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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Berichte aus Deutschland
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BERICHTE A.D. AUSLAND — PERSONALNACHRICHTEN — BÜCHERSCHAU 191

so nur noch kurze Rast schenkt, bis es heißt, von
der Bejahung zur Bewährung, vom Wollen zur
Erfüllung zu schreiten, die Kunst in ihrem Ur-
sprung und Ausgang zu schauen: in Gott.
Im Verfolg der Beuroner Tagung wurde in
Stuttgart eine A r b e i t s g e m e i n s c h a f t für
christliche Kunst geschaffen. Die Arbeits-
gemeinschaft ist aufs engste verbunden mit dem
»Kunstverein für die Diözese Rottenburg«. Die
notwendige organisatorische Arbeit hat ein Aus-
schuß zu leisten, welcher aus je zwei Vertretern
der einzelnen Kunstzweige, aus Vertretern des
Klerus und der Presse besteht. Wie das »Deut-
sche Volksblatt« berichtet, wurde mit Nachdruck
verlangt, daß im Kampfe gegen alles Unkünst-
lerische in den Kirchen nicht nachgelassen werden
dürfe. Die Grundlagen müssen die bischöflichen
Bestimmungen über die Genehmigung der einzel-
nen Kunstwerke und über vorherige Rücksprache
mit dem Kunstverein bilden. Zur Aufklärung des
Künstlers durch den Klerus wie des Klerus durch
die Künstler soll vermehrte Gelegenheit geschaf-
fen werden. Das »Archiv für Christliche Kunst«,
das bisher mehr historisch eingestellt war, soll
einen immer noch stärkeren Einschlag durch die
moderne Kunst erhalten. Wenn das bisher nicht
in dem gewünschten Maße möglich war, so lag
es vielfach an den Künstlern selbst, die in allzu
bescheidener Zurückhaltung zu wenig auf ihre
Kunst aufmerksam gemacht haben.
A. Pfeffer, Rottenburg
Berichte aus dem Ausland
EIN PARAMENTENMUSEUM
TAer Stadtrat von Paris ließ in dem Ende des
15. Jahrhunderts erbauten Hö te 1 deSens, dem
ehemaligen Absteigequartier der Erzbischöfe von
Sens, ein Gewandmuseum (Musee du Costume)
einrichten. Ein besonderer Teil ist der liturgischen
Gewandung gewidmet. Dieses Paramentenmuseum
begreift zwei getrennte sich ergänzende Abtei-
lungen: das eigentliche Museum und Kurse theo-
retischen und praktischen Charakters über Para-
mentik. Als interessante technische Neuerung sei
die Einrichtung von Dioramas erwähnt, die den
Gebrauch der liturgischen Gewänder im Verlauf
der kirchlichen Zeremonien schauen lassen. Stand
Pers onalnachr ickten
A m 27. März 1929 feiert Prof. MatthäusSchiestl
in München (geb. 27. März 1869 zu Gnigl bei
Salzburg) seinen 60. Geburtstag. Unsern Lesern
brauchen wir nicht zu sagen, was er, einer der
populärsten Meister heutiger christlicher Kunst,
bedeutet. (Vgl. über seine letzten Werke Jahrgang
XXIII [1926/27], S. 355 ff.) Mögen noch viele Jahre
frohen, nimmermüden Schaffens seinen Freunden
und Verehrern weitere Früchte seiner romantisch-
poetischen Kunst schenken.
Am 6. Februar 1929 verstarb Professor Pater
Dr. A 1 b ert K u h n O. S. B., der Nestor der christ-
lichen Kunstgeschichtsschreibung, zu Einsiedeln
im 90. Lebensjahr. Wir werden seiner bedeutungs-
vollen Persönlichkeit in einem größeren Nekro-
loge gedenken.
Am 20. Februar 1929 raubte uns der Tod einen
der verdienstvollsten »Seelsorger« Deutschlands,

