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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Aufhauser, Johann Baptist: Christliche einheimische Kunst in nichtchristlichen Ländern
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0189

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REL1QUIAR1UM FÜR DEN SEL. P. ANDREAS KIM, f 1846. — LACKARBEIT IN ANLEHNUNG
AN DEN STIL EINES KOREANISCHEN HAUSES, ABTEI TOKWON (KOREA)

CHRISTLICHE EINHEIMISCHE KUNST IN NICHTCHRIST-
LICHEN LÄNDERN
Von JOH. BAPT. AUFHAUSER
Wir bringen das vorliegende Heft über »Missionskunst«, um unsern Leserkreis auf ein bisher wenig-
erkanntes Problem aufmerksam zu machen, wie es in seiner umfassenden Bedeutung nur im Rahmen
einer Weltmacht wie der Kirche möglich ist. Andererseits mag aber gerade die überlegene Stellung der
Kirche zu dieser Kulturfrage der deutlichste Fingerzeig dafür sein, daß die Kirche ihre Kunst nicht an
zeitliche und traditionelle Stile bindet, sondern aus der wechselvollen Lebendigkeit von Zeit, Volk und
Land immer neu gestaltet, ohne von ihrer Forderung einer geistigen Einheit das Geringste abzulassen.
Das vermag unsere heutige europäische Situation, die von manchem nur aus engstem Gesichtswinkel
erfaßt wird, ganz neuartig zu beleuchten. Nur mit großer Mühe ist es uns gelungen, das vorliegende
Bildermaterial zu beschaffen. Wir richten deshalb an unsere Freunde aus dem Missionsgebiet die Bitte,
uns mit weiterem, qualitativ möglichst hochstehendem Material und Beiträgen zu versorgen, damit
wir auch künftig über die Fortentwicklung der Missionskunst unterrichten können. Die Redaktion.
TAie Missionsarbeit der Kirche unter nichtchristlichen Völkern und Individuen muß,
will sie deren innere Bekehrung zum Christentum wirklich erreichen, an das Seelen-
leben dieser Völker oder Einzelpersönlichkeiten anknüpfen. Nur wenn wir uns der gei-
stigen Art, der Denk- und Vorstellungsweise wie dem Gemütsleben eines Menschen oder
eines Volkes weise und taktvoll anpassen, werden wir sie allmählich auch für unseren
Ideenkreis interessieren oder sogar gewinnen. Die Einfühlung in die materielle und
geistige Kultur des betreffenden Stammes oder Volkes ist die Verbindungsbrücke von
unserem zum fremden Wesen.
Theoretisch hat die Kirche diesen Grundsatz seit den Tagen des hl. Paulus und seiner
Rede auf dem Areopag in Athen mit Anknüpfung an den Agnostos Theos der Hellenen
wie Einflechtung von Worten griechischer Dichter und Denker, der Aussendung des
Augustinus durch Papst Gregor d. Gr. nach Britannien bis in unsere Zeit mit ihren
jüngsten Missions-Enzykliken wiederholt ausgesprochen und den Glaubenspredigern ein-
zuprägen versucht. »Ich bin der Meinung,« so schreibt Gregor d. Gr., »man solle die
Götzentempel bei diesem Volke nicht zerstören, nur die Götzen, die sich darin finden,
vernichten, die Mauern aber mit Weihwasser besprengen, um sie so gleichsam zu reinigen,

Die christliche Kunst. XXV. März. 6

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