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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Denkmalpflege
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0147

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BÜCHERSCHAU

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bei der Renovation der Kapelle auf sein An-
suchen hin die Bilder verwilligt erhalten und
durch ihn seien sie veräußert worden. Das ältere,
so schreibt der Kapellenpfleger, habe er im Jahre
1911 in der Altertumssammlung in Stuttgart wie-
der gesehen und erkannt. Das andere wird dann
das von Julius Baum in seinem Werke, S. 83, auf-
geführte imKaiser-Friedr ich-M useu m zu Ber-
lin befindliche sein. — Ein drittes altes Skulptur-
bild aus der Kapelle: ,Das Haupt des hl. Johan-
nes des Täufers auf der Schüssel“ habe der auf
Pfarrer J. folgende Pfarrverweser an sich genom-
men.“ — Nach Baum, „Deutsche Bildwerke“,
wurden die kostbaren Werke 1898 und 1901 in
Hüttlingen verkauft. Daß die Vorgänge schon
bald dreißig Jahre zurückliegen, nimmt ihnen
nichts von ihrem Interesse, erhärtet aber den
auf der Tagung für Denkmalpflege vertretenen
Standpunkt, den angehenden Klerus auf der Hoch-
schule in die Probleme der Kunstgeschichte und
der Denkmalpflege einzuführen, da ihnen die
kostbarsten Werte anvertraut sind. Das Kaiser-
Friedrich-Museum legte 1921 100000 Papiermark
an für die aus dem Hause Nazareth bei Sigmarin-
gen stammende Gruppe „Christus und Johannes“.
— Welche praktische Kunstförderung ging in
früheren Jahrhunderten doch von der kleinsten
Kapelle aus! Und wie verarmt ist heute der kul-
turelle Mutterboden allerorts und allerwärts!
A. Pfeffer
Bucherschau
KALENDER UND JAHRBÜCHER
A uch der fünfte Jahrgang des „Kalenders der
Waldstätte“ (Verlag Gebr. J. u. F. Heß, Basel,
Fr. 1.50) hält sich auf seiner erfreulichen litera-
rischen, künstlerischen und volkserzieherischen
Höhe. Uns interessieren vor allem die künst-
lerischen Beiträge. Uber die Königspforte zu
St. Oswald in Zug, einem spätgotischen Portal,
berichtet Dr. Josef M ü h le. Sehr schöne Studien-
zeichnungen des Rokokomalers Melchior Wyrsch
bringt Robert Heß, über den Luzerner Buch-
drucker David Hautt des 17. Jahrhunderts spricht
Fritz Blaser, über das Ge sc h ü t z w es e n von
Ury, Schwyz und Unterwalden bis um 1500
Dr. E. A. Geßler. Neben diesen historischen Auf-
sätzen steht aber auch erfreulich ein Aufsatz über
einen modernen christlichen Kunstgewerbler, den
bekannten Goldschmied Arnold Stockmann von
Rudolph Lienert. Gute Holzschnitte und Sche-
renschnitte von Arnold Bucher, M. Riggen-
bach, Hanny Goeßler, G. Haas-Triverio
passen sich gut als Buchschmuck ein. Das Titel-
bild zeigt eine Bronzebüste des verstorbenen gro-
ßen Schweizer Dichters Heinrich Federer von
H. M agg.
Ebenfalls auf einer sehr erfreulichen Höhe be-
findet sich der 22. Jahrgang des „Gesundbrun-
nens“, Jahrbuch des Dürerbundes, bearbeitet von
Wolfgang Schumann (168 S., Sieben Stäbeverlag
Berlin, kart. M. 1.80, geb. M. 2.20). Die Aufmachung
in Form eines handlichen Taschenbuches ist in
jeder Weise vorbildlich, ohne den Zweck eines
Volkskalenders zu verleugnen. Der Inhalt ist be-
wußt erzieherisch. Dichtung, Naturleben, Kunst,
häusliches Leben, Erziehung, Gesundheitspflege,
Vergnügungen, öffentliches Leben, Volk und Volks-
tum, Völker und Länder, Nachdenkliches, Bücher-

