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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Landmann, Theodor Maria: Über Glasmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0357

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AUFERSTEHUNG

KREUZIGUNG

ENTWURF: THEODOR M. LANDMANN-OSNABRÜCK -

AUSFÜHRUNG: G. DEPPEN & SÖHNE-OSNABRÜCK

ÜBER GLASMALEREI
von THEODOR MARIA LANDMANN
TAen Sinn der Glasmalerei einmal darzutun, ist Notwendigkeit geworden. Sie geht
einer neuen Blüte entgegen. Wir lernten die mittelalterlichen Meisterwerke begreifen
und nehmen sie als Maßstab für den Beginn der heutigen Generation. Wir spüren das
ideelle, geistige Moment dieser Kunstgestaltung. Es ist jedoch nur die eine Seite. Woll-
ten wir diese allein betrachten, hieße es auf Voraussetzungen bauen, die immer noch
den Charakter des Esoterischen an sich tragen, wenigstens für die meisten von uns,
dabei aber ganz leichtfaßliche, durchaus klare, durchsichtige Dinge sind, die man er-
lernen kann.
Darum erachte ich es als notwendig, in kurzen Rissen die Voraussetzung zu geben. Es
ist das Wissen um die technische Gestaltung, das Handwerkliche der Glasmalerei.
* *
*
Das Wort Glasmalerei ist eigentlich falsch, zum mindesten irreführend. Man malt nicht
auf Glas. Genau müßte es heißen: Gebleites Farbglasmosaik, darauf man im Holzschnitt-
charakter mit »Schwarzlot« zeichnet.
Aus bereits gefärbten Glasstücken wird das Fenster zusammengesetzt. In besonderen
Hütten stellt man das Glas her. Man nennt es »Antikglas«, da es demjenigen am näch-
sten kommt, welches die mittelalterlichen Meister benutzten. Es ist nicht ganz rein, hat
Bläschen und Schlieren, sog. Hobel; schattiert im Ton durch eine unregelmäßige Dicke,
lauter Dinge, die ihm zu seinem köstlichen Glitzern und seinem lebendigen Farbspiel
verhelfen.
Bei der Herstellung der Glasfenster teilen sich Glaser und Glasmaler in die technische
Arbeit, nachdem der Künstler in Farbskizze und Karton (dem in Naturgröße gezeichneten
Fenster), die geistige Arbeit geleistet hat. Der Karton gibt genau die Formen aller zuzu-
schneidenden Glasstücke, während die Farbskizze den gesamten Farbrhythmus andeutet.
Nur andeutet, denn von einem Wiedergeben desselben kann nicht die Rede sein.
Nach dem Karton werden die Glasformen auf starkes Papier gepaust. Mit einer be-
sonderen, zweischneidigen Schere oder einem Doppelmesser schneidet man aus dem Papier
die Schablonen. Durch diese Schere wird zwischen den einzelnen Papierstücken ein milli-
meterdünner Streifen herausgehoben, den bei späterem Verbleien der Gläser der sog.

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