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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0420

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382

BÜCHERSCHAU

k o m m e r mit seiner frühesten Kirche in Saar-
brücken, der St.-Augustinus-Kirche in Heilbronn,
der Susokirche in Ulm, Neuenbürg im Schwarz-
wald, Frauenfriedenskirche in Frankfurt a._ M.,
Herz-Jesu-Kirche in Ratingen und zahlreichen Ent-
würfen. Bei Clemens Holzmeister muß man
dagegen die beschämende Konstatierung machen,
daß nur die kleine Kirche in Batschurns und die
Kaiserschützenkapelle auf dem Berg Isel ge-
baut sind, dagegen seine hervorragenden feier-
lichen Entwürfe für Nürnberg, St. Anton, Att-
nang, Bregenz, Wien usw. bis heute nicht ausge-
führt wurden. Wohl steht sein Krematorium in
Wien, das seinem eigenen religiösen Gefühl fer-
ner steht, so glänzend es architektonisch in feier-
lichster Ruhe gelöst ist. Wann wird man den
Mut haben, einem solchen hervorragend begabten
Kirchenarchitekten eine große Stadtkirche aus
erster Hand anzubieten, in einer Zeit, in der so-
viele Kräfte viel geringeren Grades Kichenbau-
ten auf Kirchenbauten aufführten? Hier tritt ein
erschreckender Mangel kultureller Verantwor-
tung bei führenden katholischen Kreisen zutage,
ein Mangel, der in früheren Jahrhunderten nicht
zu denken war! Da hat Michael Kurz trotz man-
cher Enttäuschung doch mehr Glück gehabt, an-
gefangen von seiner Herz-Jesu-Kirche in Augs-
burg-Pfersee bis zur Antoniuskirche in Augsburg
und der St.-Heinrichs-Kirche in Bamberg. Von
German Bestelm eyer sehen wir kleinere pro-
testantische Kirchen (Prien, Murnau, Kohlgrub,
Fürstenfeldbruck usw.), und die größere Friedens-
kirche in Nürnberg. Bei all diesen Architekten ist
aber das eine kennzeichnend. Sie sind nicht nur
Spezialisten im Kirchenbauen, sie sind wie in
alten Zeiten auf allen Gebieten der Baukunst hei-
misch, am weitgehendsten wohl Bestelmeyer und
Holzmeister mit ihren mächtigen städtebaulichen
Monumentalentwürfen, Herkommer mit Indu-
striebauten, Rathäusern, Landhäusern, Kurz mit
einem Altersheim, Schulz mit Pfarr- und Wohn-
häusern.
In einer ähnlichen Anordnung ist als Sonder-
druck der Zeitschrift »Neue Baukunst« das Heft
»Baurat Georg W. Buchner, Reichsbahndirek-
tion München. Neuere Bauten und Entwürfe« er-
schienen (Verlag Maximilian Maul, Berlin-Char-
lottenburg, Lützow, 10). Dr. J. M. Ritz hat die
kurze Einleitung geschrieben. Neben einigen guten
Industriebauten mit Inneneinrichtung interessie-
ren uns vor allem die Kirchen von Freihung,
Obermenzing b. München (über die wir im Jahr-
gang XXI, S. 137ff. schon eingehend berichteten),
das Exerzitienhaus »Instauratio« in Untermen-
zing, Leohaus von Gauting (geschickter Erweite-
rungsbau), Wettbewerbe von St. Martin in Nürn-
berg, Freimann, München-Bogenhausen und die
eben im Bau befindliche Kirche in Oberschleiß-
heim (mit K. K e r g 1 - München). Bei Buchner
entwickelt sich die Form aus einer heimischen
Bauart zu einer ruhigen modernen süddeutschen
V arietät.
Über den westfälischen Architekten K. W i b b e
in Hamm i. W. berichtet in einem Hefte »Bauten«
(Rhenania-Verlag, Th. P. Brunn, Düsseldorf) Max
J u c h o. Neben seinen kleinen Siedelungskirchen,
über die wir erst jüngst berichteten (Heft 8/9,
S. 257ff.) sehen wir noch zwei neuzeitliche Entwürfe.
Eine ausgezeichnet gedruckte Festschrift »Mis-
sions-Priesterseminar Pius X. der Mariann-
hiller Missionare in Würzburg. Blätter
der Erinnerung an die feierliche Konsekration der

