Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

DOI issue:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0081

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
BÜCHERSCHAU

63


HEDE RÜGEMER-WÜRZBURG:

WEIHNACHTSKRIPPE IN HOLZ

Ganz fern steht unserer heutigen allgemeinen
Einstellung, wie sie in „Gloria in excelsis
Deo“ ein geistlicher Divan, gezeichnet von
Hermann Pfeiffer vorliegt. (2 Bücher, ge-
druckt bei H. Hohmann, Darmstadt, M. 25.—).
Man muß in die Zeit des 16. Jahrhunderts oder
in die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen,
um ein ähnliches Streben zu finden, Ideen, Ge-
fühle, Sehnsucht nur in ornamentalen Linien-
spielen auszudrücken. Der erste Band: Prä-
ludium und Hohes Lied verzichtet sogar auf jedes
Wort, nur in Kreisen, Vielecken, tabernakel-
artigen Aufbauten in gotisierender oder arabes-
kenartiger Linienführung spricht sich ein ganz
rein geistiger, musikalischer Schönheitssinn voll
getragener sakraler Art aus. Man denke etwa
an das phantastische Spiel von Maßwerk. Im
zweiten Buch bilden 36 Sinnsprüche des Ange-
lus S i 1 e s i u s den Mittelpunkt, um die sich
die prachtvollen Linienrhythmen ordnen. Im
ersten Moment mag dies alles befremdend, viel-
leicht spielerisch sein, aber gerade bei öfterem
Ansehen kommt doch die rein künstlerische
tiefe Wirkung immer mehr zur Geltung.
Derselbe Künstler, Hermann Pfeiffer,
hat auch die Konvertitenselbstbiographie: Z u
den Füßen Jesu, ein Bekenntnis Johan-
nes von Hartenau in seiner Art illustriert.
(Kommissionsverlag Josef Schlaud, Würzburg,
1928, 120 S., M. 2.50). Ein sensitives Buch von
einer kaum mehr irdisch dünkenden Verklärung,
nicht im Sinne einer falschen Romantik, sondern
in der unnachahmlichen Art, wie alles neben-
sächlich Irdische nicht weggelassen, sondern nur
in die geistige Grundlinie des Weges zur Be-
kehrung eingeordnet ist. Das erfreulichste Gegen-
teil all der üblichen schamlosen Selbstenthül-
lungen, ein Buch, das von gebildeten Katho-

liken gerade in der Art, wie religiöses Suchen in
einer stilistisch wie geistig wundervoll gebän-
digten Form geboten wird, gewürdigt werden
sollte. Gerade zu dieser Einstellung paßt die
Kunst Pfeiffers, die nur in Kapitelleisten zu
Wort kommt, ausgezeichnet, weil sie das Unsinn-
liche gleicherweise erklingen läßt.
Dem Erlöser sind die zwölf Scherenschnitte
aus der Passion unseres Heilandes von der ost-
friesischen Künstlerin Anna de Wahl ge-
widmet. In dem Buche „D er Erlöse r“, zu
dem Heinrich Schmid-Kugelbach beglei-
tende schlichte Verse geschrieben (57 S. Folio,
Gustav Schlößmanns Verlagsbuchhandlung [Gu-
stav Frick] Leipzig C I, geb. M. 16.—) ver-
einigen sich Text und Bild zu einer volkstüm-
lichen Geschlossenheit. Die Scherenschnitte blei-
ben nicht im Spielerischen hängen, sondern stre-
ben nach einer dramatischen Formgebung. Gei-
stig baut sich der Inhalt so völlig auf den Evan-
gelien auf, daß man das Buch jedem Christus-
gläubigen, auch der heranwachsenden Jugend,
als Geschenk geben kann.
Von Bruno Z wiener haben wir in dieser
Zeitschrift schon mehrfach Abbildungen seiner
Radierungen gebracht. Das Katholische
Sonntagsblatt in Breslau hat 26 Ra-
dierungen in Kupfertiefdruck als Titelblätter sei-
ner Nummern gebracht und legt sie nun gesam-
melt mit gegenüberstehendem religiösem Text
von Hanne Hänel in einem Bande „S u r s u m
c o r d a“ vor (Breslau I, 110S., kart. M. 4.75).
Der pathetische Schwung, der in den Bildmotiven
meist nach schlesischen Kathedralen liegt, aber
auch die volkstümliche Innigkeit seiner Köpfe
und Landschaften lassen das Werk als eine recht
empfehlenswerte Gabe für weitere kunstempfäng-
liche Kreise erscheinen.
 
Annotationen