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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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BERICHTE AUS DEM AUSLAND

Woche für Kunst und Wissenschaft im Juni dieses
Jahres in Kiel stattfinden sollen.
Die Ausstellung für nordische Volkskunst wird
von folgenden Museen beschickt werden. Nordi-
sches Museum, Stockholm; Kunstindustriemuseum,
Oslo; Norsk Folkemuseum, Bygddö b. Oslo; Dansk
Folkemuseum, Kopenhagen; Nationalmuseum, Hel-
singfors. Sie wird vorwiegend Textilien, Trachten,
Holzschnitzereien, Möbel und bäuerliche Malereien
aus Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und
Island sowie einige Beispiele lappischer Kunst zei-
gen. Die Bearbeitung haben übernommen: für
Schweden Intendent Dr. Sigurd Erixon, Stockholm;
für Norwegen Direktor Kielland, Oslo, und Direk-
tor Aall, Bygddö; für Dänemark und Island In-
spektor Olrik, Kopenhagen; für Finnland Professor
Sirelius, Helsingfors.
Bei der Architektur-Ausstellung haben die her-
vorragendsten lebenden Architekten der genannten
Länder ihre Mitwirkung zugesagt.
Das Material wird zusammengestellt: für Schwe-
den von Generaldirektor Ivar Tengbom, Stock-
holm; für Norwegen von Regulierungschef Harald
Hals, Oslo; für Dänemark von Architekt Kay
Fisker, Kopenhagen; für Finnland von Professor
Carolus Lindberg, Helsingfors.
Diese Architektur-Ausstellung soll eine An-
schauung von der Bedeutung und Eigenart des
zeitgenössischen architektonischen Schaffens in
den nordischen Ländern vermitteln.
Berichte aus dem A-usland
DAS DENKMAL BENEDIKT XV., DES
FRIEDENSPAPSTES, IN S. PETER
TA en ganzen Sommer 1928 hindurch war die
Cappella della Presentazione in S. Peter zu
Rom, die zweithinterste des linken Seitenschiffes,
wegen baulicher Arbeiten gesperrt. Die linke
Seitenwand wurde für die Aufnahme eines Denk-
mals für den großen Friedenspapst, Benedikt XV.,
hergerichtet. Einer jahrhundertalten Tradition
folgend, hatte sich nämlich nach der Thronbe-
steigung S. H. Pius XI. unter dem Vorsitz des
ersten, von Benedikt XV. ernannten Kardinals,
Alfonso M. Mistrangelo, Erzbischofs von Flo-
renz, eine Kommission gebildet zur Errichtung
eines Denkmals für ihren großen Gönner. Ihr
Werk ward besonders gefördert von Pius XI.,
der, nach einem Wort obgenannten Kardinals, bei
der Enthüllung, gleichsam noch in aller Eile von
Benedikt mit dem Purpur bekleidet worden war,
um dann nachher gleich Tiara und Steuer des
Schiffchens Petri zu führen. Unter Anwesenheit
des hl. Vaters Pius XI. und zahlreicher (29)
Kardinäle, wurde das neue Denkmal am 22. No-
vember 1928 enthüllt und eingeweiht. Zur Über-
gabe desselben verlas Seine Eminenz Kardinal
Alfonso M. Mistrangelo eine Ansprache, in der
er seinem freudigen Gefühl der Dankbarkeit ge-
genüber dem großen Sinn und den großen Taten
des hochseligen Papstes Benedikt XV. Ausdruck
verlieh und die Wahl des Denkmalmotivs recht-
fertigte, die wegen der Überfülle schöpferischer
Taten des großen Verstorbenen auf den spre-
chendsten und hervorstechendsten Zug seiner
Wirksamkeit fallen mußte. Was hieß das anders,
als die Idee des Friedenspapstes zum künstleri-
schen Ausdruck zu bringen, diesen Gedanken und
dieses Programm des Friedens, wie ihn Bene-

