BÜCHERSCHAU
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apsiden beschränkt. Die nächsten Kapitel um-
fassen die Bautätigkeit des Klosters Schienen
und die Kirchen im Stadtbezirk des Bischofs von
Konstanz. Gleich aufschlußreich wird die klö-
sterliche Bautätigkeit von Petershausen, Wagen-
hausen, Rheinau und Schaffhausen behandelt,
diese unter der Auswertung der wichtigen Aus-
grabungsergebnisse der neuesten Zeit.
Der zweite Abschnitt führt in die fast unbe-
kannte Welt der kleineren Landkirchen im He-
gau, im Linz- und Schussengau und im Rhein-
und Thurgau ein. Hier fesselten die Referenten,
ohne damit die übrigen Untersuchungen etwa ge-
ringer einwerten zu wollen, vor allem die Ana-
lysen des ältesten Münsters von Überlingen, dann
des Kleinods von Goldbach und der biser wenig
beachteten, freilich auch recht primitiven Rank-
weiler Peterskirche. Gerade die Betrachtung der
kleinen Landkirchen, die das Unscheinbare zum
Beachtenswerten werden läßt, spricht für die ge-
radezu liebevolle Hingabe des Autors an seinen
Stoff. Nichts scheint ihm, namentlich in den bau-
technischen Untersuchungen, entgangen und der
Beachtung unwert und ich verspreche mir gerade
davon für den in Vorbereitung befindlichen zwei-
ten Band, der die Synthese bringen soll, aufschluß-
reiche Zusammenhänge, auf die ja auch schon
im erstenBand die Berücksichtigung innerschwei-
zerischer Bauten wie Muri, Einsiedeln u. a. schlie-
ßen läßt. Man wird dem zweiten Bande vielleicht
mit noch größerem Interesse entgegensehen dür-
fen, denn nur die umfassende Beherrschung aller
Einzelfaktoren, über die Hecht wie kein Zweiter
verfügt, sein klarer Blick und seine kritische Ein-
stellung und nicht zuletzt die umfassende Kennt-
nis des Schrifttums und der daraus gewonnenen
geschichtlichen und kulturellen Erscheinungen
werden eine einwandfreie Genesis der gesamten
Baugruppe unter den sie bedingenden Kräften
zu gestalten vermögen.
Dem wissenschaftlichen Text und Reichtum
des ersten Bandes entspricht im gleichen Um-
fang auch der Tafelanhang, der mehr als 600
größtenteils erstmals gebotene Abbildungen in
einwandfreier Durchführung bietet.
Wenn Hechts »Romanischer Kirchenbau des
Bodenseegebietes« in erster Linie auch zunächst
als eine kunstwissenschaftliche Erfüllung von
kaum zu überschätzendem Werte zu betrachten
ist, so sollte deshalb das Werk doch nicht nur
Besitz der Fachwelt allein bleiben; vielmehr sei
jedem Freunde religiöser Kunst und des uralten
Kulturbodens, dessen kirchliche Pflanzstätten
uns aus dem Dunkel des frühesten Mittelalters
in ihrem künstlerischen Eigenwert und in ihrer
christianisierenden Bedeutung aufgehellt werden,
das Werk zwar nicht gerade als eine leichte, aber
dafür als eine um so dankenswertere Lektüre ans
Herz gelegt. Ich könnte mir denken, wenn ich
mir den mühevollen Werdegang und Aufbau des
Werkes, die hundertfältigen Wanderfahrten und
zähen Untersuchungen seines Autors vergegen-
wärtige, daß ihm der Gewinn neuer Freunde für
das alte christliche Kulturgebiet und seine künst-
lerischen Auswirkungen noch mehr Befriedigung
und Freude bereiten würde als die Anerkennung
aus den Kreisen der kunstwisenschaftlichen Fach-
welt, mit der er ohne weiteres rechnen darf.
Philipp Maria Halm
Rudolf Berliner, Denkmäler der
K r i p p e n k u n s t. Ungefähr 15 Lieferungen,
SARASER MUTTERGOTTES, UM 1375
BRÜX, DEKANATSKIRCHE
jede mit acht großen Tafelbildern. Augsburg,
Dr. Benno Filser, G. m. b. H. Jede Lieferung
M. 4.—.
Seit vorigem Jahre sind Lieferung VI—XI er-
schienen. Immer klarer tritt das wissenschaft-
liche Ziel Berliners zutage, die künstlerische und
kunsthistorische Entstehung und Entwicklung
der Krippe in Westeuropa darzustellen im Gegensatz
zu der bisher üblichen ausschließlichen Beschrän-
kung auf die volkstümlich-religiöse Seite. Christ-
kindwiegen des 15. und 16. Jahrhunderts aus
Deutschland und Italien tauchen auf, monumen-
tale Kirchenkrippen und Krippenaltäre des 14.,
15- und 16. Jahrhunderts in Italien, von einer
Eindruckskraft, wie spätere Zeiten nichts Ähn-
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apsiden beschränkt. Die nächsten Kapitel um-
fassen die Bautätigkeit des Klosters Schienen
und die Kirchen im Stadtbezirk des Bischofs von
Konstanz. Gleich aufschlußreich wird die klö-
sterliche Bautätigkeit von Petershausen, Wagen-
hausen, Rheinau und Schaffhausen behandelt,
diese unter der Auswertung der wichtigen Aus-
grabungsergebnisse der neuesten Zeit.