Dr. Karl Sonnenschein, in Berlin. Wenn wir
seiner auch hier gedenken, so mag es deshalb ge-
schehen, weil er unermüdlich Jahre und Jahr-
zehnte hindurch Künstler auf ihren Ateliers be-
suchte, um sie wieder ihrem verlorenen Glauben
zu gewinnen. Nicht selten verlacht, hat er doch
gerade in dieser Tätigkeit mehr wie einen aus
Sumpf und Schmutz gerettet. Have pia animal
Schließlich verschied nach kurzer, schwerer
Krankheit am 22. Februar 1929 in Bozen-Gries
Päpstlicher Geheimkämmerer Anton Schulte,
Rektor der S. Clemenskirche in Münster, im
74. Lebensjahre. Viele Jahrzehnte ein treues Mit-
glied der »Deutschen Gesellschaft für christliche
Kunst«, hat er seit der Umorganisierung der Ge-
sellschaft den Vorsitz der Diözesangruppe Mün-
ster geführt. Mit dem lebhaftesten Interesse ver-
folgte er die Entwicklung der christlichen Kunst
in Deutschland und hat noch bis in die allerletzte
Zeit, auch in der Öffentlichkeit, Stellung zu den
auftauchenden Fragen im Sinne der älteren Gene-
ration genommen. Wegen seines Humors und
Leutseligkeit gewann er überall, wo er hinkam,
sich schnell die Herzen aller. Unseren teuren
Toten wollen wir ein ehrenvolles Gedenken und
ein herzliches Memento widmen. g. L.
Bucherschau
T Schmutzer —J.J.TenBergeS.J. — W.Maas,
J • Furopeanisme of Katholicisme mit Abbildungen
nach Photographien und Zeichnungen, Utrecht
(1927), 105 SS.
Nach einem kurzen Vorwort verbreitet sich
Ten Berge S. J. im allgemeinen über die einhei-
misch-christliche Kunst, indem er zuerst allzu
starken Europäismus im überseeischen Katholi-
zismus ablehnt, sodann vom historischen Gesichts-
punkt wie vom einheimisch-klassischen und einhei-
misch-realistischen Standpunkt aus das Problem
beleuchtet. Schmutzer erzählt dann über den
Werdegang und die Schöpfungen der christlich-
javanischen Kunst im Verein mit dem moham-
medanischen Künstler Adi. W. Maas betont den
Wert der eigenen Kultur der fremden Völker. Die
in meinem Artikel an anderer Stelle vorliegenden
Heftes behandelten Probleme erfahren in dieser
Schrift ihre erste ausführliche allgemeine Darstel-
lung mit besonderer Beziehung auf Java. Dort
vermag die altbuddhistisch-hinduistische Kunst,
wie sie in den Tempelruinen (Tjandi Plaosan,
T. Banon, T. Panataran usw.) zu Prambanan mit
den Steinskulpturen von Buddha Maitreya, der
Pradjnapara-mita noch heute weiterlebt bzw. in
den Schiva-Tempeln des Hinduismus ihre Verkör-
perung findet, gar mancherlei Motive und An-
regungen dem christlich-sakralen Kirchenbau bzw.
der christlichen Skulptur und Malerei zu geben.
Auch aus China und anderen Ländern der christ-
lichen Weltmission wurde einiges Material bei-
gezogen. Wir sehen indes, daß die Ausbeute nicht
gar groß ist. Die Abbildungen bringen in guter
Wiedergabe zum erstenmal die Schöpfungen der
christlich-javanischen Plastik. Ich selbst gedenke
nach den Vereinbarungen mit den Herausgebern
gar bald eine deutsche Übertragung des Werkes
mit weiteren eigenen Aufnahmen und Gedanken
vorzulegen. Darum möchte ich auch hier die Bitte
aussprechen, mir dafür in Betracht kommendes
Material eventuell freundlichst zur Verfügung
Stellen ZU wollen. J. B. Aufhauser
 
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