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dikt XV. so herrlich erstrebt und erkämpft hatte,
diesen Gedanken und dieses Programm, das ihm
den Ehrentitel des Friedenspapstes vor aller
Welt eingebracht hat. Doch ach, den wahren
Frieden hat er nicht mehr geschaut, aber um ihn
gebetet hat er.
Und so sollte er auch dargestellt werden: als der
betende Friedenspapst. Die linke Seitenwand
der Kapelle ist, wie alle andern entsprechenden
Wandflächen der einzigartigen Basilika, durch
zwei auf hohen Sockeln ruhende Pilaster geglie-
dert, die wiederum mit Reliefs von Papstbildnis-
sen und fliegenden Putten auf bunten Marmor-
flächen geziert und ausgefüllt sind. Zwischen
zwei solche Pilasterfüllungen sollte nun das neue
Denkmal gestellt werden. Eine schöne Fläche!
Und doch wieder allseitig beengt, nicht nur we-
gen etwelcher Verborgenheit des Platzes und
einem beschränkten Schauwinkel, sondern auch
wegen den schon gegebenen ornamentalen Sei-
tenstücken in den Pilasterfüllungen, die in ihren
gewaltigen, den ganzen Raumverhältnissen frei-
lich angepaßten Ausmaßen eine bedrohliche
Nachbarschaft bildeten. Zwischen den zwei leicht
hervortretenden Pilastersockeln ruht auf schwerem
Block von gleicher Höhe der Sarkophag, beglei-
tet und gehoben von den Linien der Pilaster-
basen. Darauf die kniende Papstfigur: der be-
tende Friedenspapst. Er steht nicht da in der
Majestät pontifikaler Papstkleidung wie etwa in
seiner nächsten Nähe Papst Pius X., sondern in
Abweichung von dieser Gewohnheit als stiller
Beter, nur mit Rochett und Mozzetta angetan.
Der große Friedenspapst, innig versunken ins
fürbittende Gebet um das große Friedensge-
schenk! Vor ihm ruht als Symbol seiner inner-
kirchlichen Friedens- und Rechtsbestrebungen
das Rechtsbuch der Kirche: auf barockverzier-
tem Buchpulte liegt der Codex Juris Canonici,
der unter ihm neu geregelt und herausgegeben
wurde.
Die Betergestalt, säuberlich in grautonichtem
Marmor gemeißelt, kniet vor einer Balustrade
aus roten Doggen, gleichsam vor einem Fenster
seines Palastes. Und nun öffnet sich vor seinem
Geiste der Ausblick auf die Welt, wo Kanonen,
Haß und Verderben herrschen, und vor dem er
sie bewahren möchte. Um diese mordende Welt
zu versöhnen und zum Frieden zu führen, betet
er zur Friedenskönigin. Zum Zeichen der Er-
hörung erscheint ihm diese auf den Wolken mit
dem doppelten Unterpfand des großen Geschen-
kes: dem Christuskind und dem Ölzweig. O ja,
auf die Bitte dieses großen Fürbeters soll Friede
werden!
Gleichsam als Fensterrahmung, als Abschluß
des Ganzen, als Überleitung zu den Pilastern ein
Kranz von marmorierter Einlegarbeit: Kande-
laber und Ölzweigmotiv in freudigem Farben-
spiel gemischt und eingelegt, überkrönt vom
Wappenschild des Papstes.
Das Werk für sich allein genommen, darf sich
mancher künstlerischer Vollkommenheit rühmen,
nicht zuletzt wegen der starken innigen Aus-
druckskraft des betenden Papstes. Auch die Eigen-
art der Auffassung läßt es nicht von einem andern
der vielen vielen rivalisierenden Konkurrenz-
stücke in der herrlichen »Museumsbasilika« ab-
geklatscht erscheinen. Die Formen der Papst-
figur sind edel und einfach Auch die buntfar-
bige Umrahmung in Marmorintarsien bleibt trotz
der Farbenfreudigkeit ruhig und vornehm und

Die christliche Kunst. XXV. io

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