaier
ZUM THEMA KLERUS UND KIRCH-
LICHE KUNST
"7v dem auf der Tagung für Denkmalspflege in
Stuttgart zu Ende September 1927 so scharf
unterstrichenen Thema „Klerus und kirchliche
Kunst“ liefert die „Ipf- und Jagstzeitung“ vom
21. November einen bemerkenswerten Beitrag. Es
handelt sich um die Entfernung der aus der Zeit
um 1350 stammenden Gruppenbilder „Christus
und Johannes“ aus der S u 1 z d o r f e r Kapelle
im OA. Aalen. Kapellenpfleger Wörner, Sulzdorf,
macht dazu folgende Angaben, die auch von an-
derer Seite bestätigt werden: „Von den beiden in
der Sulzdorfer Kapelle einst vorhandenen Chri-
stus-Johannisbildern sei das eine, ältere, an der
Rückwand der Empore angebracht gewesen, das
andere auf dem Hochaltar. Als im Jahre 1895 die
Kapelle renoviert und ein neuer Hochaltar aufge-
stellt wurde, seien die Bilder auf die Kapellen-
bühne geschafft worden. Später habe dann Herr
Pfarrer J. in Hüttlingen für seine Bemühungen
 
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