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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Neue Kunstwerke
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0078

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6o

BÜCHERSCHAU


LUDWIG SONNLEITNER-WÜRZBURG: WEIHNACHTSKRIPPE IN HOLZ

in Offenbach (Abb. S. 55). Es ist die Art, wie sich
heute immer noch die weitesten Volkskreise das
Ideal einer Hauskrippe vorstellen. Einen beträcht-
lichen Schritt weiter geht Ludwig Sonnleitner
in Würzburg (Abb. S. 60 u. 61). Wie er den Auf-
bau stilisiert oder ganz wegläßt, um das Natura-
listische, das in der heutigen Krippe allzusehr
herrscht, zu verwischen, macht einmal diese Ände-
rung aus, dann aber auch die Konzentration auf
das Wesentliche, die stärkere Tendenz zum Cha-
rakteristischen, selbst Humorvollen (Ochs und
Esel), ohne das »sacro mysterio« in diese Welt
hereinzuziehen, gerade das letztere mit sicherem
Taktgefühl, was man nicht von jedem moder-
nen Krippenschnitzer sagen kann. In ähnlicher
Richtung liegt auch die Auffassung von Hede
Rügemer in Würzburg bei ihrer kleinen Gruppe,
die so recht unter den Weihnachtsbaum paßt
(Abb. S. 63). Den rassigen Schnitzer finden wir in
dem in ländlicher Abgeschlossenheit lebenden Karl
Bornschlegel in Burglengenfeld (Oberpfalz)
(Abb. S. 56 u. 57). Hier ist innere, nicht äußere
Anknüpfung an alte Volkskunst, die ungeschminkt,
dafür um so treuherziger auf das blutvolle, derbe
Leben zurückgeht, ohne die religiöse Ergriffen-
heit zu beseitigen. Wenn man nur solche Kunst-
werke stärker heranziehen wollte, wenn man dem
Volk etwas Echtes und Erfreuendes vorzustellen
gedenkt, statt geleckter und versüßlichter Aller-
weltskunst, die viele als allein für das Volk zu-
träglich erachten. Ganz selbständige Wege geht
Kurt S ch wi p p er t in Düsseldorf. Uber seine be-
deutende Arbeit spricht oben A. Hoff ausführ-
lich. Trotz der fast sicheren Annahme, daß viele
unserer Leser an diesen Figuren Anstoß nehmen
werden, möchten wir sie bitten, zu bedenken, daß
es sich hier um eine monumentale Kirchenkrippe
handelt, nicht um bürgerliche Hauskunst, und daß
gerade in dieser Auffassung eine neue Art sich
ausspricht, die man lange, man darf sagen Jahr-
hunderte, übersehen hat. Gerade für diese Figuren
möchten wir bitten, ein klein wenig um das Ein-
fühlen zu ringen, bevor man mit einem der üb-
lichen, billigen Schlagworte alles erledigt glaubt.
Georg Lill

Budiersckau
ILLUSTRIERTE BÜCHER
\\’ ir haben im vorigen Jahrgang vor Weih-
' ‘ nachten eine kritische Besprechung von uns
vorgelegten illustrierten Büchern meist religiös-
christlichen Inhaltes an dieser Stelle gebracht
(Jahrg. XXIV [1927/28], S. 59). In demselben
Sinne wollen wir uns vorgelegte Erscheinungen
des letzten Jahres behandeln, weniger auf den
Inhalt — dafür haben wir andere maßgebende
Organe —, als auf die künstlerische Ausstattung
hin. Aber auch hier nicht etwa nur in ästhe-
tischer Hinsicht, sondern in der viel wichtigeren
Fragestellung, wie die heutige Zeit imstande ist,
dem geistigen Inhalte einer aufs Höchste und
Harmonischste gehenden Weltanschauung auch
ein entsprechendes Gewand zu geben, das nicht
nur billiger Flitter, sondern adäquate For-
mung ist.
Der ungemein rege Verlag „Ars sacra“
Josef Müller, München, hat in drei handlichen
Bändchen eine Textgeschichte der My-
stik von Otto Karrer erscheinen lassen: Der
mystische Strom: Von Paulus bis Thomas
von Aquin; Die große Glut: Mittelalter;
Gott in uns: Mystik der Neuzeit. (Jeder
Band etwa 450 Seiten mit vielen Bildern
in Kupfertiefdruck, in Leinen M. 6.80.) Es
sind dies Bücher eines ganz wunderbaren In-
haltes für alle die, die keine Zeit und keine
Gelegenheit haben, die religiösen Bücher der
christlichen Jahrhunderte in den mächtigen Folio-
büchern der alten oder neueren Ausgaben zu
studieren. Eine Anthologie des christlichen und
theologischen Denkens und Betens, aber auch
eine Anthologie der christlich-katholischen Gottes-
idee ist entstanden, wie sie bisher noch nicht
vorgelegen ist. Wesentlich für die pädagogisch-
populäre Wirkung sind die ausgezeichneten kri-
tischen Einleitungen zu den einzelnen Perioden
wie zu den Kirchenlehrern, Mystikern und
Theologen. Diese Bücher sollten von unseren Ge-
bildeten eingehend gewürdigt werden, vor allem
 
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