Der zweite Abschnitt führt in die fast unbe-
kannte Welt der kleineren Landkirchen im He-
gau, im Linz- und Schussengau und im Rhein-
und Thurgau ein. Hier fesselten die Referenten,
ohne damit die übrigen Untersuchungen etwa ge-
ringer einwerten zu wollen, vor allem die Ana-
lysen des ältesten Münsters von Überlingen, dann
des Kleinods von Goldbach und der biser wenig
beachteten, freilich auch recht primitiven Rank-
weiler Peterskirche. Gerade die Betrachtung der
kleinen Landkirchen, die das Unscheinbare zum
Beachtenswerten werden läßt, spricht für die ge-
radezu liebevolle Hingabe des Autors an seinen
Stoff. Nichts scheint ihm, namentlich in den bau-
technischen Untersuchungen, entgangen und der
Beachtung unwert und ich verspreche mir gerade
davon für den in Vorbereitung befindlichen zwei-
ten Band, der die Synthese bringen soll, aufschluß-
reiche Zusammenhänge, auf die ja auch schon
im erstenBand die Berücksichtigung innerschwei-
zerischer Bauten wie Muri, Einsiedeln u. a. schlie-
ßen läßt. Man wird dem zweiten Bande vielleicht
mit noch größerem Interesse entgegensehen dür-
fen, denn nur die umfassende Beherrschung aller
Einzelfaktoren, über die Hecht wie kein Zweiter
verfügt, sein klarer Blick und seine kritische Ein-
stellung und nicht zuletzt die umfassende Kennt-
nis des Schrifttums und der daraus gewonnenen
geschichtlichen und kulturellen Erscheinungen
werden eine einwandfreie Genesis der gesamten
Baugruppe unter den sie bedingenden Kräften
zu gestalten vermögen.
Dem wissenschaftlichen Text und Reichtum
des ersten Bandes entspricht im gleichen Um-
fang auch der Tafelanhang, der mehr als 600
größtenteils erstmals gebotene Abbildungen in
einwandfreier Durchführung bietet.
Wenn Hechts »Romanischer Kirchenbau des
Bodenseegebietes« in erster Linie auch zunächst
als eine kunstwissenschaftliche Erfüllung von
kaum zu überschätzendem Werte zu betrachten
ist, so sollte deshalb das Werk doch nicht nur
Besitz der Fachwelt allein bleiben; vielmehr sei
jedem Freunde religiöser Kunst und des uralten
Kulturbodens, dessen kirchliche Pflanzstätten
uns aus dem Dunkel des frühesten Mittelalters
in ihrem künstlerischen Eigenwert und in ihrer
christianisierenden Bedeutung aufgehellt werden,
das Werk zwar nicht gerade als eine leichte, aber
dafür als eine um so dankenswertere Lektüre ans
Herz gelegt. Ich könnte mir denken, wenn ich
mir den mühevollen Werdegang und Aufbau des
Werkes, die hundertfältigen Wanderfahrten und
zähen Untersuchungen seines Autors vergegen-
wärtige, daß ihm der Gewinn neuer Freunde für
das alte christliche Kulturgebiet und seine künst-
lerischen Auswirkungen noch mehr Befriedigung
und Freude bereiten würde als die Anerkennung
aus den Kreisen der kunstwisenschaftlichen Fach-
welt, mit der er ohne weiteres rechnen darf.
Philipp Maria Halm
Rudolf Berliner, Denkmäler der
K r i p p e n k u n s t. Ungefähr 15 Lieferungen,
SARASER MUTTERGOTTES, UM 1375
BRÜX, DEKANATSKIRCHE
jede mit acht großen Tafelbildern. Augsburg,
Dr. Benno Filser, G. m. b. H. Jede Lieferung
M. 4.—.
Seit vorigem Jahre sind Lieferung VI—XI er-
schienen. Immer klarer tritt das wissenschaft-
liche Ziel Berliners zutage, die künstlerische und
kunsthistorische Entstehung und Entwicklung
der Krippe in Westeuropa darzustellen im Gegensatz
zu der bisher üblichen ausschließlichen Beschrän-
kung auf die volkstümlich-religiöse Seite. Christ-
kindwiegen des 15. und 16. Jahrhunderts aus
Deutschland und Italien tauchen auf, monumen-
tale Kirchenkrippen und Krippenaltäre des 14.,
15- und 16. Jahrhunderts in Italien, von einer
Eindruckskraft, wie spätere Zeiten nichts Ähn-