schau, über all das bringt der Kalender kurze,
gut geschriebene und leicht verständliche Abhand-
lungen, nicht immer im Sinne der katholisch-
christlichen Auffassung (vor allem in sexuellen
und moralischen Fragen), aber in einer ernsten,
verantwortungsvollen Auffassung. Außergewöhn-
lich gut ist der Buchschmuck, mit sorgfältig aus-
gewählten schönen Holzschnitten, selbst farbigen
Abbildungen, darunter ein tiefgefühltes Eccehomo
von Otto Lange. Wenn man einen solch vor-
bildlich „gebauten“ Kalender durchblättert, an dem
eine Unzahl ausgewählter deutscher Schriftsteller
und Gelehrter mitarbeiten, dann wird einem erst
das ganze Elend der katholischen Kalenderlitera-
tur bewußt. Wir Katholiken werden von einer
solchen Unzahl Kalender überschüttet, wie kaum
ein anderer Teil des deutschen Volkes, aber lei-
der von überwiegend minderwertigen und banalen,
von denen jeder mit billigen Mittelchen seinen
eigenen Geschäftsvorteil erstrebt. Wie beim katho-
lischen Zeitungs- und Zeitschriftenwesen (oder
Unwesen) wird dadurch die Bildung eines Quali-
tätsniveaus von wirklich durchdringendem An-
sehen und Einfluß verhindert. Welche große Orga-
nisation oder deren mehrere nehmen sich des Kul-
turproblems an, einen katholischen Volkskalender
allgemeinen Interesses zu schaffen?
Unter den Kalendern, die einem bestimmten
Arbeitsgebiet gewidmet sind, verdient ein beson-
deres Lob der „ C a r i t a s k a 1 e n d e r“, (80 Seiten
mit farbigem Umschlag und vielen Abbildungen,
Caritasverlag Freiburg, M. 0.80). Der Herausgebei-
hatte den Mut, mit den Werken eines jüngeren fort-
schrittlichen Künstlers Otto Graßl diesen Jahrgang
zu schmücken. Ausgezeichnet ist die farbige Wieder-
gabe des „Guten Hirten“ auf dem Titelblatt gelungen.
Weitere größere und kleinere Werke sind als Kli-
scheedrucke beigegeben. Es muß also doch nicht so
sein, wie viele Herausgeber und Verleger glauben,
die meinen, ihre Kalender müßten mit möglichst
viel banalem, süßlichem, abgestandenem Allerlei
gefüllt werden, um sie recht leicht absetzen zu
können. Der Tiefstand des Geschmackes breiter
Massen des Volkes (und über diese Kategorie
hinaus!) beruht nur auf der Verantwortungslosig-
keit, mit der Kalender und populäre Zeitschriften
„Kunst und Bildung“ verbreiten zu dürfen glau-
ben. Daß aber gerade moderne Schöpfungen po-
pulär sein können, wird man bei Graßls Bildern
konstatieren können, weil das Auge auf ihnen
Spazierengehen kann, um vielerlei Entdeckungen,
auch im Detail, zu machen; daß sie aber auch
andererseits nicht so oberflächlich sind, daß man
schon mit einem Blick irgendeine sentimentale Stim-
mung begreift, sondern daß man etwas tiefer stei-
gen muß, um erst die ganze Tiefe in Inhalt, Stim-
mung und Komposition zu erfassen. Der Buch-
schmuck der Monatstafeln, einige Scherenschnitte,
der wohlüberlegt zusammengestellte Text (Er-
zählungen, Ethisches, Jahresübersicht) stehen
gleichfalls auf erfreulicher Höhe.
Einen katholischen Abreißkalender, der den
höchsten Ansprüchen genügt, hat uns ja nunmehr
Dr. Heinrich Getzeny in seinen „Werken der
Meister zum Jahr des Herrn 1929“, 4. Jahr-
gang, geschaffen (52 Blätter, Verlag Emil Fink,
Stuttgart, M. 3.60). Zugrunde gelegt ist das litur-
gische Kirchenjahr. Text wie Bild sind dem unter-
geordnet, und zwar in seiner religiösen wie künst-
lerischen Ausdeutung. Die Abbildungen sind in
diesem Jahrgang der mittelrheinischen Kunst des
ausgehenden Mittelalters entnommen, vor allem
 
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