Herz-Jesu-Seminarkirche. Flerausgcgeben von den
Missionaren von Mariannhill. Gedruckt in der
Mariannhiller Missionsdruckerei St. Joseph in
Reimlingen«, wird in breitestem Maße über Albert
B o ß 1 e t s ausgezeichnetem modernem Kloster in
Würzburg berichtet (vgl. Heft 1, S. 12 ff.). P. Domi-
nikus Sauerland stellt das Wichtigste über
»Werden und Wachsen der Mariannhiller Mis-
sion«, einer jungen Blüte des alten Trappistenklo-
sters zusammen. Reg.-Baumeister W. Schulte
bringt »technische Einzelheiten und Geschichte
des Seminarbaues«, während unser Mitschriftlei-
ter Msg. Prof. Dr. Richard Hoffmann »Semi-
narbau und Seminarkirche«, ästhetisch und stili-
stisch würdigt. Der erste Mitarbeiter P. Sauerland
beschließt mit einer Schilderung der »Konsekra-
tion der Herz-Jesu-Kirche«. Die Schrift ragt weit
über den Zweck einer momentanen Festschrift
hinaus, weil sie eine Fülle ausgezeichneter Abbil-
dungen von dem Bau und seinen Details, aber auch
von seiner Innenausstattung bringt, wie dem ge-
waltigen Herz-Jesu-Altar von Weckbecker,
dem lieblichen Terrakottaaltar des Maria-Anna-
Altars von Frl. Gossens-Biehler, den deko-
rativen Arbeiten von Albert, Heuler, R ti-
gern e r , H. Schiestl, dem ergreifenden vor-
züglichen, messinggetriebenen Kruzifix von
K. Kroher-Graf (eine Stiftung von Ministerpräsi-
dent Dr. Held). Eine solche Publikation kann auf-
klärend und richtunggebend weit über den augen-
blicklichen Zweck hinaus wirken. Daß es sich bei
diesem Bau und dieser Kirche um eine besondere
überzeugende Leistung der modernen Baukunst
handelt, geht daraus hervor, daß diese Kirche, an-
fangs bis in die maßgebendsten kirchlichen Kreise
mit Mißtrauen und Ablehnung betrachtet, heute
ein religiös-kirchlicher Anziehungspunkt für die
weitesten katholischen Kreise Würzburgs gewor-
den ist, wohl der schlagendste Gegenbeweis gegen
die angebliche Ablehnung der modernen Architek-
tur durch das katholische Volk!
Eine Weiterführung der Ideen B o ß 1 e t s findet
man in seinen »K rankenhausbauten der
Barmherzigen Brüder in Regensburg«,
Festschrift aus Anlaß der Eröffnungsfeier am
19. Juni 1929 (Verlag der Barmherzigen Brüder,
Regensburg). Auch hier wird an Hand zahlreicher
ausgezeichneter Abbildungen die überlegene orga-
nisatorische und technische Art Boßlets klar. Die
an das Krankenhaus sich anschließende stattliche
Kloster- und Krankenkirche entwickelt sich aus
einer ähnlichen Grundidee wie die Kirche inWürz-
burg, nur daß umlaufende Emporen dem Zwecke
sich besonders anpassen. Die sehr guten Glasfen-
ster sind von Prof. Felix Baumhauer entwor-
fen, von derHofglasmalereiS ch n eider ausgeführt.
Einer Kirche, die stärkste Aufmerksamkeit ver-
dient, der Heiligkreuzkirche zu Frank-
furt a. M.-B o r n h e i m , eingeweiht am 25. Au-
gust 1929, widmet Pfarrer Joseph Hohler eine
kleinere Schrift (Carolus-Druckerei Frankfurt
a. M.). Martin Weber hat nach seiner Bonifa-
tiuskirche nach einem ganz neuen Typ im Eisen-
beton gesucht, der sich durch einen hohen vorge-
legten Portikus und im Innern durch reizvoll ein-
gebaute Kapellen völlig eigenständig ausspricht.
Ebenso qualitätsvoll ist die Innenausstattung, so-
weit sie schon fertig ist: das Kreuzigungsbild an
der Altarwand von Georg Poppe, Evangelisten-
symbole am Portikus und das Vesperbild von Ar-
nold H e n s I e r. Problematisch bleibt wohl nur
die rot-weiß karrierte Tönung des Innern. Wir
 
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