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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Pfeill, Karl Gabriel: Die Kölner Werkschulen
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Hoff, August: Der Bildhauer Hein Minkenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0281

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DER BILDHAUER HEIN MINKENBERG 249
letzten täglichen Gebrauchsgegenstand alles Form und Signum einheitlicher Welt- und
Gotthaltung trägt. Die sachliche Bescheidung, wie Riemerschmid sie heute an den Werk-
schulen übt, ist Vorbedingung zur Erreichung dieses hohen Zieles, wenn dafür, früher
oder später einmal, »die Zeit erfüllet« ist.

DER BILDHAUER HEIN MINKENBERG
Von AUGUST HOFF
A m Niederrhein hat auch in früherer Zeit das Schnitzmesser die besten plastischen
Leistungen vollbracht. Die Altäre von Calcar und Xanten sind berühmte Zeugen. In
der so reichen niederrheinischen Volkskunst spielt das geschnitzte Möbel eine große Rolle.
Das Holz ist auch Minkenbergs bevorzugter Werkstoff. Er kommt aus dem Handwerk
und ist als Künstler Autodidakt. Sein Schaffen weiß nichts von verfeinerter künstlerischer
Berechnung; es ist blutmäßig, volkshaft und kann drum leicht volkstümlich werden.
Seine plastische Form hat sich von anfangs feingliedriger Bewegtheit allmählich zu
blockhafter Geschlossenheit verdichtet. Suchte er früher in lebhafter Geste und reicher
Mimik seelischen Ausdruck — die Tonplastik Judas sei als Beispiel genannt —, so waren
starke Durchbrüche und lebhafte Überschneidungen gegeben. Heute atmen seine Werke
statuarische Ruhe und sind in sich gekehrt. Ihnen ist der Block Lebenselement. Aus
dem knetenden Plastiker wurde der rechte Bildhauer. So kommt es natürlich, daß seine
Figuren von ferne an den großen Holsteiner Barlach erinnern, von dem er andererseits
durch eine Welt geschieden ist. Auch Minkenberg sucht die vollrunde Plastik und un-
bedingte Räumlichkeit, die Geschlossenheit des Umrisses und die gestraffte Spannung
der sparsamen inneren Kontur. Seine Linien haben einen zeichnerischen Fluß und oft
illustriert er Haarpartien und dergleichen durch solche Liniengebilde. Der lebendige
Schnitt bereichert die weitgespannten Flächen häufig mit malerischer Wirkung und die
Struktur des Holzes kommt hier zu besonderer Geltung.
Minkenbergs Einzelfiguren beruhen statuarisch in sich. Ein harmonischer Ausgleich
ist gefunden zwischen Blick und Handlung nach außen und Ruhe und Andacht nach
innen. Diese Gestalten halten die Mitte zwischen symbolhafter Allgemeingültigkeit und
einzelpersönlicher Ausprägung. Gegenüber der Gesamtanlage der Figuren sind in Gesicht

HEIN MINKENBERG-AACHEN: NEBUKADNEZAR. HOLZ


Die christliche Kunst. XXV. 8/9

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