HELEN WIEHENS RELIGIÖSE WANDMALEREIEN
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ruhige Folie des lichtblauen Himmels,
vor der sich die Gestalten in klaren,
eindrucksvollen Umrissen abheben.
Wie fern aber hält sich das alles
von der herkömmlichen hohlen Pathe-
tik und der »idealen« Theaterpose, wie
wir sie aus der kirchlichen und welt-
lichen Historienmalerei der letzten
Jahrzehnte bis zum Überdruß kennen!
Statt dessen eine höchst erfrischende
Schlichtheit und ungezwungene, fröh-
liche Naivität des malerischen Ge-
barens, dazu in manchen Gestalten
diese seltsam herbe, taufrische Anmut,
die gleichsam wie die Ausstrahlung
echter innerlicher Beseeltheit erscheint
und uns alle die äußerlich gefällige
»Erbaulichkeit« der landläufigen Kir-
chenmalerei gerne entbehren läßt.
Von hoheitsvoller, fast streng an-
mutender Erscheinung die Madonna,
wie aus den ehrfürchtigen Vorstellun-
gen des mittelalterlichen Marienideals
neu erwachsen, — als die Himmels-
königin, die über alle irdischen Mütter
hoch erhabene Gottesgebärerin, nicht
als die nur liebliche und dabei oft fast
allzu menschlich bürgerliche Maria,
wie sie uns in den Bildwerken des
letztvergangenen Zeitalters gemeinhin
vorgestellt wurde. Betonte Bedeut-
samkeit in Haltung und Gebärde auch
bei dem gleichfalls — in bewußter
Abkehr vom Herkömmlichen nicht nur
einfach kindlichen Christusknaben. Da-
neben die prächtig erfundenen Charak-
terfiguren der drei Könige in dem
märchenhaft phantastischen und zu-
gleich so eigenartig reizvoll abgetönten
Farbenprunk ihres Aufzuges.
Wenn wir aber nach den Wurzeln
und Voraussetzungen dieser Kunst
fragen, so steigt etwa eine Erinnerung
an Giotto oder an den kühnen um-
brischen Meister Piero della Francesca
auf; aber auch Altdeutsches, aus Hans
Baldung, und stellenweise sogar etwas
Hodlerisches scheint wiederzuklingen;
jedoch es sind alle diese verschieden-
artigen Anregungskräfte so völlig mit
dem neuschaffenden Wesen der Künst-
lerin selbst verwachsen, daß sie wie
notwendige, aus persönlichem Erleben
hervorgegangene Bestandteile ihres
eigenen künstlerischen Naturells uns
entgegentreten.
Nun zu den schon oben beiläufig er-
wähnten Malereien in der Tau f k ap e 11 e
HELEN LOUISE W1EHEN-KÖLN: DIE HL. DREI KÖNIGE. FRESKO IN DER AULA DES DREIKÖNIGEN-GYMNASTUMS ZU KÖLN
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ruhige Folie des lichtblauen Himmels,
vor der sich die Gestalten in klaren,
eindrucksvollen Umrissen abheben.
Wie fern aber hält sich das alles
von der herkömmlichen hohlen Pathe-
tik und der »idealen« Theaterpose, wie
wir sie aus der kirchlichen und welt-
lichen Historienmalerei der letzten
Jahrzehnte bis zum Überdruß kennen!
Statt dessen eine höchst erfrischende
Schlichtheit und ungezwungene, fröh-
liche Naivität des malerischen Ge-
barens, dazu in manchen Gestalten
diese seltsam herbe, taufrische Anmut,
die gleichsam wie die Ausstrahlung
echter innerlicher Beseeltheit erscheint
und uns alle die äußerlich gefällige
»Erbaulichkeit« der landläufigen Kir-
chenmalerei gerne entbehren läßt.
Von hoheitsvoller, fast streng an-
mutender Erscheinung die Madonna,
wie aus den ehrfürchtigen Vorstellun-
gen des mittelalterlichen Marienideals
neu erwachsen, — als die Himmels-
königin, die über alle irdischen Mütter
hoch erhabene Gottesgebärerin, nicht
als die nur liebliche und dabei oft fast
allzu menschlich bürgerliche Maria,
wie sie uns in den Bildwerken des
letztvergangenen Zeitalters gemeinhin
vorgestellt wurde. Betonte Bedeut-
samkeit in Haltung und Gebärde auch
bei dem gleichfalls — in bewußter
Abkehr vom Herkömmlichen nicht nur
einfach kindlichen Christusknaben. Da-
neben die prächtig erfundenen Charak-
terfiguren der drei Könige in dem
märchenhaft phantastischen und zu-
gleich so eigenartig reizvoll abgetönten
Farbenprunk ihres Aufzuges.
Wenn wir aber nach den Wurzeln
und Voraussetzungen dieser Kunst
fragen, so steigt etwa eine Erinnerung
an Giotto oder an den kühnen um-
brischen Meister Piero della Francesca
auf; aber auch Altdeutsches, aus Hans
Baldung, und stellenweise sogar etwas
Hodlerisches scheint wiederzuklingen;
jedoch es sind alle diese verschieden-
artigen Anregungskräfte so völlig mit
dem neuschaffenden Wesen der Künst-
lerin selbst verwachsen, daß sie wie
notwendige, aus persönlichem Erleben
hervorgegangene Bestandteile ihres
eigenen künstlerischen Naturells uns
entgegentreten.
Nun zu den schon oben beiläufig er-
wähnten Malereien in der Tau f k ap e 11 e
HELEN LOUISE W1EHEN-KÖLN: DIE HL. DREI KÖNIGE. FRESKO IN DER AULA DES DREIKÖNIGEN-GYMNASTUMS ZU KÖLN